Mehr Studenten für Augsburgs Hochschulen
Bildung Ministerpräsident Markus Söder verkündet 604 neue Studienplätze in technischen Fächern bis 2023. Wie sie auf die Universität und Hochschule verteilt werden und in welchem Bereich Bedarf
Augsburg Die Augsburger Hochschulen mit zusammen rund 27000 Studierenden werden bald wachsen und weitere Studenten aufnehmen können. Denn der Freistaat will in Augsburg 604 neue Studienplätze bis zum Jahr 2023 einrichten. Damit sollen vor allem die Zukunftsbereiche Künstliche Intelligenz und Informatik gestärkt werden. Das gab Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Mittwoch bekannt.
Nach Angaben des bayerischen Wissenschaftsministeriums sind von den insgesamt 604 neuen Studienplätzen an der Universität Augsburg 388 vorgesehen und an der Hochschule für angewandte Wissenschaften (früher Fachhochschule) 216 neue Studienplätze. Damit bekommt die Universität mit bislang rund 20000 Studierenden knapp zwei Drittel des neuen Angebots, die Hochschule mit derzeit 6700 Studierenden gut ein Drittel.
Die neuen Studienplätze werden über die milliardenschwere Hightech-Agenda des Freistaats finanziert, und zwar aus dem Topf für 10 000 neue Studienplätze vor allem in technischen Fächern. Nach Angaben einer Ministeriumssprecherin können aus dem bayernweiten Wettbewerb für Künstliche Intelligenz auch noch weitere Studienplätze für Augsburg hinzukommen. Dieser Wettbewerb läuft allerdings noch.
Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) sagte, Wissenschaft und Forschung seien das Herzstück des Fortschritts. „Mit der HightechAgenda investieren wir massiv in die Zukunft des Wissenschaftsstandortes Bayern.“Gezielt solle damit jede staatliche Hochschule im Freistaat mit zusätzlichen Stellen und neuen Studienplätzen gestärkt werden.
An der Hochschule Augsburg wartet man schon seit Jahren dringend darauf, dass der Freistaat weitere Studienplätze bewilligt. Präsident Gordon Thomas Rohrmair sagt, „wir sind um jede Stelle froh, die wir genehmigt bekommen“. Ähnliches gelte für den Zuwachs an Studienplätzen. Der Präsident erklärt auch die Hintergründe.
Aktuell muss die Hochschule jährlich rund 500 Studieninteresabweisen. Die Kapazitäten sind mit rund 6700 Studierenden überlastet, die Studienplätze um das Vierfache überbucht. Dabei gibt es für alle Studienfächer vergleichsweise strenge Zulassungsbeschränkungen, vor allem über den Notenschnitt (Numerus clausus). „Es ist einfacher, an einer Exzellenzuniversität in München einen Studienplatz zu bekommen als bei uns“, sagt Rohrmair.
Parallel hat eine Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer für Schwaben ergeben, dass sich inzwischen jeder zweite heimische Firmenchef Sorgen macht, nicht mehr genügend hoch qualifizierte Nachwuchskräfte zu bekommen. Die IHK stuft den Fachkräftemangel als größtes Risiko für die weitere wirtschaftliche Entwicklung ein. Stellen, die nicht besetzt werden können, Arbeit, die liegen bleibt, Projekte und Maßnahmen, die nicht umgesetzt werden – dies alles schwäche die Wettbewerbsfähigkeit. Aus diesem Grund hat die Hochschule gemeinsam mit heimischen Unternehmen und Wirtschaftsverbänden bereits im Oktobayernweit ber vergangenen Jahres beim Freistaat 2000 zusätzliche Studienplätze in Augsburg beantragt, die innerhalb der kommenden fünf Jahre entstehen sollten. Damit könnten jährlich bis zu 500 Ingenieure mehr für den heimischen Arbeitsmarkt ausgebildet werden, so Rohrmair – und zwar in zukunftsfesten Bereichen wie Künstliche Intelligenz, Software-Entwicklung, Mensch-Maschine-Interaktion oder Big Data.
Konkret geht es um sechs neue Studiengänge, beispielsweise um Wirtschaftspsychologen, die helfen, neue digitale Produkte wie Smartphones nutzerfreundlicher zu machen. Es geht um Spezialisten, die Künstliche Intelligenz und den Umgang mit riesigen Datenmengen für Unternehmen noch besser nutzbar machen. Und es geht um neue Experten für Software-Entwicklung, die in Wirtschaftsunternehmen verschiedener Branchen gebraucht werden. Der Antrag läuft unter dem Titel „gP 25“. Das Kürzel steht für den Begriff „gefragte Persönlichkeiten“.
An der Uni Augsburg dürften weitere Studienplätze in Zukunftssierte fächern ebenfalls willkommen sein. Denn auch dort gibt es schon länger interne Überlegungen, auf welche Weise der Forschungsbereich für Künstliche Intelligenz (KI) gestärkt werden kann und wie weitere interessante Studienangebote geschaffen werden sollen. Vizepräsident Malte Peter sagt, „KI ist in Augsburg ein stark wachsender Bereich.“