„Was, man hat dich nicht vergast?“
Ja, das ist ein
Wunder, allerdings sind auch viele meiner Verwandten durch den Naziterror ums Leben gekommen: meine Großeltern, zwei Schwestern meiner Mutter, ein Bruder meines Vaters, ein Kind meiner Tante. Von meinem Vater weiß ich, dass er eine Typhusepidemie nur überlebt hat, weil er geimpft war. Er wurde von den Briten befreit. Meine Mutter, die sehr klein und schmächtig war, hat man gelegentlich noch für ein Kind gehalten und ihr etwas zu essen zugesteckt. Sie wurde von den Russen aus dem Lager Ravensbrück befreit. Aber eine wirkliche Erklärung, warum wir drei Glück hatten, gibt es nicht. Warum wir – und nicht jemand anderer? Der Todesmarsch aus Auschwitz nach Ra
Wir waren nicht direkt in Auschwitz, sondern in Birkenau, dem eigentlichen Vernichtungslager. Am Ende gab es dort nichts mehr zu essen, aber auch keine Wachen mehr. Irgendwann sind wir dann mit dem Schlitten bei minus 20 Grad über den Schnee und die Minen nach Auschwitz gefahren und haben dort alles gefunden, was sich ein Mensch in unserer Not nur vorstellen konnte: Schuhe, Kleidung, Lebensmittel. Und weil wir nicht wussten, wo wir hin sollten, sind wir einfach zurück nach Birkenau. Zehn Tage später kam dann die Rote Armee, die uns Kinder mit einer Kutsche nach Krakau in ein Waisenhaus gebracht hat.
Wussten Sie da schon, dass auch Ihre Eltern noch am Leben waren?
Melcer: Nein, ich wusste überhaupt nichts. In Krakau habe ich dann aber jemanden getroffen, der meinen Onkel in meinem