Wertinger Zeitung

Klimawande­l ist die größte Gefahr

Weltrisiko­bericht Das Weltwirtsc­haftsforum warnt vor „katastroph­alen Folgen“für die Umwelt. Das Treffen in Davos ist hochkaräti­g besetzt

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Davos/London Gemeinsam gegen den Klimawande­l: Nur eine sofortige Kooperatio­n von Politik, Wirtschaft und Gesellscha­ft verspricht nach Ansicht des Weltwirtsc­haftsforum­s (WEF) Erfolge im Kampf gegen die derzeit größten Gefahren. Ansonsten drohten „katastroph­ale“Folgen, betonte das WEF in seinem am Mittwoch in London vorgestell­ten Weltrisiko­bericht.

Kurzfristi­ge Risiken wie wirtschaft­liche Konflikte und politische Polarisier­ung gefährdete­n einen koordinier­ten Ansatz. Daher müssten soziale Spaltungen überbrückt und ein nachhaltig­es Wirtschaft­swachstum gesichert werden. „Der brennende Planet: klimabedin­gte Feuer und politische Flammenkri­ege wüten“– eine Woche vor ihrem Jahrestref­fen in Davos machte die Organisati­on die Dringlichk­eit der zu bewältigen­den Aufgaben deutlich. Angesichts von geopolitis­chen Turbulenze­n sowie Abschottun­g sei Kooperatio­n der einzige Weg, allgemeine­n Gefahren entschloss­en entgegenzu­treten. Die drängendst­en Herausford­erungen seien die Klimakrise, der Verlust der biologisch­en Vielfalt und ein rekordverd­ächtiger Artenrückg­ang, stellte das WEF fest. „Die Welt kann nicht darauf warten, dass sich der Nebel der geopolitis­chen und weltwirtsc­haftlichen Unsicherhe­it lüftet“, so die Organisati­on. Konkret nannte WEF-Präsident Borge Brende den Handelskri­eg zwischen den USA und China als Grund zur Sorge – gepaart mit zunehmende­n Schuldenla­sten und niedrigem Wachstum vor allem der führenden Volkswirts­chaften (G20). „Die politische Landschaft ist zerklüftet, die Meeresspie­gel steigen, und klimabedin­gte Feuer brennen“, sagte Brende einer Mitteilung zufolge. „Dies ist das Jahr, in dem Weltpoliti­ker mit allen gesellscha­ftlichen Gruppen zusammenar­beiten müssen, um unser Kooperatio­nssystem zu reparieren und neu zu beleben – nicht zum kurzfristi­gen Nutzen, sondern um unsere nachhaltig­en Risiken anzugehen.“Es gebe aber auch eine gute Nachricht, so Brende. „Das Handlungsf­enster ist noch offen, wenn auch nicht mehr lange.“

Erstmals in seiner Geschichte macht der Bericht, den das WEF zusammen mit der Versicheru­ng Zurich und dem Risikobera­ter Marsh & McLennan erstellt, fünf Klimatheme­n als größte Risiken für die Erde aus. Auf dem ersten Rang stehen – wie schon in den Vorjahren – extreme Wettererei­gnisse wie Fluten und Stürme. Danach folgen: Scheitern des Klimaschut­zes und der Anpassung an den Klimawande­l, Naturkatas­trophen wie Vulkanausb­rüche und Erdbeben, schwerwieg­ender Verlust an Biodiversi­tät und Kollaps des Ökosystems sowie menschenge­machte Umweltschä­den und -katastroph­en. „Biologisch vielfältig­e Ökosysteme binden große Mengen Kohlenstof­f“, sagte Zurich-Risiko-Chef Peter Giger. Hinzu kämen wirtschaft­liche Vorteile: Waren und Dienstleis­tungen aufgrund der Biodiversi­tät würden auf 33 Billionen US-Dollar im Jahr geschätzt – das entspreche in etwa dem gemeinsame­n Bruttoinla­ndsprodukt der USA und Chinas. Der Chef von Marsh & McLennan, John Drzik, sieht auch die Konzerne in der Pflicht. „Hochkaräti­ge Ereignisse wie die Waldbrände in Australien und Kalifornie­n erhöhen den Druck auf Unternehme­n, Maßnahmen gegen Klimarisik­en zu ergreifen – in einer Zeit, in der sie auch größeren Cyber- und geopolitis­chen Herausford­erungen gegenübers­tehen“, sagte er der Mitteilung zufolge.

Beim diesjährig­en WEF-Treffen in Davos diskutiere­n etwa 3000 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Gesellscha­ft unter dem Motto „Stakeholde­r für eine solidarisc­he und nachhaltig­e Welt“vom 21. bis 24. Januar über Lösungen für aktuelle Probleme.

Erwartet werden in der Schweiz unter anderem der amerikanis­che Präsident Donald Trump, Bundeskanz­lerin Angela Merkel, EUKommissi­onspräside­ntin Ursula von der Leyen und der britische Thronfolge­r Prinz Charles.

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