2019 war Mist für Deutschland
Mit übermäßig gutem Willen und krampfhafter Mobilisierung aller Optimismusreservoirs könnte man über das Jahr 2019 sagen: So schlimm war es dann doch nicht. Immerhin ist die deutsche Wirtschaft um 0,6 Prozent gewachsen – und hat damit das zehnte Jahr in Folge zugelegt. Bei aller Sympathie für gute Laune ist realistisch betrachtet aber unstrittig: 2019 war ein durch und durch lausiges Jahr.
Ex-SPD-Chef Franz Müntefering könnte in seiner genialen Verknappungssprache sagen: 2019 war Mist. Das gilt, obwohl konsumlustige Verbraucher und die Zins-Profiteure
der Bauwirtschaft insgesamt einen Fall Deutschlands in die Rezession verhindert haben.
Doch für die in der Rezession steckende Industrie war 2019 Mist, weil sie von Quertreibern an der empfindlichsten Stelle getroffen wurde: Der Bereich besteht in der extrem hohen internationalen Vernetzung unserer Wirtschaft.
Weil selbst viele Mittelständler weltweit Geschäfte betreiben, ist Deutschland anfälliger als andere Länder für die Zündeleien des Zoll-Trumps und Brexit-Boris. Die beiden notorischen Störenfriede gepflegten Politikbetriebs füllten eine Mixtur aus Nationalismus und Populismus in ihre Giftspritzen. Damit haben sie Erfolg: Trump setzte China massiv zu, auch wenn er jetzt wahlkampfbedingt einen Wirtschafts-Waffenstillstand mit der Supermacht schließt. Der Handelskrieg mit China machte auch heimischen Exporteuren das Leben schwerer.
Der Anti-Globalisierer Trump hat Deutschland und China zugleich geschädigt. Für ihn war 2019 nicht Mist, sondern great. Seine Erpresser-List ging auf. Auch Boris Johnson setzte sich durch: BrexitUnsicherheit weicht nun Brexit-Gewissheit. Unternehmer wissen immerhin, woran sie sind. Und weil der Handelskrieg zwischen Amerika und China nicht weiter eskaliert, besteht die Hoffnung, dass 2020 nicht wieder Mist wird.