Der Zauber des Kaminfeuers
Wohnen Klassisch mit Ofen, modern als Heizkamin oder als Kopie mit Wasserdampf: Im Winter wächst bei vielen die Sehnsucht nach Körper und Seele wärmendem Flammenspiel. Welche Möglichkeiten gibt es für welche Wohnung?
Faszinierendes Flammenspiel, wohlige Wärme, knisternde Glut: Wenns draußen besonders kalt ist, träumen viele vom Kaminfeuer im Wohnzimmer. Auch der Trend zur Naturverbundenheit und HyggeBehaglichkeit lässt die Nachfrage nach Holz- und Kachelöfen als Gegenpol zur Alltagshektik wachsen. In älteren Häusern oder neu geplantem Eigenheim ist der Kaminanschluss weniger ein Problem, aber auch für Mietwohnungen gibt es inzwischen täuschend echte Alternativen, die mehr Faszination ausstrahlen als Elektro-Ersatzkaminfeuer.
Wer sich an einem echten Kaminfeuer wärmen will, braucht natürlich im Haus einen Schornstein. Und der muss ausreichend groß sein. „Passt ein alter Schornstein nicht zur neuen Feuerstätte, gibt es in einem bestimmten Rahmen auch die Möglichkeit, den Schornstein anzupassen, zum Beispiel, indem ein Stahlrohr in einen alten gemauerten Schornstein eingezogen wird“, erklärt der Experte Tim Froitzheim vom Branchenverband Sanitär Heizung Klima. Zudem muss der Abzug bestimmte Vorschriften einhalten: Um die Nachbarn vor Rauch zu schützen, muss die Abgasmündung mindestens 15 Meter von deren Fenstern oder deren Dachaufbau entfernt sein. „Ist das nicht der Fall, muss der Schornstein das Fenster oder den Dachaufbau mindestens um einen Meter überragen“, erklärt Alexis Gula vom Bundesverband der Schornsteinfeger. Ist kein Schornstein vorhanden, lässt sich oft ein Edelstahlkamin an der Gebäudeaußenwand hochziehen.
Nicht klassische offene gemauerte Kamine, sondern Kaminöfen aus Stahl oder Gusseisen sind die am weitesten verbreiteten Feuerstellen für zu Hause. Sie haben eine Sichtscheibe, die den Blick auf die Flammen freigibt. Diese Öfen werden schnell warm und heizen über die Luftströme den Raum. Es gibt sie in vielen Designs, von rustikal bis zeitlos-elegant. Individueller sind Kachelöfen. Sie werden nach den persönlichen Wünschen des Kunden von einem Ofenbauer errichtet.
Typisch für moderne Öfen ist die Kombination eines großen Feuerraumes mit einer relativ kleinen Sichtscheibe, sodass wenig Wärme direkt in den Raum strahlt, sondern ein Wärmespeicher gefüllt wird. So gibt er über lange Zeit Wärme ab. Moderne Kachelöfen sind dabei viel effizienter als die Klassiker aus dem Landhaus. „Im Gegensatz zum klassischen Kaminofen, der die Wärme während des Abbrands komplett an den Raum abgibt, gibt der Kachelofen nur einen Teil frei und speichert den Rest in den keramischen Zügen“, erklärt Kamin-Experte Gula vom Schornsteinfeger-Verband. „Diese Wärme wird zeitversetzt freigegeben, wodurch er auch dann noch heizt, wenn das Feuer bereits erloschen ist.“Zudem halten die modernen Öfen im Normalfall die heutigen Feinstaub-Grenzwerte ein. Holzöfen gelten übrigens als klimaneutral, da es sich um einen nachwachsenden Rohstoff handelt.
Der klassische Kachelofen, Grundofen genannt, arbeitet vor allem mit Strahlungswärme. Diese Modelle sind „von Grund auf gemauert“, erklärt Gula. Sie speichern die entstehende Wärme ab, um sie nach und nach abzugeben. „Je nach Länge und Masse der keramischen Züge ist der Wirkungsgrad sehr effektiv.“Aber Kachelöfen können auch mit Konvektionswärme arbeiten. Dafür befinden sich am Boden Öffnungen, durch die kalte Luft einströmt. Diese wird erwärmt und steigt nach oben wieder raus.
Eine weitere moderne Variante ist der sogenannte Heizkamin, die effiziente Weiterentwicklung des offenen Kamins. Er verfügt über einen Heizeinsatz aus Gusseisen oder Stahl und vermittelt die heimelige Atmosphäre des Flammenspiels hinter einer großen Sichtscheibe, sodass der Blick auf das Feuer genossen werden kann. Ein Pelletofen sieht meist wie ein klassischer Kaminofen aus. Anders als dieser wird er aber nicht mit Scheitholz oder Briketts, sondern mit speziell gefertigten Holzpellets befeuert. Diese genormten Presslinge verfügen über einen besonders hohen Heizwert.
Manche modernen Varianten sind auch mit Seitenscheiben als zentraler optischer Mittelpunkt des Wohnzimmers konstruiert. So breit wie die Designpalette von Öfen ist auch die Preisspanne. „Wer sich einen individuellen Ofen bauen lässt, zahlt schnell um die 16000 Euro“, sagt Rolf Heinen vom Industrieverband Haus-, Heiz- und Küchentechnik. Abhängig ist der Preis etwa von der Wahl der Kacheln bei einem Kachelofen. Varianten mit industriell gefertigten Heizeinsätzen seien preiswerter. „Sie beginnen bei etwa 2500 Euro für den Heizeinsatz. Hinzu kommen dann noch Kosten für die Ummauerung, den Sockel und weitere Installationen“, sagt Kaminexperte Gula.
In der eigenen Immobilie ist der Bau der Feuerstelle zwar in der Regel nicht baugenehmigungspflichtig, aber muss vom Schornsteinfeger abgenommen werden. Dabei müssen die baurechtlichen Bestimmungen eingehalten werden. „Das können Maßgaben zu Brandschutzabständen oder auch dem Schornsteinanschluss sein“, sagt Experte Heinen. Informationen gibt der zuständige Schornsteinfeger, der ohnehin für die Abnahme zuständig ist: „Er kennt die Maßgaben und den Schornstein und weiß, ob dieser genutzt werden darf“, erklärt Verbandssprecher Gula. Vor Bausätzen warnen die Experten. „Man darf nicht vergessen, dass es sich um eine Feuerstelle im Wohnraum handelt“, betont Heinen. „Werden die Rauchgase nicht sicher abgeführt, droht Lebensgefahr.“Selbst wer handwerklich sehr geschickt ist, sollte einen Experten hinzuziehen.
Wer keinen Schornstein zur Verfügung hat, kann zum Bioethanolkamin greifen. Sie heizen nicht, sondern spenden allein den Anblick ihres Flammenbilds zum Wärmen der Seele des Betrachters. Verbrannt wird der Alkohol Bioethanol, der überwiegend aus pflanzlichen Stoffen gewonnen wird und für die Öfen als Flüssigkeit oder Gel verwendet wird. Das macht die Designerstücke
Künstliche Feuer-Illusion aus dem Luftbefeuchter
nicht ganz ungefährlich, denn man hantiert mit offenem Feuer und einem schnell entzündlichen Brennstoff, der schließlich auch als Brandbeschleuniger eingesetzt wird.
Außerdem kann bei der Verbrennung unter bestimmten Umständen Kohlenmonoxid entstehen. „Betreiber sollten also darauf achten, dass genügend Frischluft zur Verfügung steht, beispielsweise durch das Ankippen eines Fensters“, rät Gula. Zudem müssen die Geräte absolut sicher platziert sein. Experten raten grundsätzlich, die Bioethanolkamine nur unter ständiger Aufsicht brennen zu lassen und möglichst einen Feuerlöscher oder eine Löschdecke in der Nähe bereitzuhalten.
Eine deutlich harmlosere Alternative, die bislang vor allem in Hotels und Gewerberäumen anzutreffen ist, findet inzwischen auch in Privaträumen immer mehr Fans: Kaminattrappen, die mit einer Art Wasserdampf funktionieren. Hersteller wie Opti-Myst arbeiten dabei mit Ultraschall-Verneblern, die sonst in Inhalatoren, Luftbefeuchtern, Nebelbrunnen oder Gewächshäusern eingesetzt werden. Sie erzeugen aus sterilem Wasser einen extrem feinen Nebel, der einerseits wie Rauch wirkt und andererseits im Licht farbig leuchten kann. In Feuerfarben leuchtende Lichtstrahler erzeugen so im Zusammenspiel mit den Verneblern eine fast perfekte Illusion echter, natürlich im Zug der Raumluft flackernder dreidimensionaler Flammen.