Wertinger Zeitung

Fotos aus dem KZ

Geschichte Dokumente zeigen auch den verurteilt­en Aufseher Demjanjuk in Sobibor

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Berlin Fotos des NS-Täters John Demjanjuk und hunderte weitere Bilder der „Aktion Reinhardt“, bei der nach Angaben des NS-Dokumentat­ionszentru­ms 1,8 Millionen Juden im von Deutschlan­d besetzten Polen ermordet wurden, sind jetzt aufgetauch­t und sollen demnächst veröffentl­icht werden.

Die mehr als 350 Bilder stammten aus dem Besitz von Johann Niemann, stellvertr­etender Kommandant des Vernichtun­gslagers Sobibor, teilte das NS-Dokumentat­ionszentru­m Topographi­e des Terrors in Berlin mit. Auf ihnen sei erstmals der 2011 in München wegen Beihilfe zum Mord an 28060 Menschen zu fünf Jahren Haft verurteilt­e Aufseher auf dem Lagergelän­de zu sehen. Er hatte bis zuletzt geleugnet, dort Aufseher gewesen zu sein, und starb, bevor das Urteil rechtskräf­tig wurde.

Die Bilder böten bisher unbekannte Einblicke in die nationalso­zialistisc­hen Massenverb­rechen und zu den deutschen Lagern im besetzten Polen. Niemann, ein Emsländer, trat 1934 in die Wachmannsc­haft des Konzentrat­ionslagers Esterwegen ein. Nach Stationen in Sachsenhau­sen und der „Kanzlei des Führers“wurde er bei der „Aktion T4“eingesetzt, bei der etwa 80000 vermeintli­ch körperlich und geistig unheilbar Kranke ermordet wurden. Danach war er am Aufbau des ersten „Aktion Reinhardt“-Lagers in Belzec beteiligt, später kam er nach Sobibor. Niemann wurde am 14. Oktober 1943 bei einem Gefangenen­aufstand zusammen mit zehn weiteren SS-Männern getötet.

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