Ein neues Hotel im alten Stadel
Gastronomie Aus einem Kuhstadel in Dinkelscherben ist ein uriges Pub mit Hotel geworden. Begonnen hat alles mit einem irischen Theaterstück. Wenige Wochen nach der Eröffnung ist Finkls Heimat gut gebucht
Dinkelscherben An ihren ersten Hotelgast können sie sich noch gut erinnern. Plötzlich blinkte ihr Handy, erinnert sich Elisabeth Heberle: eine Expressbuchung. Aufgeregt rief sie ihren Ehemann Karl an. Wenige Minuten später stand der erste Gast, ein junger Mann aus Brasilien, auch schon vor der Tür. Auch wenn die Heberles kein Portugiesisch sprechen, habe sich der erste Gast gleich wohlgefühlt im neuen Hotel, erinnern sich die beiden. Inzwischen sind die neuen Hotelbetreiber routinierter. Etwa zwei Monate nach der Eröffnung ist das neue Hotel Finkls Heimat in Dinkelscherben gut gebucht. Dabei entstand die Idee dazu aus einem Zufall.
Seit etwa sechs Jahren gibt es das kleine Pub. Seit Kurzem das Hotel. Wer den ehemaligen Kuhstall betritt, spürt die Detailliebe der Betreiber.
Irische Guinness-Schilder finden sich an den Wänden, ein alter Spielautomat steht in der Ecke – ein echtes Irish Pub mitten in Dinkelscherben. Ein wenig wirkt die Einrichtung wie eine Kulisse für ein irisches Theaterstück. Und das ist kein Zufall. Denn genau damit hat alles begonnen. Einer der beiden Söhne der Heberles war auf der Suche nach einem Veranstaltungsort für eine Augsburger Theatergruppe. Aufgeführt werden sollte ein irisches Musical. „Odd Love“hieß die Liebesschnulze. Und die spielt in einem Irish Pub. Kurzerhand baute Karl Heberle eine Theke in den alten Kuhstall – mit echter Zapfanlage.
„Ich übertreibe immer ein bisschen“, sagt der 58-Jährige. Und weil die Kulisse so gut in das urige Ambiente passte, blieb sie – und wurde zur echten Gaststätte. Das Old Finkl’s Pub war geboren.
Von da an öffneten die Heberles ihre kleine Kneipe regelmäßig, allerdings nur an einigen Wochenenden und für Veranstaltungen. Vor gut einem Jahr dann der Umbruch: „Wir wollten ein zweites Standbein schaffen“, sagt Elisabeth Heberle. Ihr gehört auch das Haushaltswarengeschäft Finkl an der Dinkelscherben Marktstraße. Den traditi55-Jährige. onsreichen Laden gebe es bereits seit 1797, erzählt Heberle. Ursprünglich sei es als Schmiede gestartet. Später verkauften die Finkls – Vorfahren von Elisabeth Heberle – auch Kohle, Heizöl oder Landmaschinen. Nun aber sei es an der Zeit, das Geschäft zu verkaufen, meint Elisabeth Heberle, die den Laden vor 15 Jahren von ihrer Mutter übernommen hatte. Der Grund: „Es läuft einfach nicht mehr so gut wie früher.“Haushaltswaren kaufe man heute bequemerweise im Internet und immer weniger in den kleinen Geschäften vor Ort, meint die Deshalb wollen sich die Heberles künftig auf das Hotel mit Pub konzentrieren. Das hat mittlerweile täglich geöffnet, und es gibt immer wieder Livekonzerte. Damit dürften die beiden auch genug zu tun haben.
Ein Jahr hat es gedauert, das Hotel herzurichten. Möglich gewesen sei das nur durch die tatkräftige Unterstützung der Familie und der Unternehmen aus der Umgebung. Man kennt die Heberles in Dinkelscherben, auch wenn sie dort nicht wohnen. „Viele wollten uns helfen, das freut einen natürlich“, sagt Karl Heberle.
Einen großen Teil der Umbauten hat er selbst übernommen. Geholfen haben auch die beiden Söhne Nicolas und Jakob, die bei größeren Veranstaltungen im Pub einspringen. Sohn Jakob arbeitet als Industriemechaniker, Nicolas ist Koch in der Alten Posthalterei in Zusmarshausen. Ab und zu kocht er auch Kleinigkeiten für die Pub-Besucher.
Im Erdgeschoss des neuen Teils findet sich nach dem Umbau nun die Hotelrezeption. Im Obergeschoss sind die sieben neuen Hotelzimmer. Fünf Doppel- und zwei Einzelzimmer
gibt es, allesamt modern eingerichtet. Eine Übernachtung gibt es ab knapp 80 Euro. Zwei Monate nach Eröffnung ist das Hotel bereits gut gebucht. „Momentan ist nur ein Zimmer frei“, sagt Karl Heberle bei der Besichtigung. Das Geschäft läuft. Auch im Pub, in dem es neben Getränken auch Kleinigkeiten zu essen und nach Anmeldung auch Frühstück gibt. Wichtig ist den neuen
„Wir wollten ein zweites Standbein schaffen.“
Elisabeth Heberle, Hotelbetreiberin
„Momentan ist nur ein Zimmer frei.“
Karl Heberle, Hotelbetreiber
Hotelbetreibern, dass sie dem Gastro-Gewerbe im Ort nichts wegnehmen. Man verstehe sich gut mit den Betreibern der Wirtshäuser im Ort und sehe sich nicht als Konkurrenz, sagen die Heberles. „Wir wollen eine Bereicherung für den Ort sein.“
Mit ihrem Pub treffen die beiden offenbar den Nerv der Dinkelscherber. „Auch die jungen sitzen abends lieber hier und trinken gemütlich ein Bier, als in die Disco nach Augsburg zu fahren“, sagt Karl Heberle. Bereits wenige Wochen nachdem das Pub täglich geöffnet hat, gibt es Stammkunden.
Ausruhen können sich die Heberles nun aber nicht. Geplant ist unter anderem ein kleiner Biergarten im Garten hinter dem Haus oder die Bewirtung auf einer Terrasse. Im Obergeschoss des Hotels soll es außerdem eine besondere Überraschung geben. An Ideen mangelt es den Heberles nicht.
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Öffnungszeiten Das Old Finkl’s Pub, Marktstraße 2 in Dinkelscherben, hat derzeit täglich von 17 bis 22 Uhr geöffnet. Sonntags gibt es ab 10 Uhr Frühstück. Um Anmeldung wird gebeten.