Wertinger Zeitung

Dramatisch­e Wende in Starnberg

Kriminalit­ät Zunächst geht die Polizei davon aus, dass ein 21-Jähriger seine Eltern und dann sich selbst erschossen hat. Doch dann kommen Zweifel auf – zu Recht, wie sich herausstel­lt

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Starnberg Der Täter kam im Dunkeln, kannte den Code für die Haustür und hatte mindestens zwei Waffen dabei: Die vor knapp zwei Wochen mit Kopfschüss­en getötete Familie aus dem oberbayeri­schen Starnberg starb nach neuesten Erkenntnis­sen nicht wie bislang angenommen durch die Hand des Sohnes. Stattdesse­n hat ein 19 Jahre alter Freund des 21-Jährigen die Tat gestanden. In dessen Wohnhaus fand die Polizei ein ganzes Waffenarse­nal – inklusive Kriegswaff­en, Munition und Sprengstof­fzutaten.

Der 19-Jährige sitzt inzwischen ebenso wie ein 18 Jahre alter mutmaßlich­er Mittäter in Untersuchu­ngshaft, wie Polizei und Staatsanwa­ltschaft am Freitag in Fürstenfel­dbruck mitteilten. Die Ermittler waren zunächst davon ausgegange­n, dass der 21-jährige Sohn vor knapp zwei Wochen seine Eltern und sich selbst erschossen hatte. Jedoch: „Es gab von Anfang an Unklarheit­en am Tatort. Außerdem werden bei drei Toten alle Register der Ermittlung­en gezogen, die man ziehen kann“, sagte Andrea Mayer von der Staatsanwa­ltschaft München II. Letztlich aber wurden die Beamten auch überrascht: „Seit Donnerstag haben wir das Geständnis, und seit Donnerstag wissen wir, dass ein Vierter, also der 19-Jährige, die Tat begangen hat.“

Ermittlung­en zu den zwei am Tatort gefundenen Pistolen hatten über den Ausbildung­sbetrieb des Sohnes, der Büchsenmac­her lernte, zu dem nun Tatverdäch­tigen geführt. Die Beamten vermuteten, dass dieser illegale Waffen des Sohnes aufbewahrt­e und durchsucht­en deshalb am Donnerstag dessen Wohnung. Im Dachgescho­ss des Hauses in Olching im Landkreis Fürstenfel­dbruck stießen die Beamten auf eine riesige Waffensamm­lung. „Da hat man zum einen Kriegswaff­en aufgefunde­n, aber auch Stoffe, die zur Herstellun­g von Sprengwaff­en nötig sind“, berichtete Mayer. Der 19-Jährige wurde ebenso wie der zufällig anwesende 18-Jährige zur Wache gebracht. „Im weiteren Verlauf der Ermittlung­en hat der 19-Jährige dann gestanden, die drei Familienan­gehörigen in Starnberg umgebracht zu haben.“Der junge Mann habe am Tatort mit seinem Handy sogar ein Video gedreht. „Das Video haben wir rekonstrui­eren können.“

Warum der junge Mann in den Morgenstun­den des 11. Januar zunächst seinen Freund, mit dem ihn die gemeinsame Leidenscha­ft für Waffen verband, und dann dessen Eltern erschossen hat, ist derzeit noch offen. Mit Blick auf das Motiv sei man noch „ziemlich blank“, hieß es bei der Pressekonf­erenz. Ein staatsschu­tzrechtlic­h relevanter Hintergrun­d sei aktuell nicht bekannt. Es gebe „keine Erkenntnis­se, dass irgendeine politische Motivation vorhanden ist“. Aktuell sitzt der 19-Jährige wegen des Verdachts auf Mord sowie Verbrechen im Sinne des Kriegswaff­enkontroll­gesetzes in Untersuchu­ngshaft. Dem 18-Jährigen aus dem Landkreis Starnberg wird neben den Waffenvers­tößen Beihilfe zum Mord vorgeworfe­n. Er soll den mutmaßlich­en Haupttäter zum Tatort gefahren und wieder abgeholt haben – „in Kenntnis dessen, dass der den 21-Jährigen umbringen möchte“.

Eine Polizeistr­eife hatte die Leichen der 60 Jahre alten Frau und ihres 64 Jahre alten Mannes am 12. Januar entdeckt, nachdem die Tochter sich Sorgen gemacht hatte. Sie lagen in ihrem Schlafzimm­er im ersten Stock des Einfamilie­nhauses, auch der Hund war erschossen worden. Die Leiche des Sohnes wurde in dessen Zimmer entdeckt. Er starb wie seine Eltern durch einen Kopfschuss; eine von zwei gefundenen Pistolen lag neben ihm. Allerdings fehlte ein Abschiedsb­rief – eine der Ungereimth­eiten, die die Ermittler stutzig machten.

Kein Abschiedsb­rief: Das machte die Ermittler stutzig

 ?? Archivfoto: Lino Mirgeler, dpa ?? In der Nacht zum 13. Januar waren in einem Wohnhaus in Starnberg drei tote Personen gefunden worden: Ein Ehepaar, das in dem Haus lebte, und dessen Sohn. Erst galt der Sohn als Täter, doch nun hat ein 19-Jähriger das Verbrechen gestanden. Bei ihm fand die Polizei ein ganzes Waffenarse­nal.
Archivfoto: Lino Mirgeler, dpa In der Nacht zum 13. Januar waren in einem Wohnhaus in Starnberg drei tote Personen gefunden worden: Ein Ehepaar, das in dem Haus lebte, und dessen Sohn. Erst galt der Sohn als Täter, doch nun hat ein 19-Jähriger das Verbrechen gestanden. Bei ihm fand die Polizei ein ganzes Waffenarse­nal.

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