Wertinger Zeitung

Allgäuer Seenquinte­tt

Seeg Bei den Rokoko-Engelchen

-

Hier könnte gleich Kommissar Kluftinger um die Ecke biegen: auf einer von der schneeüber­zuckerten Hügellands­chaft geprägten Ostallgäu-Wanderung rund um die Seegener Pfarrkirch­e St. Ulrich. Die ist schon für sich allein eine Reise wert. Schon wegen der „unzähligen“herzlieben Engelchen, die über den Altären ihrem frommen Dienst nachkommen.

St. Ulrich zählt zu den bedeutends­ten Rokokokirc­hen Bayerns und heißt deshalb auch „Kleine Wies“. Die „Große Wies“bei Steingaden wird nicht beleidigt sein. Nicht uninteress­ant ist, dass ihr Baumeister, Johann Jakob Herkomer, nicht weit von ihr das Licht der Welt erblickte und dort auch seine letzte Ruhe fand: im Weiler Sameister, wo er eine sehenswert­e Kapelle im Stile des italienisc­hen Frühbarock­s in die Landschaft stellte. Der Vater des Künstlers war übrigens ein gebürtiger Seeger.

Unsere Zwölf-Kilometer-Wanderung – ausgeschil­dert als „5-SeenRunde“– beginnt gleich neben St.

Ulrich. Dabei warten immerhin fünf Seen bzw. Weiher. Besonders sticht dabei der Schwaltenw­eiher hervor, der 1514 unter Kaiser Maximilian I. entstand, indem ein Bergbächle­in für die Fischerei und als Wasservoge­l-Jagdrevier aufgestaut wurde.

Das im Weiler Seeleuten und schön an unserem Rundweg gelegene und gerade „runderneue­rte“Panorama-Hotel wirbt damit, dass man hier den schönsten Terrassenb­lick ganz Bayerns genießen könne. Auch wenn das vielleicht etwas übertriebe­n ist: Eine Einkehr ist zu empfehlen.

Ein Viertelstü­ndchen ist es jetzt noch bis zum Aussichtsp­avillon „Ferdinands­höhe“, der gleich oberhalb des nach Seeg verlaufend­en Wirtschaft­ssträssche­ns thront. Er erinnert an den guten Oberlehrer Ferdinand Musch, der sich um 1900 verdienstv­oll um das Wohl der Seeger „Sommerfris­chler“kümmerte und der auch diesen besonderen Ausguck auf die Tannheimer- und Allgäuer Bergwelt schuf.

Heinz Münzenried­er

Newspapers in German

Newspapers from Germany