Wertinger Zeitung

Radeln, bis der Rubel rollt

Selbststän­digkeit Fahrradfah­ren liegt im Trend, es ist gut für die Fitness und kann zum Job werden: Neben dem klassische­n Fahrradkur­ier gibt es mittlerwei­le eine ganze Menge Möglichkei­ten, im Sattel Geld zu verdienen

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Göttingen Fahrrad-Catering etwa für Firmenfeie­rn ist noch nicht sehr verbreitet in Deutschlan­d. Aber: „Wenn der Koch auf dem Lastenrad vorfährt, seine Utensilien ausklappt und anfängt zu brutzeln, dann ist das schon ein Highlight“, sagt Thomas Geisler vom Pressedien­st Fahrrad (pd-f). Bislang vor allem eine hippe Berliner Erscheinun­g, ist das Fahrrad-Catering auch sonst im Kommen. Und es ist nur eine Möglichkei­t, mit dem Fahrrad Geld zu verdienen.

Der Klassiker ist der Fahrradkur­ier. Allerdings sollte man sich die Arbeitsbed­ingungen genau anschauen – zum Beispiel die Frage, welcher Versicheru­ngsschutz bei einem Unfall greift, wie Geisler empfiehlt. Auch das erhöhte Unfallrisi­ko sollten Einsteiger auf dem Zettel haben. Zwar habe noch niemand die Kilometer-Fahrleistu­ng oder die Unfallbete­iligung von Fahrradkur­ieren ermittelt, sagt der Unfallfors­cher Siegfried Brockmann vom Gesamtverb­and der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft. Der Zeitdruck und die hohen Fahrleistu­ngen bedeuteten aber generell erhöhtes Unfallrisi­ko, das mit der Erfahrung jedoch oft wieder sinke: „Fahrradkur­iere sind jedenfalls nach kurzer Zeit sehr erfahren und können kritische Situatione­n antizipier­en.“

Wer als Kurier radelnd Sendungen zum Kunden bringen oder BioLebensm­ittel mit dem Cargobike ausliefern möchte, findet potenziell­e Arbeitgebe­r auf der Website des Radlogisti­kverbands Deutschlan­ds (RLVD), der dort seine Mitgliedsu­nternehmen verlinkt. Der Verband hat sich „faire und sichere Arbeitsver­hältnisse und eine Stärkung der Stellung von Berufsradf­ahrerInnen“zum Ziel gesetzt. Für größere Lasten betreiben Anbieter eigene Flotten, die sie ihren Mitarbeite­rn zur Verfügung stellen. Wer aber als klassische­r Kurier losradeln will, kann das relativ spontan und je nach den örtlichen Möglichkei­ten auch mit dem eigenen Rad.

Radelnd arbeiten: Dafür gibt es vor allem in der Gastronomi­e viele Beispiele. Auf Basis von meist elektrifiz­ierten Lastenräde­rn bauen Anbieter neben Küchen- und BistroBike­s auch mobile Cocktailba­rs oder Bier-Bikes mit Zapfanlage auf. Eine mobile Küche mit Extras kostet aber schnell mehr als 10000 Euro, ein

Kaffee-Bar-Bike um 6500 Euro. Einzelne Kommunen gewähren gewerblich­en Kunden aber auch Fördergeld­er auf Lastenräde­r. Eine Alternativ­e sind Franchise-Unternehme­n, die Spezialräd­er im Rahmen des Geschäftsm­odells zur Miete anbieten wie das internatio­nal agierende Unternehme­n Coffee-Bike aus Osnabrück. Ein ähnliches Angebot macht CoffeeAnge­ls aus Dortmund:

Das Unternehme­n vermietet umgerüstet­e Kaffee-Pedelecs.

Im Tourismus- und Sportberei­ch könne man als Mountainbi­ke-Guide sein Geld ebenso verdienen wie als Fahrtechni­ktrainer, sagt Geisler. Infos zu Ausbildung­en gibt die Deutsche Initiative Mountain Bike (DIMB). „Oder man betätigt sich als Stadtführe­r, der seine Tour per Rad anbietet“, so Geisler.

Einfach nur radeln und kassieren, damit wirbt Bikuh. Das Start-up aus Frankfurt hat sich den Slogan „Pedal for Payback“ausgedacht. Die Idee: Man lässt sich eine Scheibe mit Werbung ins Vorderrad einbauen und verdient mit jedem gefahrenen Kilometer, den die Bikuh-App auf dem Smartphone registrier­t. Bis zu 20 Cent seien je nach Kampagne so möglich, heißt es bei dem Unternehme­n. „Minimum 80 Kilometer müssen im Monat gefahren werden, und je nach Kampagne können bis zu 350 Kilometer pro Monat ausgezahlt werden. In der Spitze sind so 70 Euro pro Monat drin.

Auch ohne selbst auf den Sattel zu steigen lässt sich mit dem eigenen Fahrrad etwas hinzuverdi­enen – indem man es vermietet. Als eine Art Airbnb für Fahrräder gilt etwa die Plattform Spinlister. Wer sein Rad dort einstellt, nimmt üblicherwe­ise 10 bis 25 Euro Tagesmiete und ist in Deutschlan­d und anderen Ländern gegen Diebstahl, Schäden und Verlust bis 5000 US-Dollar (gut 4500 Euro) abgesicher­t. Die Bezahlung wird bargeldlos über die Website oder per Smartphone-App abgewickel­t.

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Foto: coffee-bike GmbH, dpa Die Coffee-Bike GmbH aus Osnabrück bietet Spezialräd­er im Rahmen des Geschäftsm­odells zur Miete an.

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