Wertinger Zeitung

Die Kinder warten sehnsüchti­g auf Schnee

Die Jahreszeit ist bislang außergewöh­nlich mild. Den Schnee vermissen vor allem die Kinder, die in Oberliezhe­im Skifahren wollen. Auch in anderen Bereichen wirkt sich das Wetter aus – zum Teil positiv, zum Teil negativ

- VON ANDREAS SCHOPF

Der Winter im Landkreis Dillingen ist bislang außergewöh­nlich mild. Das hat positive und negative Auswirkung­en.

Die Kinder kennen den Wetterberi­cht derzeit besser als er selbst, sagt Bernhard Sporer. Jeden Morgen werfen die Kleinen einen gespannten Blick aus dem Fenster, um zu sehen, ob er nicht doch endlich da ist, der erste Schnee. Die Frage, wo der Winter bleibt, beschäftig­t vor allem rund um Oberliezhe­im. Sporer ist Vorsitzend­er im dortigen Skiclub, der im Bissinger Ortsteil jedes Jahr einen Skilift betreibt – wenn dafür Schnee liegt. Doch der fehlt bislang. Für die Jahreszeit ist es zum Teil außergewöh­nlich mild. Daran, dass man in Oberliezhe­im die Piste herunterwe­deln kann, ist derzeit nicht zu denken. „Die Kinder warten gespannt“, sagt Sporer. Und auch er selbst hofft, dass die Anlage, die seit

November aufgebaut ist, demnächst zum Einsatz kommen kann. Der Lift rechnet sich finanziell nur, wenn er etwa zehn Tage in der Saison läuft. Ansonsten machen die Organisato­ren durch TÜV-Gebühren, Versicheru­ng oder Unterhalt ein Minus. „Aber ich bin guter Dinge“, sagt Sporer. Die „Hauptsaiso­n“sei erfahrungs­gemäß für Ende Januar oder Anfang Februar zu erwarten. Und selbst, wenn der Lift nicht in Betrieb gehen würde, könnte der Skiclub eine Saison mit Beiträgen überbrücke­n, ohne in finanziell­e Schieflage zu geraten. „Aber das wäre natürlich nicht im Sinne des Erfinders“, sagt Sporer. Für den Fall, dass Schnee kommt, können Interessen­ten auf der Internetse­ite der Gemeinde nachschaue­n, ob der Lift geöffnet hat.

Das milde Wetter hat auch Auswirkung­en auf andere Bereiche. Den Winterdien­st zum Beispiel. Für die Mitarbeite­r der Bauhöfe bedeutet die dunkle und kalte Jahreszeit eigentlich viele Überstunde­n. Wenn es schneit und auf den Straßen glatt ist, muss der Winterdien­st rund um die Uhr parat stehen – auch tief in der Nacht. Solche Schichten fallen derzeit – wetterbedi­ngt – größtentei­ls weg. „Natürlich machen die Mitarbeite­r nicht in dem Maße Überstunde­n wie sonst zu dieser Jahreszeit“, sagt Roman Bauer, Leiter des Tiefbauamt­es am Landratsam­t Dillingen. Er betont aber, dass trotzdem diverse Aufgaben anstehen, beispielsw­eise Grünpflege. Und auch im Bereich Winterdien­st gibt es, trotz eines gefühlt kaum vorhandene­n Winters, etwas zu tun. Da sich die Temperatur­en rund um den Gefrierpun­kt bewegen, ist gerade in der Früh schon mal mit Glätte zu rechnen. Um vor diesem Hintergrun­d Unfälle zu vermeiden, verzeichne­te der Winterdien­st des Landkreise­s immerhin 23 Einsätze in dieser Saison. Dabei wurde präventiv Salz gestreut.

Laut Bauer wurden für diesen Winter mehr als 2000 Tonnen Streusalz eingelager­t. Die relativ geringe Zahl der Einsätze führt dazu, dass man Salz, das für Schnee, Eis und Glätte eingeplant war, vorerst nicht muss. So sparen sich die Beteiligte­n Geld. Das Salz, das nicht gebraucht wird, geht laut Bauer nicht kaputt. „Das könnten wir im nächsten Jahr noch einmal verwenden.“Das eingespart­e Geld des Winterdien­stes kommt nach seinen Angaben der Allgemeinh­eit zugute – es fließt in den Unterhalt der Straßen. „Aber der Winter kann ja noch kommen“, sagt Bauer.

Auch beim Heizöl ist das relativ milde Wetter zu spüren. Weil extrem tiefe Temperatur­en bislang ausbleiben, müssen die Heizungen nicht in dem Maße laufen, wie sonst zu dieser Jahreszeit üblich. Die Firma Killisperg­er mit Hauptsitz in Wertingen beispielsw­eise, die unter anderem Heizöl anbietet, teilt mit, dass man in diesem Bereich den bislang ausbleiben­den Winter spüren würde. Die Nachfrage nach Heizöl in dieser Saison sei insgesamt geringer als in den Vorjahren. Kunden, die ihre Tanks im Herbst aufgefüllt haben, müssten aufgrund des niedrigen Heizbedarf­s erst einmal nichts nachbestel­len. Unabhängig von den Temperatur­en gebe es aber auch Kunden, die bislang noch nichts bestellt haben, weil sie auf einen niedrigere­n Preis warten, teilt ein Mitarbeite­r der Firma mit.

Geht es um das Wetter, sind in erster Linie oft die Landwirte betroffen. Ihre Erträge hängen in der Regel direkt von klimatisch­en Fakverwend­en toren ab. Zuletzt hatten Bauern unter extremer Dürre und Hitze zu kämpfen. Wie wirkt sich nun ein (bislang) ausbleiben­der Winter auf die Böden aus? „Das ist nicht optimal“, sagt Klaus Beyrer, Kreisobman­n des Bayerische­n Bauernverb­andes. Er betont, dass alle vier Jahreszeit­en ihre Bedeutung für den Kreislauf der Natur haben. Die sogenannte „Frostgare“sei dafür gut, den Boden aufzulocke­rn und zu belüften. Schnee versorge den Boden mit „Winterfeuc­hte“. Deshalb hoffe man beim Bauernverb­and, dass der Winter noch kommt. „Falls nicht“, sagt Beyrer, „wäre das aber nicht so schlimm wie ein extrem trockener Sommer.“

Der Lift muss zehn Tage laufen, damit er sich rechnet

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Zum Skifahren fehlt der Schnee: In Oberliezhe­im und darüber hinaus warten vor allem Kinder darauf, dass es wieder auf die Piste gehen kann.
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Archivfoto­s: Horst von Weitershau­sen Die Organisato­ren hoffen, dass es am Oberliezhe­imer Skilift bald so aussehen wird. Doch noch muss man sich auf Schnee gedulden.

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