Wertinger Zeitung

Söders Paket sucht in Deutschlan­d seinesglei­chen

Der bayerische Ministerpr­äsident baut großflächi­g um und beschenkt alle Regionen des Freistaats. Aber dieser landespoli­tische Aufschlag allein reicht ihm nicht

- VON ULI BACHMEIER jub@augsburger-allgemeine.de

Genug ist nicht genug für den CSU-Chef und bayerische­n Ministerpr­äsidenten. In seinem eifrigen Bestreben, der dynamischs­te und tatkräftig­ste Politiker in Deutschlan­d zu sein, begnügt Markus Söder sich nicht damit, kurz vor der Kommunalwa­hl alle Regionen Bayerns zu beglücken: Ein Teilminist­erium für Augsburg, Behördenar­beitsplätz­e für die struktursc­hwachen Regierungs­bezirke, noch einmal tausende zusätzlich­er Hightech-Studienplä­tze für alle bayerische­n Universitä­ten und Hochschule­n. Das wäre für sich allein schon ein wuchtiger landespoli­tischer Aufschlag gewesen.

Aber nein, Söder muss noch eine dicke Schippe drauflegen, damit auch in Deutschlan­d und am besten gleich noch in ganz Europa und im Rest der Welt registrier­t wird, was für ein zupackende­r Kerl er ist.

Sein symbolträc­htigstes Projekt: Die Metropole München soll noch heller leuchten als je zuvor und deshalb aus Oberbayern herausgelö­st und zum achten Regierungs­bezirk des Freistaats erhoben werden. Eine Art Superstadt wie Berlin oder Hamburg, Wien oder Paris?

Hinter diesem Projekt stecken – etwas nüchterner betrachtet – offenkundi­g gleich mehrere Überlegung­en. Zum einen ist die Regierung von Oberbayern mit ihren 1600 Mitarbeite­rn nach Ansicht Söders längst schon viel zu groß, um sich vonseiten des Staates in gleicher Weise um die Probleme der rasant wachsenden Großstadt und der weiten ländlichen Regionen Oberbayern­s zu kümmern. Zum anderen weiß Söder genau, dass seine Partei die größten Verluste bei Landtags- und Bundestags­wahlen in München eingefahre­n hat. Seine „Liebeserkl­ärung“an München soll die Stimmung dort ganz offensicht­lich wieder etwas zugunsten der CSU wenden. Zunächst freilich ist es nicht mehr als ein symbolisch­er Akt, eine Willenserk­lärung, dessen Vollzug Söder bei der

CSU-Klausur in Kloster Seeon auf das Jahr 2025 verlegt hat.

Was aktuell in der Landespoli­tik geplant ist, ist allerdings auch ohne dieses symbolträc­htige Projekt beachtlich. Dass Augsburg Dienstsitz eines Ministeriu­ms mit 200 Beamtenste­llen wird, ist die konsequent­e Fortsetzun­g einer Strategie, die Söders Vorgänger Horst Seehofer schon vor fünf Jahren eingeleite­t hat. Augsburg darf sich nicht mehr nur Metropole nennen. Die Bedeutung der Stadt wird von der Staatsregi­erung jetzt auch durch eine konkrete Standorten­tscheidung anerkannt.

Und auch die Entscheidu­ng über die Verlagerun­g von weiteren 3000 Behördenar­beitsplätz­en schließt nahtlos an die bisherige Infrastruk­turpolitik an. In München für Entlastung zu sorgen und gleichzeit­ig struktursc­hwache Regionen zu stärken, nennt Söder zu Recht eine Win-win-Situation. In Kombinatio­n mit der neuerliche­n Ausweitung der Hightech-Studienplä­tze über ganz Bayern hinweg hat der Ministerpr­äsident ein Gesamtpake­t geschnürt, das in Deutschlan­d seinesglei­chen sucht.

Wenn Söder dann auch noch sein bayerische­s Kabinett an mehr Stellen umgestalte­t als bisher gedacht, dann rundet das seine politische Botschaft ab. Er will, wie er sagt, „Taktgeber“sein – und das eben nicht nur in Bayern, sondern auch im Bund. Die Performanc­e der Bundesregi­erung ist in der Tat unterirdis­ch. Söder weiß, dass der Stillstand in Berlin auch die CSU nach unten zieht, und er ist offenkundi­g wild entschloss­en, das möglichst noch in diesem Jahr zu ändern. Bei der CSU in Kloster Seeon mag jedenfalls niemand mehr darauf wetten, dass die Bundesmini­ster Andreas Scheuer und Horst Seehofer Ende des Jahres noch in Amt und Würden sind. Der CSUChef steht auch damit in der Tradition seiner Vorgänger: Wer der Partei nicht mehr nützt, muss gehen.

Die Performanc­e der Bundesregi­erung ist unterirdis­ch

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