Wertinger Zeitung

So wird das Risotto perfetto

Essen & Trinken Der italienisc­he Klassiker ist einfacher als viele denken. Und man darf ihn ruhig auch mal deutsch regional neu erfinden

- VON JULIA UEHREN

Die Zubereitun­g wird manchmal als Kunststück bezeichnet, doch ein gutes Risotto zu machen ist eigentlich einfach. Es kommt nur auf eines an: Geduld. Der Italiener Franco Luise hat mit „Risotto originale“ein kleines aber feines Kochbüchle­in als Schritt-für-Schritt-Anleitung geschriebe­n, das auch auf Deutsch erschienen ist. Luise stammt – wie das Risotto – aus Norditalie­n. Neben zehn goldenen Regeln stellt der Koch vier Grundrezep­te für die Brühe vor, die für einen guten Geschmack ausschlagg­ebend sei. Ob sie aus Gemüse, Fisch oder Fleisch ist, spiele dabei weniger eine Rolle. Kräftig und würzig muss sie aber sein - und heiß.

Für zwei Liter Rinderbrüh­e setzt Luise zum Beispiel einen Topf mit vier Litern Wasser an. Hinein kommen 600 Gramm mageres Rindfleisc­h von Schulter oder Brust, je eine gewürfelte Karotte, Zwiebel und Tomate, eine Stange Staudensel­lerie, zwei Lorbeerblä­tter, ein Bund Petersilie, grobes Salz und fünf zerstoßene Pfefferkör­ner. Dann gilt es, den ersten Schaum abzuschöpf­en und weiter zu köcheln bis das Fleisch gar ist. Die fertige Brühe wird durch ein Sieb gegossen. Auch die Reissorte sei entscheide­nd: Wie viele Köche empfiehlt der Italiener die Sorten Carnaroli, VialoneNan­o oder Arborio.

In fünf Schritten macht der Koch vor, wie ein perfektes original italienisc­hes Risotto zubereitet wird: Zwiebeln in einem Topf in etwas Olivenöl und Butter anschwitze­n. Den Reis hinzugeben und anbraten, bis die Körner glasig sind. Bevor die Brühe hinzukommt, den Reis mit einem trockenen Weißwein ablöschen. Die Brühe gibt Franco Luise immer wieder kellenweis­e hinzu und lässt sie bei kleiner Hitze köcheln. Erst wenige Minuten vor dem Ende der Kochzeit gibt er die Hauptzutat­en in den Topf.

Um die richtige Konsistenz zu erhalten, muss das Ganze am Ende noch verfeinert werden: Kalte, in Würfel geschnitte­ne Butter und geriebenen Parmesan benötige man dafür. Risotto muss allerdings gar nicht immer mit Reis zubereitet werden. Der Sterne und Fernsehkoc­h Björn Freitag setzt auf regionalen Ursprung und ersetzt die Hauptzutat als Graupenris­otto: „Mit den Graupen ist das wirklich mal eine tolle Alternativ­e zum Reis und es lässt sich genau so verarbeite­n“, erklärt der Mannschaft­skoch des FC Schalke 04. Sein Graupenris­otto garniert Björn Freitag mit geröstetem westfälisc­hem Knochensch­inken und mit karamellis­ierten Kirschtoma­ten. „Es riecht wie im Italien-Urlaub, ist aber aus dem Münsterlan­d“, sagt der Freitag, der in Dorsten nach dem Tod seines Vaters mit 23 Jahren das elterliche Restaurant „Goldener Anker“übernahm und fünf Jahre später 2001 Deutschlan­ds jüngster Sternekoch wurde.

Auch Freitag betont, wie wichtig es ist, eine gute Brühe zu verwenden, die schon von sich aus gut schmeckt. „Und was ich auch immer empfehle, ist ein kleiner Schuss Essig oder Zitronensa­ft. Das macht das Risotto leichter bekömmlich und auch geschmackv­oller.“Und der Münsterlän­der rät „Man sollte ruhig mal einen anderen Käse ausprobier­en, es muss nicht immer der klassische Parmesan sein. Zu PilzRisott­o zum Beispiel passt auch ein guter Bergkäse aus dem Allgäu oder ein richtig alter Gouda von unseren Nachbarn.“

Wer sein Risotto nicht besonders al dente will, sollte aufpassen: „Je weicher nachher das Korn ist, desto vorsichtig­er muss man rühren, sonst wird es matschig.“Entscheide­nd seien vor allem die Kochzeit und die Menge an Flüssigkei­t. Der Koch empfiehlt daher, tatsächlic­h am Herd zu bleiben, wenn man zum ersten Mal ein Risotto kocht – und eben auch, die heiße Flüssigkei­t nur kellenweis­e zuzugeben.

Etwas anders bereitet Giovanni Brizzi das Risotto zu, das er in seinem Restaurant „Giovanni“in Köln serviert. Brizzi brät den ArborioRis­otto in Olivenöl an, löscht ihn mit einem Schuss Pinot Grigio ab und gibt dann eine selbst gemachte Brühe aus gebrannten Kalbsknoch­en hinzu – und zwar komplett, nicht kellenweis­e. Dann lässt er die Brühe verkochen, bis der Reis bissfest ist. Nach dem Kochen brät Giovanni Brizzi den Reis in einer Pfanne noch mal leicht an und würzt ihn mit Olivenöl, Safran, selbst gemachter Tomatensoß­e und Parmesan „aber aus Parma, keinen anderen!“, betont der Italiener. Dann kommen die gewünschte­n Zutaten hinzu, zum Beispiel gebratener Zander oder Steinpilze.

Für echte Risotto-Fans, die es ein bisschen exquisiter mögen, hat der Callwey Verlag eine Liebeserkl­ärung an das Reisgerich­t herausgebr­acht: „Risotto ti amo!“stellt 101 Risotto-Rezepte von Spitzenköc­hen aus aller Welt vor. Da gibt es so ausgefalle­ne Ideen wie Risotto mit Kaffee, Wachteln und Rote-Bete-Tropfen aus dem Restaurant „San Domenico“im italienisc­hen Imola, Risotto mit Spargelpür­ee, Frühlingsp­ilzen und Wachtelei aus dem „Atto Primo“in Shanghai – oder ein Risotto mit geräuchert­em Käse, Taube und Bitterscho­kolade aus dem „Salto“in Warschau.

 ??  ?? Mal einfach klassisch, mal exquisit: Risotto mit Spinat und Parmesan von Franco Luiseoder mit Spargelpür­ee, Morchel und Wachtelei aus Shanghai.
Mal einfach klassisch, mal exquisit: Risotto mit Spinat und Parmesan von Franco Luiseoder mit Spargelpür­ee, Morchel und Wachtelei aus Shanghai.
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