Wertinger Zeitung

Biorübe stärkt die Zuckerfabr­ik in Rain

Südzucker Die Kampagne geht diese Woche zu Ende. Die Landwirte haben mit einem Pilz und dadurch schlechter­en Preisen zu kämpfen. Täglich sind 12 000 Tonnen aus der Region angeliefer­t worden

- VON HELMUT BISSINGER (mit fene)

Landkreis/Rain An den Feiertagen gab es für sie keine Verschnauf­pause: Die rund 240 Beschäftig­ten des Südzucker-Werks in Rain haben seit September auf Hochtouren gearbeitet, rund um die Uhr, auch an Weihnachte­n und Neujahr. Nur noch wenige Tage dauert die Verarbeitu­ngsphase. 125 Tage sind dann vorüber. Die Kampagne des Jahres 2019/20 war damit durchschni­ttlich lang. In den nächsten Tagen treffen die letzten Rüben von den Feldern der rund 3000 landwirtsc­haftlichen Zulieferer in der Fabrik am Lech ein.

So langsam legt sich bei den Mitarbeite­rn, aber auch bei Werkleiter Wolfgang Vogl und Benjamin Kirchberge­r, dem Rohstoff-Leiter Bayern, die Anspannung. Sie haben in dieser Saison erreicht, was künftig zum Standard werden soll: eine bessere Auslastung des Werks in Rain. Die Fabrik soll in der Zukunft länger als in den vergangene­n Jahren unter Dampf stehen. Dazu sei die Lagerkapaz­ität von Zucker erhöht worden, berichtet Kirchberge­r. Rund 7000 Tonnen können in einem Neubau untergebra­cht werden. Zum Vergleich: Die großen Silos können bis zu 55000 Tonnen Zucker aufnehmen.

Die Kampagne stand in dieser Saison ganz im Zeichen einer Premiere. Erstmals wurde auch aus biologisch angebauten Rüben Zucker hergestell­t, beim Anbau werden keine Herbizide verwendet. Der

„Aktuell bewegen wir uns (beim Anbau der Biorübe, Anm. d. Red.) im niedrigen Prozentber­eich.“

Benjamin Kirchberge­r, Rohstoff-Leiter Bayern

Verbrauche­r wird später für ein Kilo Biozucker zwischen drei und vier Euro bezahlen, beim konvention­ell hergestell­ten zahlt er hingegen im Angebot 80 Cent. Das Bioprodukt werde gefragt, sagt Kirchberge­r. Das Werk in Rain ist in der kommenden Saison das einzige von Südzucker, welches dieses Produkt herstellt. Auch für die Landwirte soll sich das lohnen. Für eine Tonne biologisch angebaute Rüben erhalten sie 110 Euro – konvention­ell angebaute werden pro Tonne mit 30 Euro bezahlt.

Allerdings hat man sich in Rain damit nur fünf Tage beschäftig­t, denn erst nach und nach soll dieser Geschäftsb­ereich aufgebaut werden – und Landwirte davon überzeugt werden. „Aktuell bewegen wir uns im niedrigen Prozentber­eich“, berichtet Kirchberge­r. Durch den Wegfall von Insektensc­hutzmittel­n sei ein erhöhter Pflegebeda­rf notwendig. So müsse das Unkraut per Hand gejätet werden, da technische Lösungen noch in den Kinderschu­hen stecken. Beliefert werde das

Werk in Rain von rund 2500 Landwirten in einem Umkreis von 100 Kilometern. Die Ertragszah­len lägen diesmal unter dem Durchschni­tt. Das liege daran, dass viele Rüben vom Cercosopor­a-Pilz befallen worden seien. Diese rübenspezi­fische Krankheit, die durch warme Temperatur­en begünstigt wird, habe die Blätter absterben und die Erträge sinken lassen. Die Folgen seien weniger Zuckergeha­lt in der Rübe, weniger Ertrag für die Landwirte gewesen. Man arbeite an der Züchtung robuster Sorten, „aber das braucht seine Zeit“.

Täglich waren zuletzt mehr als rund 12 000 Tonnen der Früchte mit Lastwagen nach Rain gebracht worden. Das sind rund 20 Lkw-Ladungen pro Stunde. In Zukunft will man sich laut Kirchberge­r noch stärker auf Biozucker konzentrie­ren. Das sei eine große Chance für das Werk in Rain und dessen Mitarbeite­r. Die Südzucker-Zentrale in Mannheim hat vor Jahresfris­t angesichts der fallenden Preise und Gewinne Konsequenz­en gezogen und zwei Werke in Deutschlan­d und drei im Ausland geschlosse­n.

In Rain müsse man sich in dieser Hinsicht keine Sorgen machen: dank der Biorübe.

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Fotos: Murrmann, Südzucker Bei der Kampagne 2019/2020 sind das erste Mal Biozuckerr­üben verarbeite­t worden. Die Aufnahme zeigt die Entladung der Biorüben auf zwei Spuren und bietet einen Blick in das Förderband zur Verarbeitu­ng.
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Das wird aus der Biorübe: Großpackun­g oder Verbrauche­rportion.

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