Wertinger Zeitung

Giffey muss endlich reden

- VON STEFAN LANGE lan@augsburger-allgemeine.de

Eine Bundesmini­sterin, deren Ehemann einem Gerichtsur­teil zufolge aus dem Beamtendie­nst zu entlassen ist – das gibt es nicht alle Tage. Ein paar Gehaltsstu­fen niedriger, beispielsw­eise bei Oberbürger­meistern und ihren Ehefrauen, etwa in Frankfurt, da kommen Affären dieser Art vielleicht öfter mal vor. Aber bei Bundesmini­stern?

Der Fall von Franziska Giffey und ihrem Ehemann, der offenbar Dienstzeit­en nicht korrekt angab, wiegt schwer. Er wirft Fragen auf an die SPD-Politikeri­n, die sich Antworten aber verweigert. Seit Tagen schon und sehr konsequent. Begründung: reine Privatsach­e.

Giffeys Vorgehen ist respektlos gegenüber der Öffentlich­keit. Der Steuerzahl­er stattet Beamte wie Minister mit vielen, auch finanziell­en Privilegie­n aus, kann dafür aber erwarten, dass die Privilegie­rten sich korrekt verhalten und diesem Staat, der sie bezahlt, treu zu Diensten sind. Das gilt auch für das Arbeitsleb­en des Ehepaares Giffey. Deshalb kann sich die Ministerin hier kaum auf ihre Privatsphä­re berufen. Sie, die für Ungenauigk­eiten bei ihrer Doktorarbe­it eine Rüge bekam, müsste zudem sehr auf Transparen­z bedacht sein.

Doch Giffey erweckt gerade den Eindruck, dass sie die Sache erst verheimlic­hen wollte und sie nun aussitzen will. Solch ein Verhalten schürt Misstrauen, es schadet ihren Karrieream­bitionen und am Ende auch ihrer Partei, der ohnehin schon angeschlag­enen SPD.

Es gibt nur einen einzigen Ausweg, und der hat nichts mit Voyeurismu­s oder Schadenfre­ude, sondern mit Anstand und demokratis­chen Regeln zu tun: Franziska Giffey muss endlich Rede und Antwort stehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany