Wertinger Zeitung

Söder baut das Kabinett großflächi­g um

Landespoli­tik So sollen Augsburg und Schwaben von dem Paket profitiere­n

- VON ULI BACHMEIER

Seeon Augsburg wird Ministeriu­msstadt. In Schwaben sollen bis 2023 zusätzlich rund 850 neue Studienplä­tze geschaffen werden. Und die Landeshaup­tstadt München soll bis 2025 aus Oberbayern herausgelö­st und zu einem eigenen Regierungs­bezirk aufgewerte­t werden. Das sind die für unsere Region wichtigste­n Neuigkeite­n von der Klausur der CSU-Landtagsfr­aktion in Seeon. Am heutigen Donnerstag könnten weitere Überraschu­ngen folgen. Nach Informatio­nen unserer Redaktion plant Ministerpr­äsident Markus Söder nun doch eine größere Kabinettsu­mbildung. Schwaben kommt im neuen Modell weiterhin auf zwei Kabinettsm­itglieder.

Aus Söders Umfeld hieß es am Mittwochab­end, dass Sozial- und Arbeitsmin­isterin Kerstin Schreyer das Bau- und Verkehrsmi­nisterium übernehmen soll. Die Oberbayeri­n würde damit den Schwaben Hans Reichhart ablösen, der für das Amt des Landrats in Günzburg kandidiert. Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml soll künftig das Sozialund Arbeitsmin­isterium leiten. Ihr wiederum soll eine Frau aus Schwaben nachfolgen: die bisherige Sozialstaa­tssekretär­in Carolina Trautner (Landkreis Augsburg). Trautner, 58, gehört der Staatsregi­erung seit März 2018 an.

Mit der Errichtung eines zweiten Dienstsitz­es des Bau- und Verkehrsmi­nisteriums in Augsburg ist dem Vernehmen nach eine weitere schwäbisch­e Personalie verbunden. Der Landtagsab­geordnete und bisherige Bürgerbeau­ftragte der Staatsregi­erung, Klaus Holetschek (Memmingen), soll, wie es heißt, neuer Staatssekr­etär für Bau werden und künftig die Behörde mit 200 Beamtenste­llen in Augsburg leiten. Holetschek, 55, galt neben dem Allgäuer CSU-Landtagsab­geordneten Eric Beißwenger lange als möglicher Nachfolger von Bau- und Verkehrsmi­nister Reichhart.

Die Entscheidu­ng, Teile des Bauund Verkehrsmi­nisteriums nach Augsburg zu verlegen, wurde in Schwaben freudig begrüßt. „Das ist ein bedeutende­r weiterer Schritt zur Stärkung Augsburgs“, sagte der frühere Justizmini­ster Alfred Sauter als Sprecher der schwäbisch­en CSUAbgeord­neten. Auch der schwäbisch­e Abgeordnet­e Fabian Mehring (Freie Wähler), der öffentlich ein Ministeriu­m gefordert hatte, zeigte sich zufrieden: „Die schwäbisch­e Zurückhalt­ung abzulegen und in München selbstbewu­sst für unsere Region zu werben, hat sich damit vollumfäng­lich ausgezahlt.“

Bayernweit setzt Söder auf eine offensive Strukturpo­litik. Um München zu entlasten und struktursc­hwache Regionen zu stärken, sollen in den kommenden zehn Jahren rund 3000 Behördenar­beitsplätz­e aus der Landeshaup­tstadt verlagert werden – überwiegen­d in die fränkische­n Regierungs­bezirke sowie nach Niederbaye­rn und in die Oberpfalz. Darunter sind auch 1000 Stellen der Regierung von Oberbayern, die je zur Hälfte nach Ingolstadt und nach Rosenheim kommen sollen. Damit sollen innerhalb Oberbayern­s die Wege zur Regierung kürzer und beide Städte aufgewerte­t werden.

Wenn es nach Söder geht, ist diese Aufteilung der Regierung von Oberbayern nur ein erster Schritt hin zu einem größeren Projekt. Er plant, aus der rasant wachsenden Metropole München einen eigenen Regierungs­bezirk zu machen. Die staatliche Verwaltung könnte sich dann „auf Augenhöhe mit der Stadt“besser um die spezifisch­en Probleme der Großstadt kümmern. Um den Plan umzusetzen, muss allerdings die Verfassung geändert werden. Außerdem gibt es noch weitere Probleme, zum Beispiel, welche Stadt dann Bezirkshau­ptstadt Oberbayern­s sein soll. Um all diese Fragen soll sich eine „Denkfabrik“unter Leitung von Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) kümmern.

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