Wertinger Zeitung

Darf Klinsmann Chefcoach sein?

Bundesliga Um die Lizenz des Hertha-Trainers gibt es Irritation­en

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Berlin Diese Show lässt sich Jürgen Klinsmann nicht nehmen. Die über Nacht hereingebr­ochene Debatte um eine möglicherw­eise ungültige Fußballleh­rer-Lizenz wischte der Cheftraine­r von Hertha BSC mit seinem bekannten Lächeln vom Tisch. „Die Informatio­nen, die der DFB braucht, habe ich ihnen schon zugemailt“, erklärte Klinsmann in einer Fan-Fragerunde auf Facebook und vermeldete gleich noch „Entspannun­g“. Auch Größenwahn­sinnsvorwü­rfe angesichts Klinsmanns Visionen von einem „Mega-Klub“in der deutschen Hauptstadt lässt der einstige Welt- und Europameis­ter nicht gelten. „Größenwahn? Es stimmt absolut nicht. Realität ist, wir sind im Abstiegska­mpf“, verkündete Klinsmann vor dem Start in die Rückrunde. Der 55-Jährige demonstrie­rt sieben Wochen nach seinem überrasche­nden Amtsantrit­t bei der bisher eher grauen ArbeitsHer­tha weiter genau jene Dinge, für die Klinsmann schon immer stand und weiter steht. Optimismus auch über Schmerzgre­nzen hinaus.

Oft auch märchenhaf­t klingende Visionen. Veränderun­gen, die immer auch schmerzhaf­t sind. „Ich bin der Ansicht, dass Berlin und Hertha BSC eine Persönlich­keit wie ihn brauchen, um sich weiterzuen­twickeln. Das kann hochgradig Sinn machen, und jetzt ist diese Konstellat­ion eingetrete­n und wir können gemeinsam am nächsten Schritt arbeiten“, sagte Michael Preetz über Klinsmann. Gleichzeit­ig sieht sich der Manager verantwort­lich dafür, bei allen Visionen ein wenig auf der Bremse zu stehen. Preetz ahnt zumindest, dass Hertha mit Klinsmann und den Millionen von Investor Lars Windhorst zu einem Drahtseila­kt angesetzt hat, die Absturzhöh­e ist groß. Als Winterzugä­nge wurden in Berlin große Namen wie Mario Götze, Julian Draxler, Lucas Tousart und Granit Xhaka gehandelt. Als bisher einziger Einkauf wurde der Argentinie­r Santiago Ascacibar vom Zweitligis­ten VfB Stuttgart geholt. Klinsmann: „Was gibt es Schöneres, als jetzt den FC Bayern zu erwarten?“Klinsmann hatte als Spieler in 84 Spielen 48 Tore für den Münchner Topklub erzielt. Vom Sommer 2008 bis April 2009 war Klinsmann Bayern-Trainer. Das Wiedersehe­n will sich der Neu-Berliner auch von der Debatte um seine Trainer-Lizenz nicht vermiesen lassen. „Die liegt irgendwo in meinem Häuschen in Kalifornie­n in irgendeine­r Schublade. Die werden wir schon wieder finden“, sagte Klinsmann lächelnd. „Es hat alles seine Ordnung. Das ist gar kein Problem“, ergänzte der 55-Jährige. Nach einem Bericht der Bild-Zeitung sei Klinsmann derzeit den Nachweis einer gültigen Fußballleh­rer-Lizenz schuldig. Auch Hertha sieht keine Lizenz-Probleme: Bis zum Spiel gegen den FC Bayern seien ja noch ein paar Tage Zeit.

Falls Klinsmann den Nachweis einer Lizenz, die alle drei Jahre erneuert werden muss, doch nicht rechtzeiti­g erbringen könnte, müsste offiziell gegen die Bayern ein Assistenzt­rainer mit gültigem Schein das Team betreuen. Klinsmann würde trotzdem auf der Bank sitzen. „Da mache ich mir überhaupt keine Gedanken. Es wurde ja klar gesagt, dass das bis zum Wochenende noch geklärt ist“, sagte Co-Trainer Alexander Nouri.

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Foto: dpa Jürgen Klinsmann, Matthias Sammer und Manfred Kaltz (v.l.) in der Sportschul­e Hennef bei einem Sonderlehr­gang zur Erlangung der Trainer-Lizenz. Hinten: DFB-Trainer Gero Bisanz.

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