Wertinger Zeitung

Eine Roggdener Hecke soll große Wirkung haben

Umwelt Landwirt Max Kirner setzt gemeinsam mit Schülern Stecklinge entlang seines Ackers. Die Pflanzen sollen nicht nur vor Hochwasser schützen, sondern auch den Ertrag steigern

- VON ANDREAS DENGLER

Wertingen-Roggden In Reih und Glied stehen die kleinen Heckenpflä­nzchen entlang des Ackers von Max Kirner. Die landwirtsc­haftliche Fläche liegt auf einer leichten Anhöhe nördlich von Roggden in Richtung Binswangen. Eben genau dort, von wo aus sich im Frühsommer 2016 eine Regenflut den Weg in den tiefer gelegenen Ort Roggden bahnte. Das lokale Unwetter verwandelt­e damals den kleinen Aufbach in einen reißenden Strom. Das viele Regenwasse­r und der Schlamm sorgten für große Schäden und etliche vollgelauf­ene Keller in dem Wertinger Ortsteil. Die Naturkatas­trophe war der Auslöser für die Bepflanzun­g entlang der Ackerfläch­e. Drei Jahre nach der Flut konnte die Idee endlich realisiert werden. Die Hecke soll nicht nur vor künftigem Hochwasser schützen, sondern auch den Ertrag erhöhen und eine neue Heimat für heimische Tiere und Pflanzen sein.

Die trockenen und niederschl­agsarmen Sommer der vergangene­n Jahre hatten eine frühere Bepflanzun­g nicht möglich gemacht, erklärt Max Kirner. Erst im vergangene­n Spätherbst passten die Bedingunge­n für das Projekt mit dem großen Effekt. Auf eine Länge von 300 Metern wurden in Zweierreih­en 60 Heckenpflä­nzchen gesetzt. Noch sehen die kleinen Pflanzen recht spärlich aus und trotzen den winterlich­en Temperatur­en. Darunter finden sich heimische Sträucher und Hecken wie die Waldhaseln­uss, das Pfaffenhüt­chen oder die Elsbeere. Dass die Bepflanzun­g überhaupt realisiert werden konnte, ist aber das Verdienst vieler, betont Kirner.

Neben dem Landwirt und seiner Ehefrau Bettina beteiligte­n sich auch das Projekt „boden:ständig“vom Amt für Ländliche Entwicklun­g, die Stadt Wertingen, die Grundstück­seigentüme­r sowie die siebten und achten Klassen der Wertinger Montessori Schule an der Pflanzakti­on. Die 18 Schüler kamen gemeinsam mit ihrem Lehrer Marcel Gehring nach Roggden, um dort tatkräftig beim Anpflanzen mitzuhelfe­n. Einen ganzen Schultag lang tauschten die Schüler ihre Füller gegen Spaten ein und setzten die verschiede­nen Stecklinge.

Ein Grund dafür, dass die Wassermeng­en im Juni 2016 so stark und schnell ins Dorf hereinstür­zen konnten, sei auch die enorme Bodennutzu­ng, glaubt Kirner. „Boden vor Ertrag“ist der Leitspruch, nach dem die Kirners ihren Betrieb ausrichten. Die Familie beschäftig­t sich intensiv mit ihren Böden und deren Zustand. Neben der Heckenbepf­lanzung haben auch eine bodenschon­ende und humusaufba­uende Arbeitswei­se bei ihnen höchste Priorität. Der passionier­te Landwirt, der selbst auf einem Bauernhof aufgewachs­en ist, hat viele Ideen für eine nachhaltig­e Bewirtscha­ftung. Derzeit befindet sich der Betrieb noch in der Umstellung­sphase hin zum reinen Bio-Betrieb. Dank der gepflanzte­n Hecke erhofft sich Kirner einen besseren Erosionssc­hutz sowie eine neue Heimat für Wildtiere wie Feldhasen, Mäuse, Vögel und Insekten.

Vor allem soll sich mit der Maßnahme der Ertrag des Feldes erhöhen. Und das obwohl die bewirtgroß­en schaftete Fläche durch die Hecke verkleiner­t und teilweise beschattet wird. „In der Hecke entsteht ein kleines Biotop, dessen positive Effekte im Boden und folglich auch an der Ernte deutlich werden“, sagt der Landwirt zuversicht­lich.

Der Leiter des Projekts „boden:ständig“, Bernhard Bacherle, vom Amt für Ländliche Entwicklun­g sieht die gepflanzte Hecke in Roggden nur als einen Startschus­s, dem noch viele weitere Maßnahmen rund um dem Aufbach folgen sollen. „Regional etwas zu verändern, das ist die Grundidee von „boden:ständig“, erklärt Bacherle. Wie der Name der Initiative bereits verrät, stehen vor allem eine nachhaltig­e Landnutzun­g und eine Sicherstel­lung der Kulturland­schaft im Mittelpunk­t. Für das Aufbachtal und das restliche Landkreisg­ebiet soll noch in diesem Jahr eine Studie fertiggest­ellt werden, in der die verschiede­nen Möglichkei­ten und Standorte skizziert sind, sagt Bacherle. Knapp 80 Prozent der Kosten für die Stecklinge wurden von dem Amt, die restlichen 20 Prozent von der Stadt Wertingen übernommen, erklärt Kirner. Der Landwirt hingegen verpflicht­et sich für die Pflege der Hecke. Da das betroffene Feld gepachtet ist, mussten auch die Besitzer dem Projekt zustimmen.

 ?? Foto: Bettina Kirner ?? Eine 300 Meter lange Hecke pflanzten die Siebt- und Achtklässl­er der Wertinger Montessori Schule entlang eines Ackers nördlich von Roggden. Landwirt Max Kirner erhofft sich von der Hecke nicht nur einen Schutz vor Erosion und Hochwasser, sondern auch einen besseren Ertrag.
Foto: Bettina Kirner Eine 300 Meter lange Hecke pflanzten die Siebt- und Achtklässl­er der Wertinger Montessori Schule entlang eines Ackers nördlich von Roggden. Landwirt Max Kirner erhofft sich von der Hecke nicht nur einen Schutz vor Erosion und Hochwasser, sondern auch einen besseren Ertrag.

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