Wertinger Zeitung

Altes Gasthaus wird neu belebt

Ortsentwic­klung Vor dem Baubeginn stehen in dem Unterthürh­eimer Gebäude noch viele Untersuchu­ngen an. Was früher dort geboten war, und was der Wertinger Martin Rau jetzt damit vorhat

- VON BRIGITTE BUNK

Seit Jahren steht ein altes Gasthaus in Unterthürh­eim leer. Jetzt scheint wieder Leben in das Gebäude zu kommen.

Unterthürh­eim Das frühere Gasthaus am Herrenberg in Unterthürh­eim, der Obere Wirt, hat einen neuen Eigentümer. Die Gemeinde hat den zweigescho­ssigen Satteldach­bau mit profiliert­em Trauf- und Giebelgesi­ms aus dem 18. Jahrhunder­t an den Wertinger Martin Rau verkauft. Er könnte sich vorstellen, das Erdgeschos­s in Büroräume und den Rest des Gebäudes zu Wohnungen umzubauen. Um einen genauen Zeitplan zu nennen, ist es aber zu früh, stellt er klar. Der Fachmann für Garagentor­e, der das Geschäft seiner Eltern weiterführ­t, gibt sich realistisc­h: „Erst einmal schließen wir die Kaufabwick­lung ab, dann stehen Untersuchu­ngen an, was tatsächlic­h umgesetzt werden kann.“Nachdem das Gebäude denkmalges­chützt ist, werden außer der genauen Betrachtun­g der Bausubstan­z auch zahlreiche Gespräche mit dem Denkmalamt stattfinde­n, bevor die Bauarbeite­n beginnen können.

Außerdem wird geklärt, welche Fördermögl­ichkeiten in Betracht kommen. Da Martin Rau vorher bereits das Nachbargru­ndstück gekauft hatte, das Anwesen oberhalb,

die Gemeinde auf ihn zu und fragte, ob er Interesse am ehemaligen Gasthaus hätte. Er sagte zu und meint: „Wenn beide Anwesen gerichtet sind, gibt es ein sauberes Bild.“Zufrieden mit der Entwicklun­g zeigt sich Buttenwies­ens Bürgermeis­ter Hans Kaltner, der erklärt: „Das Konzept ist interessan­t, da könnte etwas Schönes entstehen. Ich freu mich drauf.“Auch Zweiter

Bürgermeis­ter Christian Knapp ist froh, dass in das Anwesen wieder Leben kommen soll. Der historisch­e Gewölbekel­ler und der Dachstuhl aus gehauenen Pfetten und Sparren mit Andreaskre­uzen, von dem es in Schwaben nur noch rund 50 gibt, macht unter anderem das Besondere des Gebäudes aus. Aus städtebaul­icher Sicht meint Knapp: „Für Unterthürh­eim wäre es eine Verarkam mung, wenn dieses stattliche Haus am Herrenberg nicht mehr da wäre.“Es bildet ein Ensemble mit dem unterhalb stehenden Vogthaus, das früher das Verwaltung­sgebäude Unterthürh­eims war, und dem diesem gegenüberl­iegenden Frühmessha­us. Knapp betont: „Letztlich machen solche Gebäude ein Dorf aus.“

Christian Knapp kam 1956, im Alter von zehn Jahren, nach Unterthürh­eim. Seine Eltern hatten das Frühmessha­us gekauft und 20 Jahre später wieder verkauft. So kann er sich gut an die Zeit erinnern, als Leben im Oberen Wirt herrschte. „Die Wirtschaft war immer offen“, erinnert er sich. Musikprobe­n fanden statt, die Schützen haben, wie es zu dieser Zeit üblich war, von der Wirtsstube ins Nebenzimme­r geschossen, Hochzeiten und immer wieder ein Leichensch­maus wurden abgehalten. Besonders gern erinnert er sich an die Faschingsb­älle: „Die Blasmusik hat gespielt und wir Jugendlich­en sind um den Ofen herumgetan­zt, der mitten auf der Tanzfläche stand.“Ursprüngli­ch war die Gaststätte mit Brauerei, die schon vor rund 150 Jahren aufgegeben wurde, im Privateige­ntum einer Unterthürh­eimer Familie, weiß

Knapp. Die wiederum hat in den 1920er-Jahren an die Kronenbrau­erei in Donauwörth verkauft.

Der Unterthürh­eimer Manfred Egger ist 1941 in diesem Haus geboren. Aus Erzählunge­n seiner Mutter Sophie, geborene Knötzinger, weiß er, dass deren Vater die Wirtschaft gepachtet hat, als sie drei Jahre alt war. Sie führte das Gasthaus mit ihrem Mann Franz Egger weiter, zusammen mit der kleinen Landwirtsc­haft. Als sein Vater 1967 starb, kam Manfred Egger, der damals Arbeit in München gefunden hatte, wieder zurück und half seiner Mutter bis zum Jahr 1970. Dann kündigten sie den Pachtvertr­ag, auch weil der Zustand der landwirtsc­haftlichen Gebäude ein Weiterführ­en des Nebenerwer­bs nicht mehr zuließ und die Brauerei den Garten an den Nachbarn verkauft hatte, obwohl auch Eggers Interesse zeigten. Die Nebengebäu­de wurden ebenfalls separat veräußert. In den nächsten zehn Jahren versuchten noch mehrere Pächter ihr Glück, dann wurde das Gebäude mehrfach verkauft, bis es die Gemeinde erwarb. Die hofft nun, dass es wieder zu einem Blickfang am Herrenberg wird.

 ?? Foto: Brigitte Bunk ?? Das ehemalige Gasthaus „Oberer Wirt“am Herrenberg in Unterthürh­eim hat einen neuen Eigentümer.
Foto: Brigitte Bunk Das ehemalige Gasthaus „Oberer Wirt“am Herrenberg in Unterthürh­eim hat einen neuen Eigentümer.
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Repro: Brigitte Bunk Im Heimatbuch zur 1000-Jahr-Feier im Jahr 2000 ist dieses Foto von der oberen Wirtschaft „Zum Adler“zu finden.

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