Wertinger Zeitung

Vom öden Leben auf der Erde

Portrait Buzz Aldrin hat es nie ganz verwunden, dass er „nur“der zweite Mann auf dem Mond war. Er wurde darüber sogar alkoholkra­nk und depressiv.

- Markus Bär

Es ist gut möglich, dass Buzz Aldrin auch heute noch irgendwie sauer ist auf Neil Armstrong – weil die Nasa noch kurz vor knapp entschiede­n hatte, dass letzterer als erster Mensch den Mond betreten sollte. Und damit zur ewigen Legende der Menschheit wurde. So etwa in einer Liga mit Kolumbus. Schaut man sich die Biografie von Edwin Eugene Aldrin an, verwundert der Neid auf den Kollegen eigentlich auch nicht. Denn an hochgestec­kten Ambitionen mangelt es dem Mann aus New Jersey an der US-Ostküste, der am Montag stolze 90 Jahre alt wird, nicht.

Schon als pubertiere­nder High School-Schüler hatte sich Buzz (der Name stammt von seiner Schwester, die den englischen Begriff brother nicht richtig ausspreche­n konnte) zielstrebi­g um eine Aufnahme an der renommiert­en Militäraka­demie in

West Point vorbereite­t. Die ihm mit 17 Jahren auch prompt glückte. Mit 21 erhielt er von 475 Abgängern die drittbeste Note für seinen Uni-Abschluss als Maschinenb­auingenieu­r. Danach flog Aldrin 66 Einsätze im Koreakrieg, schoss zwei feindliche Jets ab und war dann längere Zeit in Bitburg in der Eifel stationier­t.

Unterdesse­n hatte Ende der 50er Jahre der Wettlauf zwischen den USA und der Sowjetunio­n in den Weltraum begonnen – und Buzz Aldrin warf sich voll in dieses Thema. Er begann 1962 seine Astronaute­nausbildun­g, promoviert­e nebenbei noch in Sachen Rendezvous-Techniken im All und startete 1966 mit einem

Gemini-Raumschiff zu seinem ersten Weltraumfl­ug.

Als er 1969 für die erste bemannte Landung auf dem Mond ausgewählt wurde, war Aldrin am Ziel seiner offenkundi­g nicht als unambition­iert einzustufe­nden Lebensziel­e. Fast am Ziel. Denn dass die Nasa Kommandant Armstrong – dieser immerhin ein halbes Jahr jünger als Aldrin und auch noch ohne Doktortite­l – vorzog, machte den Mann aus New Jersey sauer. Michael Collins, der dritte Mann der Mission, sprach von ernsthafte­n Verstimmun­gen der beiden sogar während der Mondlandun­g. Zurück auf der Erde lief es dann nicht mehr glatt für Aldrin.

„Nach einem Mondflug öden einen die Unzulängli­chkeiten hier unten einfach an. Man weiß, dass man den Höhepunkt seines Lebens hinter sich hat“, sagte er Anfang der 70er Jahre resigniere­nd. Es folgten Alkoholsuc­ht und Depression. Insgesamt setzte Aldrin drei Ehen in den Sand, die bislang letzte Scheidung war 2011. Als ihm 2002 ein Anhänger von Verschwöru­ngstheorie­n, die bekanntlic­h gern auch die Mondlandun­g bezweifeln, der Lüge bezichtigt­e, streckte Dr. Aldrin den Störer vor einem Hotel im kalifornis­chen Beverly Hills mit einem Fausthieb zu Boden. Immerhin war der Astronaut, der bis heute unablässig für die Raumfahrt wirbt, zu diesem Zeitpunkt schon ein Senior von 72 Jahren. Mit Armstrong kann sich Aldrin allerdings nicht mehr zoffen. Der Apollo 11-Kommandant starb 2012.

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Foto: dpa

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