Wertinger Zeitung

Haaland hat es eilig

Bundesliga Mit drei Treffern in 23 Minuten verhilft das Supertalen­t Borussia Dortmund zum Sieg in Augsburg. Der 19-Jährige zeigt, warum ihn Top-Klubs aus ganz Europa wollten

- VON JOHANNES GRAF

Augsburg Norwegens größte Tageszeitu­ng Verdens Gang hatte Videokamer­as und Journalist­en in den Bauch der Augsburger Arena mitgebrach­t, außerdem schilderte der ehemalige Frankfurt-Profi Jan Age Fjörtoft sogleich seine ersten Eindrücke. Den Norwegern in der Heimat sollte nichts verborgen bleiben, der erste Auftritt Erling Haalands kam einer Inszenieru­ng gleich. Der Hauptdarst­eller erfüllte nicht nur die Erwartunge­n, er übertraf sie bei weitem. Mit einer irren Tor-Show feierte das 19-jährige Supertalen­t ein nie da gewesenes Bundesliga­debüt.

Haaland ist eine imposante Erscheinun­g. Eine Urgewalt. 1,94 Meter groß, 87 Kilogramm schwer. Vor Kraft strotzend, dennoch geschmeidi­g in seinen Bewegungen. Nicht nur äußerlich ähnelt der Skandinavi­er Dolph Lundgren. Wie der schwedisch­e Schauspiel­er steht auch Haaland für Action. Als der Norweger nach knapp einer Stunde Spielzeit den Rasen betrat, lagen die Dortmunder gegen den FC Augsburg 1:3 zurück. Als das Spiel in der ausverkauf­ten Arena abgepfiffe­n wurde, lagen die Dortmunder 5:3 vorn. Dank Haaland.

Den Spielball hatte sich der Blondschop­f mit den stechend blauen Augen als Trophäe und Erinnerung­sstück unter den Arm geklemmt, als er in Englisch von seinem Traumdebüt erzählte. „Ich wollte so viel positive Energie wie möglich reinbringe­n und das Spiel drehen“, sagte der Modellathl­et. Mit seinen drei Treffern reihte sich das Supertalen­t ein, vor ihm hatten bereits Pierre-Emerick Aubameyang, Robert Lewandowsk­i und Paco Alcácer für den BVB dreifach gegen Augsburg getroffen.

Haaland trat forsch auf, nicht nur auf dem Rasen. Vor dem Spiel hätte er von zwei Toren geträumt, sprach Haaland in Mikrofone der Medienvert­reter. Und gegenüber Dortmunds Sportdirek­tor Michael Zorc äußerte der Norweger zuvor, sein Auftritt und seine Tore seien der Grund, warum der Klub ihn gekauft habe. „Und das stimmt“, sagte Zorc lachend.

20 Millionen Euro mussten die Dortmunder im Winter aufbringen, um den Angreifer von Red Bull Salzburg zu verpflicht­en. Andere europäisch­e Topklubs stachen sie aus, obwohl Manchester United oder Juventus Turin mit Unsummen Geld lockten. TV-Experte und Haaland-Kenner Fjörtoft plauderte im dichten Mediengedr­änge freimütig über seinen Landsmann, der bislang als Gegenentwu­rf zu anderen Superstars der Szene gilt. Er hätte nichts gegen schöne Frauen, große Autos oder Tattoos, meinte Fjörtoft. „Aber dieser Junge ist anders. Der will Fußball spielen, Fußball lernen, Fußball studieren.“

Acht Tore hat Haaland in der Champions League erzielt, deren drei in seinem ersten Bundesliga­spiel. Längst ist die Branche aufgeschre­ckt, die ganz Großen wollten sich die Sturmgewal­t in den Kader holen. Daher ein wenig überrasche­nd entschiede­n sich der Profi und sein Vater Alf-Inge Haaland für einen Wechsel nach Dortmund. Zweifelsoh­ne ein Topklub, aber eine Stufe niedriger verortet als etwa Real Madrid oder der FC Barcelona.

Auf dem Weg zum Weltstar sahen die Haalands im BVB die passende Zwischenst­ation. Dass der Profi seinen Vertrag bis Juni 2024 erfüllt, scheint nach dem ersten spektakulä­ren Auftritt allerdings unwahrsche­inlich. Selbst Dortmunds Sportdirek­tor Michael Zorc räumte ein, dass ein dauerhafte­r Verbleib nur schwer zu bewerkstel­ligen sei. Der Verantwort­liche deutete eine Ausstiegsk­lausel an.

„Wenn man weiß, wer alles noch im Boot war, diktiert man nicht die Bedingunge­n.“

Mit der Einwechslu­ng Haalands veränderte sich Dortmunds Konstellat­ion im Angriff. Plötzlich waren Wucht und Wille zu spüren, während zuvor Durchschla­gskraft und Effektivit­ät fehlten. Augsburgs Sportgesch­äftsführer Stefan Reuter gestand, seine Abwehr hätte sich nur schwer auf den energiegel­adenen Brechertyp­en einstellen können. „Man hat spüren können, mit wie viel Überzeugun­g er auf den Platz gegangen ist. Er bringt ein ganz neues Element ins Spiel“, betonte Reuter.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Er kam und traf: Erling Haaland war beim Sieg der Dortmunder die entscheide­nde Figur. Der Norweger erzielte in 23 Minuten drei Treffer und feierte ein perfektes Bundesliga­debüt.
Foto: Ulrich Wagner Er kam und traf: Erling Haaland war beim Sieg der Dortmunder die entscheide­nde Figur. Der Norweger erzielte in 23 Minuten drei Treffer und feierte ein perfektes Bundesliga­debüt.

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