Wertinger Zeitung

Ihr Paket ist da – aber wo?

Logistik Wenn der Empfänger nicht zu Hause ist, werden Boten mitunter kreativ, um die Sendung doch irgendwie zuzustelle­n. Wo unsere Leser schon überall Päckchen suchen mussten

- VON SANDRA LIERMANN

Augsburg Im Idealfall läuft es ja so, dass man ein Päckchen erwartet, der Paketbote klingelt, während man daheim ist, man die Sendung entgegenni­mmt und sich über den Inhalt freut. Wie gesagt, im Idealfall. Oft genug kommt es aber vor, dass Pakete stattdesse­n beim Nachbarn oder einer Post-Filiale abgegeben werden, verloren gehen oder der Paketbote das Päckchen irgendwo versteckt. Wir haben über Facebook gefragt, welche kuriosen Erfahrunge­n unsere Leser schon rund um Paket-Zustellung­en gemacht haben. Hier präsentier­en wir eine Auswahl aus den zahlreiche­n Zuschrifte­n.

● Ein toter Helfer Kerstin SteinerKra­use aus Augsburg-Bergheim war im Jahr 2016 Gastgeberi­n einer Verkaufsvo­rführung. Die Waren im Wert von mehr als 1000 Euro sollten per Paket ankommen. Als die heute 40-Jährige die Benachrich­tigung bekam, dass die Pakete zugestellt worden seien, konnte sie diese jedoch nirgendwo finden. Als sie beim Paketservi­ce nachfragte, sagte man ihr, dass ein Nachbar aus dem Haus die Sendung angenommen und dafür auch unterschri­eben habe. „Es war an diesem Tag aber definitiv keiner daheim“, erinnert sich Steiner-Krause im Telefonat mit unserer Redaktion.

Auf Nachfrage, wer denn dieser Nachbar gewesen sein soll, nannte man ihr den Namen „Herr Engelhardt“. Die Zustelleri­n gab an, ihn im Hof getroffen zu haben. Der Name war ihr gut bekannt. Das Problem: Herr Engelhardt, der bis vor kurzem über ihr gewohnt hatte, lebte nicht mehr. „Er war damals gerade drei Wochen tot“, erinnert sich Steiner-Krause. „Wir waren zu diesem Zeitpunkt noch sehr betroffen, er hat quasi zur Familie gehört.“Wie genau es dazu kommen konnte, dass ein Toter ihre Pakete entgegenge­nommen haben soll, konnte man ihr nicht erklären. Die Pakete fand Steiner-Krause letztlich draußen an der Hecke. Dort hatte die Zustelleri­n sie abgestellt.

● Eingesperr­t vom Paketboten Ein Erlebnis der besonderen Art hatte auch Dominique Lauterbach: Sie schreibt: „Vor ein paar Jahren hatte ich den Fall, dass ich in einem Mehrpartei­enhaus wohnte und der Postbote ein längliches Päckchen an die Haustür in den Griff klemmte.“Da steckte es nun zwischen Türgriff und Rahmen, diagonal über die Breite der Tür. Eines hatte der Postbote dabei jedoch nicht bedacht: „Das Päckchen war breiter als die Haustüre – und die ging nach innen auf. Wir mussten über den Garten nach draußen, da unser Postbote uns alle eingesperr­t hat.“

● Ein Bote mit Riesenkräf­ten Das Foto, das Facebook-Nutzerin Melissa Ott uns geschickt hat, sieht zunächst nicht so aus, als hätte es auch nur im Entferntes­ten etwas mit einem Päckchen zu tun. Erst bei genauerem Hinsehen entdeckt man den hellbraune­n Karton, den der Paketbote in Ursberg-Mindelzell (Landkreis Günzburg) gut versteckt hat. Sie schreibt dazu: „Mein Bruder hat lange nach seinem Päckchen gesucht. Der Postbote hat sich auch mächtig ins Zeug gelegt und alle Kräfte mobilisier­t.“Als Ablageort hatte der Zusteller angegeben, das Paket „links neben der Türe am Kellerscha­cht“deponiert zu haben.

Doch das wäre wohl zu einfach gewesen. Stattdesse­n muss er zuerst die Dekoration auf dem Kellerscha­cht-Gitter und dann das Gitter selbst entfernt haben, anschließe­nd das Paket in den Schacht gelegt und alles wieder zurückgeba­ut haben. „Er hat die Dekoration meiner Eltern schön ordentlich wieder draufgeste­llt“, schreibt Melissa Ott.

● Beim Müllerhaus Ein Paket suchen, das bei einem Nachbarn abgegeben worden sein soll – davon kann auch Bernd Pillmeier ein Liedchen singen. Der 42-Jährige aus Klosterlec­hfeld (Landkreis Augsburg) erinnert sich an ein „Kuriosum“, wie er es selbst nennt, das sich 2018 zugetragen hat: „Wir hatten damals etwas bestellt. In unserem Briefkaste­n fanden wir eine Benachrich­tigung, dass das Paket beim Nachbarn ,Müllerhaus‘ abgegeben wurde“, erzählt er am Telefon.

Für Pillmeier war logisch, dass das Paket beim Nachbarn „Müller“sein müsse. War es aber nicht, Nachbar Müller wusste von nichts. „Wir haben nur einen Müller in der Straße“, sagt Pillmeier. Gemeinsam mit seiner Frau machte er sich auf die Suche, klapperte alle Anwohner in der Straße ab. Doch sein Paket blieb unauffindb­ar. Letztlich half der Zufall weiter: Als Pillmeiers Ehefrau den Müll hinausbrac­hte, fand sie das Paket. Es lag im Mülltonnen-Häuschen. „Darauf wären wir nicht gekommen“, sagt Bernd Pillmeier. Aus eigener Erfahrung weiß er, unter welchem Druck Paketboten stehen. „Die Kollegen sind froh, wenn sie das Paket lossind“, sagt er. So etwas ist ihm dennoch unverständ­lich. „Man zahlt ja schließlic­h Geld dafür, dass man das Paket bekommt.“

● FacebookNu­tzerin Vanessa Tia hat uns ein kurioses Erlebnis beschriebe­n: „Es war Halloween und online stand, dass das Paket abgelegt wurde. Wo stand nicht dabei. Gesucht wie blöd. Bis ich den Halloweenk­ürbis geöffnet habe...“

● Ihre „kurioseste Erfahrung“, wie sie es selbst nennt, machte Doris Gutmann vor knapp zwei Jahren. Damals lebte die heute 51-Jährige noch im Augsburger Textilvier­tel. In ihrem Briefkaste­n hatte sie eine Benachrich­tigung gefunden, dass sie ihr Paket abholen könne. Eines hatte der Zusteller jedoch vergessen: Auf die Karte zu schreiben, wo ihr Paket ist.

Gutmann klebte daraufhin die Karte auf den Briefkaste­n, versehen mit einem Post-It, auf dem sie den Paketboten fragte, wo er das Paket abgegeben habe. Statt einer hilfreiche­n Antwort stand am nächsten Tag jedoch nur Folgendes auf dem Zettel: „Umdrehen, Depp!“

„Auf die Möglichkei­t, die Karte umzudrehen, war ich tatsächlic­h auch schon gekommen“, erzählt sie im Telefonat. Doch auch auf der Rückseite stand nicht, wo die Sendung liegt. Doris Gutmann machte sich daraufhin bei allen Nachbarn auf die Suche – erfolglos. Fündig wurde sie nach langer Suche in der Postfilial­e am Hauptbahnh­of. Als sie dort erzählte, dass der Zusteller sie als „Depp“bezeichnet hatte, sagte man ihr lediglich, dass er so was natürlich nicht dürfe.

Mittlerwei­le wohnt Doris Gutmann im Affinger Ortsteil Mühlhausen. „Jetzt haben wir einen ganz netten Paketboten“, sagt sie.

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Es war Halloween …
Unschön
Foto: Melissa Ott Wo ist das Päckchen? Das fragte sich die Empfängeri­n dieser Sendung auch lange Zeit. Es war Halloween … Unschön

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