Wohin führt Martin Schmidt den FCA?
Analyse Nach der kurzen Saisonunterbrechung steigt der Fußball-Bundesligist gegen Dortmund in die Rückrunde ein. Warum die nächsten Wochen für den Verein so bedeutend sind
Augsburg Die kurze Vorbereitungsphase vor der Rückrunde hat der FC Augsburg mit der Rückkehr aus Malta abgeschlossen. Nun befindet sich der Fußball-Bundesligist wieder im Liga-Alltag, ab heute stellt Trainer Martin Schmidt seine Mannschaft gezielt auf den nächsten Gegner ein. Zum Auftakt empfängt der FCA zu Hause den Meisterschaftsanwärter Borussia Dortmund (Samstag, 15.30 Uhr). Fragen, Antworten und eine Einschätzung vor dem Rückrundenstart.
Welchen Eindruck hat die Mannschaft im Trainingslager hinterlassen?
Während Trainer Schmidt im Sommer einen unvollständigen Kader verwalten musste, konnte er nun auf eine eingespielte Mannschaft zurückgreifen. Neuzugänge, die nach Liga-Start eintrafen, sind integriert und mit Abläufen und Umfeld in Augsburg vertraut. Erfolgserlebnisse in der zweiten Hälfte der Vorrunde haben für Selbstvertrauen, gute Laune und nötige Lockerheit gesorgt. Dies war auf Malta zu spüren.
Sind die Kaderplanungen abgeschlossen?
Mit Eduard Löwen hat Sportgeschäftsführer Stefan Reuter die Kaderlücke nach dem Abgang des unzufriedenen Michael Gregoritsch geschlossen. Darüber hinaus besteht wenig Handlungsbedarf, weil Konkurrenzkampf besteht und die Spieler teils flexibel einsetzbar sind. Alle Positionen sind mindestens doppelt besetzt. Eher werden noch eigene Spieler ausgeliehen. Heißester Kandidat ist dabei Reece Oxford. Der 21-jährige Engländer, der nach einer einjährigen Leihe vor dieser Saison für geschätzte zwei Millionen Euro fest von West Ham United verpflichtet wurde und einen Vertrag bis 2023 erhielt, soll zum niederländischen Erstligisten VVVVenlo ausgeliehen werden. Das berichten englische Medien. Recherchen unserer Zeitung haben ergeben, dass der Deal kurz vor dem Abschluss stehen soll. Der Innenverteidiger war offiziell aus gesundheitlichen Gründen nicht mit ins Trainingslager nach Malta gereist.
Welche Aufgaben warten jetzt auf den Trainer?
Nach dem mäßigen Saisonstart
die Kritik an seiner Arbeit, manch einer reduzierte den Schweizer auf seine Motivationskünste. Inzwischen steht fest: Seine körperlich anspruchsvolle Spielweise und seine taktische Idee, beruhend auf aggressivem Verteidigen und Umschaltspiel, bringt Erfolg. Schmidt hat in den vergangenen Wochen viel Überzeugungsarbeit geleistet, die Spieler vertrauen seinen Matchplänen. Nächster Schritt wird sein, in eigenem Ballbesitz Lösungen zu finden, um besser auf Rückstände und defensive Gegner reagieren zu können.
Mit welcher Stammelf geht der FCA in die Rückrunde?
Die Findungsphase ist abgeschlossen, das Gerüst steht, die Startelf ist eingespielt und hat Erfolge gefeiert. Wenn Schmidt Veränderungen vornimmt, dann in geringem Maß. Der flexible Zentrumspieler Löwen hat in den Testspielen einen guten Eindruck hinterlassen, fiel durch Fitness, ein Tor und zwei Vorlagen auf. Sein eigener Anspruch ist, schnellstmöglich Stammspieler zu werden. Womöglich läuft er bereits gegen Dortmund auf. Weiterhin mit dem Status als Ersatzspieler zurechtkommen müssen wohl Felix Uduokhai, André Hahn oder Jan Moravek. Der Konkurrenzkampf wird sich nochmals verschärfen, wenn Alfred Finnbogason und Raphael Framwuchs berger hundertprozentige Fitness erreicht haben.
Wie sind die Erfolgsaussichten gegen Borussia Dortmund?
Im Hinspiel waren die Augsburger chancenlos und wirkten in allen Belangen überfordert. Das hatte mit der damaligen personellen Situation und den unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen der Spieler zu tun. Teils hatten diese Verletzungen hinter sich und befanden sich nicht im höchsten Fitnesszustand. Doch dieser ist nötig, um die laufintensive Spielweise des Trainers umzusetzen. Inzwischen verfügt Schmidt über „Rennmaschinen“, wie er es nennt. Läuferisch sollte der FCA mithalten können. Zudem dürfte es den Gastgebern liegen, auf einen spielstarken Gegner mit Eigeninitiative zu treffen. Der FCA wird auf Balleroberungen und Umschaltmomente lauern.
Mit welchen Zielen geht der FCA in die Rückrunde?
An der grundsätzlichen Zielvorgabe hat sich nichts geändert. Augsburg hat eine ordentliche, aber keine außergewöhnlich erfolgreiche Hinrunde gespielt und strebt nach dem Liga-Verbleib. Ist dieser erreicht, werden die Ziele angepasst. Wo sich der FCA im Endklassement einordnen wird, hängt maßgeblich vom Abschneiden in den kommenden Wochen ab. Haben Mannschaft und Trainer die richtigen Schlüsse aus der Vorrunde gezogen? Konnte man die Form aus der Endphase der Vorrunde mitnehmen? In den nächsten Begegnungen wird sich zeigen, wie gefestigt und stabil die Mannschaft tatsächlich ist. Ob sie nicht nur Konkurrenten auf Augenhöhe gewachsen ist, sondern sich ebenso in Duellen mit Spitzenteams behaupten kann.
Welche Prognose lässt sich abgeben? Wo wird der FCA landen?
Die Voraussetzungen sind bedeutend besser als im Sommer. Trainer Schmidt kann auf eine eingespielte Elf mit Selbstvertrauen zurückgreifen. Der Kader besitzt Qualität und ist breit aufgestellt, er ist einer der besten, den Augsburg in der Bundesliga je hatte. Mit Michael Gregoritsch hat der Verein einen unzufriedenen Profi abgegeben, der das Binnenklima stören kann. Gelingt es, die Form der Vorbereitung beizubehalten und in den nächsten Wochen mehr Punkte zu holen als zum gleichen Zeitpunkt in der Vorrunde, scheint ein einstelliger Tabellenplatz realistisch. Aus dem Kampf um den Klassenerhalt sollte sich der FCA in dieser Saison frühzeitig verabschieden.