Lehrer sind empört über den Kultusminister
Bildung Seit Michael Piazolo seine Maßnahmen gegen den Lehrermangel angekündigt hat, steht das Telefon bei der BLLV-Kreisvorsitzenden Patricia Laube nicht mehr still. Sie klagt über fehlende Wertschätzung
Landkreis Das Telefon steht kaum noch still bei Patricia Laube, seit Kultusminister Michael Piazolo seine Maßnahmen gegen den Lehrermangel angekündigt hat. „Die Reaktionen der Kollegen reichen von Empörung über Wut bis hin zu Verzweiflung“, berichtet die Vorsitzende des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), Kreisverband Dillingen. „Es ist nicht unbedingt die Einführung des verpflichtenden Arbeitszeitkontos, auch wenn das die Kolleginnen und Kollegen an den Grundschulen, die bereits über die Maßen durch Inklusion, Migration, differenzierte Zeugnisse und Lernentwicklungsgespräche belastet sind, durchaus trifft. Lehrer an Grund- und Mittelschulen haben die höchste Unterrichtsverpflichtung und die geringste Bezahlung“, sagt Laube.
Viel schwerer wiege die Einschränkung der Teilzeitmöglichkeiten sowie die Verschlechterungen beim Antragsruhestand. „Ich kenne keinen Kollegen, der aus Jux und Tollerei Teilzeit arbeitet. Viele signalisieren mir: Mehr schaffe ich nicht“, berichtet Laube. Sogar junge Kollegen am Anfang ihrer Karriere arbeiten ihren Worten zufolge einige Stunden weniger, damit sie ihr Pensum schaffen. Die Anforderungen an Lehrkräfte in der Grundschule seien so vielfältig, die Erwartungen von Eltern und Schülern so hoch, dass sich viele Kollegen dem nicht mehr gewachsen fühlen.
Die BLLV-Kreisvorsitzende sagt: „So treibt unser Arbeitgeber zunehmend sein Personal in Dienstunfähigkeit und Krankheit! Von Wertschätzung ist keine Spur!“Die salbungsvollen Worte, mit denen Piazolo seinen Maßnahmenkatalog angekündigt habe, bleiben laut Laube „Lippenbekenntnisse, solange nicht alle Lehrämter in der Bezahlung gleichgestellt sind“.
Ihrer Meinung nach ist das Argument des Kultusministeriums, es sei vom hohen Bedarf an Lehrkräften überrascht worden, ein Armutszeugnis: „Ich frage mich, welches Unternehmen sechs Jahre im Voraus so genaue Zahlen über seine Auftragslage hat wie die Bayerische Staatsregierung.“Die Kinder, die in die Schule kommen, seien ja schließlich nicht überraschend plötzlich sechs Jahre alt, und die Kollegen würden auch nicht völlig aus dem Nichts in den Ruhestand gehen. Letztlich müssten die Kinder unter diesen miserablen Bedingungen leiden, weil keine Zeit und keine Kraft mehr für individuelle Förderung bleibe.
Seit langem fordere der BLLV einen Systemwechsel in der Lehrerausbildung, um den Lehrberuf in Grund- und Mittelschulen wieder attraktiv für junge Menschen zu machen. Die Kreisvorsitzende sagt: „Ich hätte vom Ministerpräsidenten in dieser Sache mehr Mut zur Veränderung erwartet und bin bitter enttäuscht worden. Ich frage mich, wie lange sich ein Land wie Bayern, das sich gerne innovativ und modern präsentiert, eine derart rückschrittliche Bildungspolitik noch leisten kann.“
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Der BLLV startet am Freitag, 7. Februar, den bayernweiten Aktionstag „Lehrermangel – So nicht!“.
Patricia Laube