A8: Leitplanken gegen das Lastwagenchaos
Die Parkplätze entlang der Autobahn sind häufig überfüllt. Deshalb sind oft auch die Einfahrten zugestellt. Nach schweren Unfällen werden die Anlagen zwischen München, Augsburg und Ulm umgebaut. Doch es gibt weitere Probleme Verkehr
Region Es ist schon ein gewohntes Bild: Wenn es Abend wird, füllen sich die Parkplätze entlang der Autobahn mit Lastwagen. Und in den Zufahrten stehen sie oft halb auf dem Grün und halb auf der Straße – mitunter sogar auf dem Standstreifen vor den Einfahrten. Im November 2018 schob sich ein Auto bis zur A-Säule unter einen Auflieger, der im Kurvenbereich des Parkplatzes Streitheimer Forst in Richtung Stuttgart im Landkreis Augsburg stand. Der Fahrer wurde mittelschwer verletzt. Schon im August 2017 war ein Wagen ungebremst gegen das Heck eines Lastwagens geprallt, der ebenfalls im Kurvenbereich dieses Parkplatzes parkte. Die Fahrerin wurde schwer, ihr Beifahrer leicht verletzt, hieß es damals vonseiten der Polizei. Damit so etwas möglichst nicht mehr vorkommt, sollen in diesem Jahr Bauarbeiter an der Autobahn zwischen Augsburg und Ulm anrücken.
Im Gespräch mit unserer Zeitung sagt Robert Schmidt, Geschäftsführer der in diesem Bereich zuständigen Betreibergesellschaft Pansuevia, dass bei den Parkplätzen Scheppacher Flur im Landkreis Günzburg sowie Streitheimer Forst Nord und Süd die Schutzplanken so weit verlängert werden, dass ein Parken in den Zufahrten unmöglich wird. Es sei denn, ein Fahrer würde seinen Lastwagen direkt auf der Straße abstellen. Auch werden die Bereiche besser ausgeleuchtet. Pro Parkplatz kostet das gut 100000 Euro, wobei es bei der Anlage Scheppacher Flur noch etwas günstiger werden könnte. Dort gibt es bereits einen Anpralldämpfer an der Schutzplanke, der allein mit gut 30000 Euro zu Buche schlägt. Die Kosten trägt die Autobahndirektion. Angesichts der überfüllten Parkplätze stellt sich die Frage, ob diese beim Ausbau der A 8 nicht großzügiger hätten gebaut werden können – oder ob damals die Zahlen der Lastwagen unterschätzt wurden. Wie der Geschäftsführer sagt, „haben wir schon mehr Parkplätze als vorher, und die Rastanlage Burgauer See ist erweitert worden“. Es gebe Vorlaufzeiten bei Ausbauplanungen, und in der Tat habe der
Verkehr zugenommen. Es gebe zu wenig Stellflächen. Man habe daher geprüft, ob weitere Anlagen möglich sind. „Aber wir unterliegen hier den Vorgaben des Planfeststellungsverfahrens.“Mehr Parkplätze würden bedeuten, dieses wieder aufzurollen – was wieder viel Zeit in Anspruch nehmen würde, und man bräuchte weitere Flächen. Bei der Planung sei sogar ein Puffer eingebaut worden, der aber ist längst aufgebraucht. Und was man nicht außer Acht lassen dürfe: „Infrastruktur zieht Verkehr an.“Eine ausgebaute Autobahn locke etwa Firmen mit ihren Logistikzentren, sodass hier noch mehr los ist.
Dass Lastwagenfahrer auch wegen Änderungen bei Lenk- und Ruhezeiten kaum mehr wissen, wo sie ihre Fahrzeuge abstellen sollen, zeigt sich noch an etwas anderem. Die Pansuevia muss zunehmend Schäden auf den Parkplätzen beheben, etwa an kaputten Grünflächen und demolierten Bordsteinen. Das koste gut 50 000 Euro für eine solche Anlage. Und an der Rastanlage Burgauer See komme es immer wieder vor, dass Lastwagen auf den für Autos reservierten Teil fahren, dort kaum um die Kurve kommen und so auch Schäden anrichten. Mitunter komme man deswegen nicht umhin, Grünflächen etwas zu verkleinern.
Ein ganz anderes Phänomen betrifft hingegen die Auto- und Motorradfahrer: Gerade wenn es sich wegen eines Unfalls auf der A8 staut, werden die Betriebszufahrten gerne benutzt, um hier die Autobahn zu verlassen – was aber verboten ist. Eine Lösung wäre, diese Wenderampen beispielsweise mit einer Schranke zu verschließen. Doch da Einsatzkräfte diese Bereiche brauchen, gehe das nicht. „Sonst braucht man für jedes Fahrzeug für jede solche Schranke entlang der Autobahn einen einheitlichen Schlüssel“, sagt Schmidt. Verschließbar sind aber die Zufahrten zu den Regenrückhaltebecken. Sie führen zwar nicht in einen Ort. Aber Schmidt und seine Kollegen haben schon öfters beobachtet, dass dann eben die Waldwege als Schleichwege benutzt werden, und sich dann in den angrenzenden Gemeinden der Verkehr staut.
Für den Abschnitt der A8 zwischen Augsburg und München ist die Autobahnplus GmbH zuständig.
Nach den Worten des technischen Managers Oliver Saga gibt es hier dieselben Parkplatz-Planungen wie bei der Pansuevia. An den Anlagen Kirchholz und Fuchsberg in Richtung München seien sie bereits umgesetzt, am Adelzhauser Berg seien die Arbeiten begonnen worden und gingen dieses Jahr weiter. Zwei weitere Parkplätze müssen noch komplett im Einfahrtsbereich umgestaltet werden. Saga sagt, man könne die Bereiche nur einengen, ein Parken auf der Straße aber nicht verhindern. Wenn die Anlagen überlastet seien, komme es durchaus vor, dass Lastwagen sich so hinstellen, dass niemand mehr vorbeikommt.
Auch die Autobahnplus habe Schäden an den Parkplätzen und einen Mehraufwand für den Betriebsdienst. Denn wenn Fahrzeuge sich auf den Grünstreifen stellen und losfahren, werde der entstehende Dreck auf die Straße gezogen und friere im Winter mitunter an. Zu Schutzplanken und einer besseren Beleuchtung, durch die der Verkehr auf der Autobahn nicht geblendet werden dürfe, sieht Saga keine Alternative. Er rechnet mit Kosten von jeweils 40000 bis 50000 Euro.
Pansuevia-Chef Schmidt erklärt, auf diese Zahl angesprochen, dass die Investitionshöhe je nach Ausstattungsdetail variieren könne.
Der Chef der Autobahnpolizei Günzburg, Werner Schedel, freut sich über die Arbeiten. „Wir sind seit vielen Jahren dran, dass sich hier etwas tut“, aber so etwas mit allen Beteiligten abzustimmen brauche Zeit. Die Polizei kenne gerade bei Fahrern, die sich auf den Seitenstreifen stellen, kein Pardon. Dann gebe es ein Bußgeld und man schicke sie weiter. Auf den Parkplätzen brauche es Fingerspitzengefühl, ob man jemanden wecke und weiterschicke – das sei ein großer Aufwand und bringe viele Diskussionen. „Zur Not lassen wir aber abschleppen.“Schedels Amtskollege von der Autobahnpolizei Gersthofen, Josef Sitterer, hält bauliche Veränderungen für das wirksamste Mittel, „um Lkw-Fahrer zu zwingen, nicht in den Zufahrten zu parken“. Es gebe in vielen Bereichen die Möglichkeit, abzufahren und sich in einem Gewerbegebiet einen Stellplatz für die Nacht zu suchen. Nichtsdestotrotz hält auch Sitterer eine Erweiterung der Anlagen für unbedingt nötig.