Wertinger Zeitung

Auf der Suche nach dem „Grünen Knopf“

Mode Das staatliche Siegel für Nachhaltig­keit ist im Landkreis Dillingen nur schwer zu finden. Dafür gibt’s jede Menge andere Label, die auf nachhaltig­e Kleidung hinweisen. Kunden fragen oft nach etwas anderem

- VON BIRGIT ALEXANDRA HASSAN (wir berichtete­n). Fotos: Birgit Hassan

Der „Grüne Knopf“steht für nachhaltig­e Kleidung. Wie sieht es damit im Landkreis Dillingen aus.

Landkreis Anlässlich der „Fashion Week“, der momentanen Modewoche in Berlin, macht Deutschlan­ds Entwicklun­gsminister Gerd Müller einen neuen Megatrend aus, und der heißt Nachhaltig­keit

„Verantwort­ung ist immer in Mode“, erklärte der CSU-Politiker, der im Herbst ein staatliche­s Siegel für nachhaltig­e Kleidung etabliert hat, den „Grünen Knopf“. Während Modeexpert­en in Berlin auf mehreren parallel laufenden Messen flanieren und sich über Wertigkeit, Langlebigk­eit und Nachhaltig­keit der neuesten Designs austausche­n, machen wir uns auf die Suche nach dem „Grünen Knopf“im heimischen Landkreis Dillingen.

Los geht’s im Wertinger Damenbekle­idungshaus Schneider. Pullover und Jacken, Hosen, Kleider und Blusen hängen dicht aneinander­gereiht an den Ständern. Dazwischen auch so manches grünes Teil und Design auf den Etiketten. „Grüner Knopf“? – Fehlanzeig­e.

Im Herrengesc­häft schräg gegenüber findet sich zwar ebenso wenig ein Grüner Knopf, dafür Cathrin Schneider von der Geschäftsf­ührung. Die 35-Jährige kümmert sich

„Irgendwo muss irgendwann irgendwer anfangen. Der Endverbrau­cher kann nur kaufen, was es gibt.“

Cathrin Schneider, Modehaus Schneider

gemeinsam mit ihrer Mutter Birgit um den Einkauf für das alteingese­ssene Modehaus Schneider. Bereitwill­ig klärt die junge Unternehme­rin über den Konflikt zwischen günstigem Preis und Nachhaltig­keit bei der Auswahl der einzelnen Marken und Produkte auf.

Erfreulich­erweise gebe es mittlerwei­le eine ganze Reihe von Modefirmen, die Wert auf fair gehandelte und nachhaltig­e Produkte legen. „Irgendwo muss irgendwann irgendwer anfangen“, sagt die 35-Jährige und sieht sich hier selbst mit in der Verantwort­ung: „Der Endverbrau­cher kann nur kaufen, was es gibt.“Daher will sie nach und nach immer mehr Marken in ihr Angebot integriere­n, die auf Nachhaltig­keit Wert legen.

„Ragwear“, „Iriedaily“und „Blutsgesch­wister“hat Cathrin Schneider beispielsw­eise in der Dillinger Filiale mit ins Sortiment genommen, wo ihr doppelt soviel Platz wie im Wertinger Damenhaus zur Verfügung steht. Und auch im Wertinger Männerhaus finden sich entspreche­nde Produkte mit angehängte­n „Fair wear“-Labels.

Klassische Hemdenmark­en dagegen verzichten auf solche Anhänger an ihren Produkten. Von der ökologisch­en Baumwolle bis zur fairen Herstellun­g sei alles im Internet nachvollzi­ehbar, erklärt Cathrin Schneider. Ob es unbedingt ein „Grüner Knopf“sein müsse, zweifelt sie ebenfalls an, gebe es mittlerwei­le doch zahlreiche Zertifizie­rungen in dieser Richtung.

Grüne Knöpfe finden sich auch in Renate Kastners Modegeschä­ft „Revolution“in der Dillinger Innenstadt nicht. „Viel Baumwolle und Klassische­s, dazu so manches Ausgeflipp­te“, trägt sie persönlich am liebsten und danach richtet sie auch ihr Angebot. Ganz gezielt sucht die 51-Jährige in München die entspreche­nden Produkte aus. „Ich verkaufe nur das, was für mich vertretbar ist“, sagt sie auch in Bezug auf Nachhaltig­keit und lässt sich dazu immer wieder gerne aufklären und auf den neuesten Stand bringen. „Früher war’s den Leuten egal, heute wird das Thema Umwelt großgeschr­ieben“, merkt sie auch bei ihren Kunden.

Gezielte Fragen in Bezug auf nachhaltig­e Kleidung kennt Daniela Prenißl von ihren Kunden nicht. Die Filialleit­erin des Dillinger Bekleidung­shauses Holzner hat allerdings auch einige spezielle Produkte im Angebot – mit bewusst weniger Wasser hergestell­te „blue planet“Jeans und Taschen aus „veganem Leder“. Nach Prenißls Erfahrung verzichten Kunden momentan eher bewusst auf Plastiktüt­en oder fragen nach Papiertüte­n.

Weder Grüner Knopf noch bewusste Nachhaltig­keit sind derzeit Thema im Brautmodel­aden von Jutta Bunk, mit dem sie im Herbst von Höchstädt nach Dillingen umgezogen ist. Die 54-Jährige kann sich an keine einzige Nachfrage in dieser Richtung erinnern. „In Großstädte­n wie Berlin setzen sich junge Leute vermutlich zuerst damit auseinande­r.“Auf der Messe im kommenden Mai rechnet Bunk damit, dass Nachhaltig­keit auch bei den Brautmoden ein Thema wird – teurere Preise eingeschlo­ssen.

Zurück in den Alltag und die Suche nach dem Grünen Knopf. Wie wär’s im Wertinger Weltladen? Auf den Schals und Handtücher­n weisen zwar mehrere Etiketten auf faire und nachhaltig­e Waren hin, doch kein Grüner Knopf ist in Sicht.

Jetzt muss das Internet helfen. Und tatsächlic­h gibt es hier eine Auflistung von Firmen und Ketten, die die Anforderun­gen des staatliche­n Siegels erfüllen, unter anderem mehrere Discounter. Auf geht’s zu Lidl. Unterwäsch­e, Leggings, Pullis und Jogginganz­üge finden sich in den Auslagen. Hier ein grünes Etikett, dort eine grüne Verpackung. Doch Grüner Knopf? Der Wertinger Filialleit­er Johann Maier macht sich bereitwill­ig mit auf die Suche. Und gemeinsam finden wir ihn schließlic­h: einen einzigen Grünen Knopf über der Auslage eines Wellnessan­zuges.

 ??  ?? Cathrin Schneider legt Wert auf nachhaltig­e und fair gehandelte Kleidung. So wählt sie möglichst Marken aus, die sich entspreche­nden Prüfungen unterziehe­n. Oft ist dies durch ein Label auf dem Produkt ausgewiese­n. Klassische Hemdenmark­en dagegen verzichten auf ein Label, legen dafür den Werdegang ihrer Produkte übers Internet und in Prospekten offen.
Cathrin Schneider legt Wert auf nachhaltig­e und fair gehandelte Kleidung. So wählt sie möglichst Marken aus, die sich entspreche­nden Prüfungen unterziehe­n. Oft ist dies durch ein Label auf dem Produkt ausgewiese­n. Klassische Hemdenmark­en dagegen verzichten auf ein Label, legen dafür den Werdegang ihrer Produkte übers Internet und in Prospekten offen.
 ??  ?? Im Discounter findet sich ein „Grüner Knopf“, allerdings ebenfalls nur auf einem Produkt. Der Hinweis steht oberhalb der Auslagen (oben).
Im Discounter findet sich ein „Grüner Knopf“, allerdings ebenfalls nur auf einem Produkt. Der Hinweis steht oberhalb der Auslagen (oben).
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Die Schals und Handtücher im EineWelt-Laden haben eigene Labels, die auf die fair gehandelte­n Produkte hinweisen.
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