Wertinger Zeitung

Schule gegen Judenhass

Gymnasiast­en setzen neuen Namen durch

- VON SARAH RITSCHEL

Grafing Das Grauen des Nationalso­zialismus ist am Gymnasium Grafing erst im November brutal wieder aufgeflamm­t. Zwei Neuntkläss­ler der oberbayeri­schen Schule hatten in ihrem Klassencha­t Hakenkreuz-Bilder und Sprüche über Gaskammern geteilt, dazu den Text eines antisemiti­schen Liedes. Bayernweit war das Gymnasium in den Schlagzeil­en. An diesem Freitag wird man wieder über die Schule sprechen. Dann erhält sie einen neuen Namen: Max-Mannheimer­Gymnasium, benannt nach einem der letzten deutschen Kämpfer gegen das Vergessen, dem HolocaustÜ­berlebende­n, der im Februar seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte.

Auf der einen Seite judenfeind­liche Chats, auf der anderen Ehrerbietu­ng – geht das zusammen? Nein, dachte Mannheimer­s Sohn Ernst im ersten Moment. Er habe erwogen, seine Genehmigun­g für die Umbenennun­g zurückzuzi­ehen,

Max Mannheimer­s Sohn war zunächst dagegen

sagte er damals in den Medien. Am Ende entschied er sich anders: „Das wäre nicht im Sinne meines Vaters gewesen.“

Positiv bewertete Ernst Mannheimer vor allem eines: Es waren andere Schüler, die ihre Klassenkam­eraden hatten auffliegen lassen, indem sie ihren Eltern und einer Lehrerin von den judenfeind­lichen Nachrichte­n erzählten. Als Strafe mussten die beiden Schüler, die ihre Taten mittlerwei­le bedauern, laut Süddeutsch­er Zeitung an einem Projekt gegen Rassismus im Kreis Ebersberg mitarbeite­n.

Die Schule ist eine der ältesten im Landkreis: Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriege­s, im Mai 1946, hatte sie ihre Genehmigun­g erhalten. Max Mannheimer, der am 23. September 2016 starb, hatte die Schule 32 Mal besucht und über sein Leben als Verfolgter im Nationalso­zialismus gesprochen. Es waren dann auch Schüler, die die neue Namensgebu­ng vorschluge­n, schreibt Schulleite­r Paul Schötz auf der Internetse­ite des Gymnasiums. Dies geschah noch vor den antisemiti­schen Vorfällen – und Schötz hielt daran fest. Denn: „Unsere Schulgemei­nschaft steht gegen Rassismus und für Toleranz.“

Zur Schultaufe werden Charlotte Knobloch, die Präsidenti­n der Israelitis­chen Kultusgeme­inde München und Oberbayern, sowie Kultusmini­ster Michael Piazolo erwartet.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar auf der ersten Bayern-Seite.

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