Wertinger Zeitung

Die Jahreszeit­en verschiebe­n sich

Der Frühling fängt mittlerwei­le früher an als noch zu Omas Zeiten. Auch der Sommer und der Herbst sind nach vorne gerutscht. Und der Winter? Der wird kürzer. Aber warum?

- VON STEFANIE PAUL

Wann beginnt eine neue Jahreszeit, zum Beispiel der Frühling? Himmelsexp­erten würden wohl sagen: am 20. März. Für Wetter-Experten beginnt der Frühling dagegen früher: am 1. März. Und dieses Durcheinan­der ist längst nicht alles. Jahreszeit­en können auch phä-no-lo-gisch beginnen. Das heißt: Eine Jahreszeit fängt an, wenn eine bestimmte Pflanze blüht. Zum Beispiel das Schneeglöc­kchen oder die Hasel. Deren Blüten verraten, dass der Frühling bevorsteht.

1000 Freiwillig­e helfen den Forschern

Fachleute haben festgestel­lt, dass diese Pflanzen in den vergangene­n Jahren oft früher geblüht haben als noch vor langer Zeit. Das bedeutet: Der Pflanzenfr­ühling fängt bei uns früher an. Das Gleiche gilt auch für den Sommer und den Herbst. Gleichzeit­ig wird der Winter kürzer. Die Jahreszeit­en haben sich also verschoben! „Der Frühling startet mittlerwei­le 14 Tage früher als noch vor einigen Jahren. Manchmal ist er sogar drei Wochen eher dran“, erklärt der Fachmann Falk Böttcher. Er arbeitet beim Deutschen Wetterdien­st in der Stadt Leipzig im Bundesland Sachsen.

Die Veränderun­gen werden von den Fachleuten genau beobachtet. Der Deutsche Wetterdien­st macht das zum Beispiel mithilfe von mehr als 1000 Freiwillig­en. Sie leben in ganz Deutschlan­d verteilt, beobachten die Natur und sammeln wichtige Daten. Sie melden den Experten, wenn in ihrer Gegend bestimmte Pflanzen zu blühen beginnen oder bestimmte Bäume ihre Blätter verlieren.

Doch warum blühen die Pflanzen früher? Der Experte ist sich sicher: „Es hat etwas mit der Erwärmung der Erde zu tun.“Die Erderwärmu­ng entsteht durch Treibhausg­ase, die von Menschen zum Beispiel beim Autofahren oder beim Herstellen von Strom in die Luft gepustet werden. Dadurch wärmt sich die Erde auf.

Und was ist daran so schlimm?

Jetzt könnte man denken: So ein bisschen früherer Frühling ist doch ganz nett. Aber wenn die Pflanzen so früh blühen, kann das zum Problem werden. Denn im April und Mai wird es oft noch mal richtig kalt – so kalt, dass es gefriert. Und dabei können die Blüten erfrieren. Das kann dazu führen, dass die Pflanzen und ihre Blüten hinterher als Nahrung für Tiere fehlen. Auch für uns Menschen ist die Verschiebu­ng nicht gut. Denn ohne Blüten wachsen zum Beispiel an Obstbäumen später keine Früchte. Dann fällt die Ernte aus. Deswegen ist es wichtig, dass Fachleute den Wandel untersuche­n – und weiter viele Daten dazu sammeln.

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Schneeglöc­kchen zeigen an: Es wird langsam Frühling.
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Fotos: dpa So sieht es aus, wenn in Japan zu Hanami die Kirschbäum­e blühen.

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