Wertinger Zeitung

„Trecker Babe“Alina kämpft für die Bauern

Proteste Mit dem Traktor geht es für Alina Zacher aus Lauingen gemeinsam mit Landwirten aus dem Landkreis Dillingen zur Demo nach Augsburg. Was sie sich wünscht

- VON TANJA FERRARI

Landkreis Es ist Sonntagmor­gen um kurz vor acht Uhr, als sich die Lauinger Hobby-Bäuerin und Influencer­in Alina Zacher sich auf ihren Traktor schwingt. An diesem Tag fährt die 22-Jährige allerdings nicht wie sonst auf das Feld, sondern ist mit rund hundert weiteren Bauern aus dem Landkreis Dillingen auf dem Weg nach Augsburg. Ihr Ziel: Sie wollen gemeinsam auf die existenzbe­drohenden Probleme in der Landwirtsc­haft aufmerksam machen und mit Ministerpr­äsident Markus Söder, der zum dortigen CSU-Neujahrsem­pfang erwartet wird, sprechen (wir berichtete­n).

Über einen gemeinsame­n Chat hatten sich die Teilnehmer der Groß-Demo über mehrere Tage hinweg organisier­t. „Ob wir überhaupt dran teilnehmen, wann wir uns treffen und welche Banner wir mitnehmen – das alles haben wir zuvor besprochen“, erklärt Alina Zacher. Ganz ohne Planung können die Landwirte Hof und Stall nämlich nicht so zurücklass­en: „Die Tiere

Die Demonstrat­ionen werden gut aufgenomme­n

wollen trotzdem versorgt werden“, sagt Zacher. Für die 22-Jährige, die ihre Erfahrunge­n in der Landwirtsc­haft mit rund 100 000 Abonnenten auf dem sozialen Netzwerk Instagram teilt, ist die Demonstrat­ion in Augsburg nicht die erste. Schon vor einigen Wochen war sie mit bunten Bannern auf ihrem Traktor in Memmingen mit von der Partie. Den Landwirten ein Gehör in der Bevölkerun­g zu verschaffe­n, ist für sie eine Herzensang­elegenheit. „Bauernstan­d ist Ehrenstand, erhält die Stadt, erhält das Land. Er ist der Pionier der Zeit und bleibt bis in die Ewigkeit“, steht auf dem Schild, das die Hobby-Bäuerin, die kürzlich in der Kabel1-Sendung „Trecker Babes“zu sehen war, am Sonntag an ihrem Schlepper befestigt.

Egal, ob auf dem Weg zur Demonstrat­ion oder während der eigentlich­en Versammlun­g: Möglichst viele Menschen sollen auf die verunsiche­rten Bauern aufmerksam werden, erzählt sie. Die Resonanz fällt dabei laut Zacher durchweg positiv aus. Selbst bei den Autofahrer­n lösten die nicht enden wollenden Züge aus Traktoren nur selten Wutausbrüc­he aus. „Wir fahren auch immer wieder einmal auf die Seite und lassen die schnellere­n Verkehrste­ilnehmer an uns vorbeizieh­en“, erklärt sie. Menschen, die es besonders eilig haben, gäbe es allerdings immer.

Die Bauern hofften von Söder angehört zu werden, dann gehe es wieder zurück auf den Hof, berichtet Zacher. Doch die Bedenken, die viele Landwirte plagen, bleiben zurück. „Existenzan­gst habe ich in beinahe jedem Gespräch deutlich heraushöre­n können“, erinnert sie sich. Doch es ist nicht nur Angst, die der Hobby-Bäuerin auf dem Augsburger Plärrer ständig begegnet. Auch viele Fragezeich­en sieht sie in den Gesichtern der Landwirte. „Viele wissen nicht, wie die Zukunft aussehen wird und was noch kommt.“Wie alle Demonstran­ten wünscht sich auch die 22-Jährige ein Umdenken in der Politik. Die Bauern würden vielleicht nicht mehr den größten Teil der Wähler ausmachen, doch an der Landwirtsc­haft hingen viele Arbeitsplä­tze, meint sie. Dem Druck, noch mehr für das Tierwohl zu tun und außerdem möglichst günstige Preise anzubieten, könnten Landwirte auf die Dauer nicht standhalte­n. Während in Deutschlan­d immer mehr Auflagen die Arbeit erschwerte­n und Produkte verteuerte­n, würden Verbrauche­r aus dem Ausland importiert­e Güter kaufen. „Günstig soll es sein – keiner möchte freiwillig mehr bezahlen“, empört sich die Lauingerin. Wenn Milch teurer wird, beschwere sich jeder. Geld für Markenklei­dung, teure Smartphone­s oder Autos sei allerdings immer übrig. Dass Konsumente­n größtentei­ls nur im Supermarkt einkauften und nicht vor Ort die Landwirte unterstütz­ten, hält Zacher für ein generelles Problem. „Wer einmal sieht, wie ein Hof funktionie­rt, bekommt auch neuen Respekt“, erklärt die 22-Jährige. Deshalb appelliert sie an alle, auf die Bauern zuzugehen.

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Fotos: Alina Zacher Gemeinsam mit rund 100 Bauern aus dem Landkreis nimmt Alina Zacher am Sonntag an der Demo auf den Augsburger Plärrer teil. Sie wollten mit Ministerpr­äsident Markus Söder über ihre Lage sprechen.
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Hobby-Bäuerin Alina Zacher demonstrie­rt für den Bauernstan­d.

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