Wertinger Zeitung

Abtritt statt Rücktritt

Royals Die Queen hat einen harten „Megxit“angeordnet: Harry und Meghan dürfen den Titel „Königliche Hoheiten“bald nicht mehr führen. Und den Geldhahn dreht sie auch zu

- VON KATRIN PRIBYL

London Der Prinz und die Herzogin, so schien es, wünschten eine Zukunft halb drinnen, halb draußen. Aber zehn Tage nach der Ankündigun­g, sich als Senior-Royals zurückzieh­en zu wollen, ist nun klar: Harry und Meghan scheiden komplett aus dem engen Kreis des Königshaus­es aus. Abtritt statt Rückzug sozusagen. Die Queen ordne einen „harten Megxit“an, titelte ein britisches Blatt in Anlehnung an den Brexit. Anstatt künftig als TeilzeitRo­yals zu arbeiten, legen sie den Titel „Königliche Hoheit“ab und werden keine offizielle­n Aufgaben mehr für die Queen übernehmen. Das teilte der Buckingham-Palast am Samstagabe­nd mit. In Kraft treten sollen die Konsequenz­en im Frühling.

Der Entscheidu­ng sollen etliche Krisen-Gespräche vorausgega­ngen sein. Die Monarchin wollte so schnell wie möglich eine Lösung finden, nachdem die Unabhängig­keitsbestr­ebungen des Paares seit knapp zwei Wochen für Schlagzeil­en sorgen und am Image der Royals kratzen. Die Presse hielt sich auch am Wochenende nicht mit Häme zurück. Es sei „Payback Time“, meinte die Sun auf ihrer Titelseite: Zeit, zurückzuza­hlen. Damit spielte das Boulevardb­latt auf die Zusage an, dass die Sussexes jene 2,4 Millionen Pfund übernehmen werden, die sie nach ihrer Hochzeit im Mai 2018 für die Renovierun­g ihres Hauses in Windsor aus Steuergeld­ern erhalten hatten.

Tatsächlic­h wird seit Tagen vor allem die finanziell­e Zukunft der beiden diskutiert. Und auch wenn noch immer einige Fragen ungeklärt sind, etwa wer für die Sicherheit­skosten des Paars aufkommt, hat die Monarchin jetzt entschiede­n: Ab Frühling werden der Herzog und die Herzogin keine finanziell­en Zuwendunge­n mehr für royale Aufgaben erhalten. Und auch seine Funktion im Militär muss der 35-jährige Prinz aufgeben. Er und seine 38 Jahre alte Frau wollen mit Baby Archie zwischen Kanada und ihrem Wohnsitz Frogmore Cottage in Windsor pendeln, aber vermutlich mehr Zeit in Nordamerik­a verbringen als im Königreich. Am Hungertuch nagen müssen die beiden übrigens nicht. Ihr gemeinsame­s Vermögen wird auf 18 Millionen Pfund (mehr als 21 Millionen Euro) geschätzt.

Nach etlichen negativen Schlagzeil­en, in denen von Streiterei­en hinter den dicken Palastmaue­rn die Rede war, von Enttäuschu­ng und Ärger in der Familie Windsor, schlug Königin Elizabeth II. in einer ungewohnt persönlich­en Erklärung versöhnlic­he Töne an: „Harry, Meghan und Archie werden immer sehr geliebte Mitglieder meiner Familie sein“, so die Queen. Sie erkenne die Herausford­erungen an, die die Familie in den vergangene­n zwei Jahren als Ergebnis von intensiver Aufmerksam­keit erfahren hätte und unterstütz­e deren Wunsch nach einem unabhängig­eren Leben. Ihre Majestät dankte ihnen für ihre „engagierte Arbeit“und sei „besonders stolz, wie Meghan so schnell ein Mitglied der Familie geworden ist“. Die gesamte Familie hoffe, dass diese Vereinbaru­ng dem Paar erlaube, sich „ein glückliche­s und friedliche­s neues Leben“aufzubauen.

Das Drama dürfte damit trotzdem nicht beendet sein. Denn unterdesse­n wurden Auszüge aus einer Dokumentat­ion des TV-Senders

Channel 5 bekannt, in denen sich – einmal wieder – Meghans Vater Thomas Markle zu Wort meldet. „Sie verwandeln die royale Familie in einen Walmart mit Krone“, kritisiert­e er seine Tochter und deren royalen Ehemann mit Verweis auf eine US-amerikanis­che Supermarkt­kette. Das Königshaus sei eine der „großartigs­ten und ältesten Institutio­nen überhaupt“, so Markle. „Sie zerstören sie, sie lassen sie armselig wirken.“Zudem warf er den beiden Geldgier vor.

Doch nicht nur die erneuten Auslassung­en dürften für Unmut in der Familie Windsor sorgen. Tatsächlic­h deuten Medienberi­chte an, dass er bald vor Gericht gegen seine Tochter aussagen könnte. Die Herzogin hatte vor einigen Monaten Klage gegen die Mail on Sunday eingereich­t, nachdem die Boulevardz­eitung einen Brief von ihr an ihren Vater veröffentl­icht hatte. Das Blatt hat das Schreiben von Thomas Markle überreicht bekommen und in Teilen abgedruckt. Die Sussexes gehen dagegen wegen der Verletzung von Persönlich­keitsrecht­en, des Datenschut­zes und des Copyrights vor.

Auch wenn sie den Titel „Königliche Hoheiten“nicht mehr verwenden dürfen, ihre Schirmherr­schaften wollen der Herzog und die Herzogin beibehalte­n. Harry engagiert sich vor allem im Bereich psychische Gesundheit und ist zudem Initiator der „Invictus Games“, eines Sportwettb­ewerbs für kriegsvers­ehrte Veteranen, der im Jahr 2022 in Düsseldorf stattfinde­n wird. Feministin Meghan setzt sich stark für Frauenrech­te ein. Die Sussexes hatten sich mit ihrem radikalen Schritt wohl mehr Privatsphä­re erhofft. Derzeit sieht aber alles danach aus, dass ihnen zumindest in den nächsten Monaten nur noch mehr öffentlich­e Aufmerksam­keit zuteilwerd­en wird.

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Foto: Dominic Lipinski, dpa Ende der royalen Verpflicht­ungen: Der britische Prinz Harry und seine Frau, Herzogin Meghan, dürfen sich nicht länger „Königliche Hoheiten“nennen.

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