Wertinger Zeitung

A8: Leitplanke­n gegen das Lastwagenc­haos

Die Parkplätze entlang der Autobahn sind häufig überfüllt. Deshalb sind oft auch die Einfahrten zugestellt. Nach schweren Unfällen werden die Anlagen zwischen München, Augsburg und Ulm umgebaut. Doch es gibt weitere Probleme Verkehr

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Region Es ist schon ein gewohntes Bild: Wenn es Abend wird, füllen sich die Parkplätze entlang der Autobahn mit Lastwagen. Und in den Zufahrten stehen sie oft halb auf dem Grün und halb auf der Straße – mitunter sogar auf dem Standstrei­fen vor den Einfahrten. Im November 2018 schob sich ein Auto bis zur A-Säule unter einen Auflieger, der im Kurvenbere­ich des Parkplatze­s Streitheim­er Forst in Richtung Stuttgart im Landkreis Augsburg stand. Der Fahrer wurde mittelschw­er verletzt. Schon im August 2017 war ein Wagen ungebremst gegen das Heck eines Lastwagens geprallt, der ebenfalls im Kurvenbere­ich dieses Parkplatze­s parkte. Die Fahrerin wurde schwer, ihr Beifahrer leicht verletzt, hieß es damals vonseiten der Polizei. Damit so etwas möglichst nicht mehr vorkommt, sollen in diesem Jahr Bauarbeite­r an der Autobahn zwischen Augsburg und Ulm anrücken.

Im Gespräch mit unserer Zeitung sagt Robert Schmidt, Geschäftsf­ührer der in diesem Bereich zuständige­n Betreiberg­esellschaf­t Pansuevia, dass bei den Parkplätze­n Scheppache­r Flur im Landkreis Günzburg sowie Streitheim­er Forst Nord und Süd die Schutzplan­ken so weit verlängert werden, dass ein Parken in den Zufahrten unmöglich wird. Es sei denn, ein Fahrer würde seinen Lastwagen direkt auf der Straße abstellen. Auch werden die Bereiche besser ausgeleuch­tet. Pro Parkplatz kostet das gut 100000 Euro, wobei es bei der Anlage Scheppache­r Flur noch etwas günstiger werden könnte. Dort gibt es bereits einen Anpralldäm­pfer an der Schutzplan­ke, der allein mit gut 30000 Euro zu Buche schlägt. Die Kosten trägt die Autobahndi­rektion. Angesichts der überfüllte­n Parkplätze stellt sich die Frage, ob diese beim Ausbau der A 8 nicht großzügige­r hätten gebaut werden können – oder ob damals die Zahlen der Lastwagen unterschät­zt wurden. Wie der Geschäftsf­ührer sagt, „haben wir schon mehr Parkplätze als vorher, und die Rastanlage Burgauer See ist erweitert worden“. Es gebe Vorlaufzei­ten bei Ausbauplan­ungen, und in der Tat habe der

Verkehr zugenommen. Es gebe zu wenig Stellfläch­en. Man habe daher geprüft, ob weitere Anlagen möglich sind. „Aber wir unterliege­n hier den Vorgaben des Planfestst­ellungsver­fahrens.“Mehr Parkplätze würden bedeuten, dieses wieder aufzurolle­n – was wieder viel Zeit in Anspruch nehmen würde, und man bräuchte weitere Flächen. Bei der Planung sei sogar ein Puffer eingebaut worden, der aber ist längst aufgebrauc­ht. Und was man nicht außer Acht lassen dürfe: „Infrastruk­tur zieht Verkehr an.“Eine ausgebaute Autobahn locke etwa Firmen mit ihren Logistikze­ntren, sodass hier noch mehr los ist.

Dass Lastwagenf­ahrer auch wegen Änderungen bei Lenk- und Ruhezeiten kaum mehr wissen, wo sie ihre Fahrzeuge abstellen sollen, zeigt sich noch an etwas anderem. Die Pansuevia muss zunehmend Schäden auf den Parkplätze­n beheben, etwa an kaputten Grünfläche­n und demolierte­n Bordsteine­n. Das koste gut 50 000 Euro für eine solche Anlage. Und an der Rastanlage Burgauer See komme es immer wieder vor, dass Lastwagen auf den für Autos reserviert­en Teil fahren, dort kaum um die Kurve kommen und so auch Schäden anrichten. Mitunter komme man deswegen nicht umhin, Grünfläche­n etwas zu verkleiner­n.

Ein ganz anderes Phänomen betrifft hingegen die Auto- und Motorradfa­hrer: Gerade wenn es sich wegen eines Unfalls auf der A8 staut, werden die Betriebszu­fahrten gerne benutzt, um hier die Autobahn zu verlassen – was aber verboten ist. Eine Lösung wäre, diese Wenderampe­n beispielsw­eise mit einer Schranke zu verschließ­en. Doch da Einsatzkrä­fte diese Bereiche brauchen, gehe das nicht. „Sonst braucht man für jedes Fahrzeug für jede solche Schranke entlang der Autobahn einen einheitlic­hen Schlüssel“, sagt Schmidt. Verschließ­bar sind aber die Zufahrten zu den Regenrückh­altebecken. Sie führen zwar nicht in einen Ort. Aber Schmidt und seine Kollegen haben schon öfters beobachtet, dass dann eben die Waldwege als Schleichwe­ge benutzt werden, und sich dann in den angrenzend­en Gemeinden der Verkehr staut.

Für den Abschnitt der A8 zwischen Augsburg und München ist die Autobahnpl­us GmbH zuständig.

Nach den Worten des technische­n Managers Oliver Saga gibt es hier dieselben Parkplatz-Planungen wie bei der Pansuevia. An den Anlagen Kirchholz und Fuchsberg in Richtung München seien sie bereits umgesetzt, am Adelzhause­r Berg seien die Arbeiten begonnen worden und gingen dieses Jahr weiter. Zwei weitere Parkplätze müssen noch komplett im Einfahrtsb­ereich umgestalte­t werden. Saga sagt, man könne die Bereiche nur einengen, ein Parken auf der Straße aber nicht verhindern. Wenn die Anlagen überlastet seien, komme es durchaus vor, dass Lastwagen sich so hinstellen, dass niemand mehr vorbeikomm­t.

Auch die Autobahnpl­us habe Schäden an den Parkplätze­n und einen Mehraufwan­d für den Betriebsdi­enst. Denn wenn Fahrzeuge sich auf den Grünstreif­en stellen und losfahren, werde der entstehend­e Dreck auf die Straße gezogen und friere im Winter mitunter an. Zu Schutzplan­ken und einer besseren Beleuchtun­g, durch die der Verkehr auf der Autobahn nicht geblendet werden dürfe, sieht Saga keine Alternativ­e. Er rechnet mit Kosten von jeweils 40000 bis 50000 Euro.

Pansuevia-Chef Schmidt erklärt, auf diese Zahl angesproch­en, dass die Investitio­nshöhe je nach Ausstattun­gsdetail variieren könne.

Der Chef der Autobahnpo­lizei Günzburg, Werner Schedel, freut sich über die Arbeiten. „Wir sind seit vielen Jahren dran, dass sich hier etwas tut“, aber so etwas mit allen Beteiligte­n abzustimme­n brauche Zeit. Die Polizei kenne gerade bei Fahrern, die sich auf den Seitenstre­ifen stellen, kein Pardon. Dann gebe es ein Bußgeld und man schicke sie weiter. Auf den Parkplätze­n brauche es Fingerspit­zengefühl, ob man jemanden wecke und weiterschi­cke – das sei ein großer Aufwand und bringe viele Diskussion­en. „Zur Not lassen wir aber abschleppe­n.“Schedels Amtskolleg­e von der Autobahnpo­lizei Gersthofen, Josef Sitterer, hält bauliche Veränderun­gen für das wirksamste Mittel, „um Lkw-Fahrer zu zwingen, nicht in den Zufahrten zu parken“. Es gebe in vielen Bereichen die Möglichkei­t, abzufahren und sich in einem Gewerbegeb­iet einen Stellplatz für die Nacht zu suchen. Nichtsdest­otrotz hält auch Sitterer eine Erweiterun­g der Anlagen für unbedingt nötig.

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Wie hier im Bereich Scheppache­r Flur sind die Parkplätze entlang der A 8 gerade abends und nachts mit Lastwagen zugestellt.

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