Wertinger Zeitung

Es kann nur besser werden

Ski Thomas Dreßen verpatzt den Auftakt in das wichtigste Weltcup-Wochenende der Saison. Am Ort seines größten Triumphs fährt er im Super-G hinterher. Auf die Abfahrt blickt er trotzdem optimistis­ch

- VON ANDREAS KORNES

Kitzbühel Thomas Dreßen kam ziemlich geladen in die Mixed-Zone. Das war dem Hünen hinter seiner verspiegel­ten Sonnenbril­le zunächst gar nicht anzusehen, wurde aber schnell deutlich, als er zu sprechen begann. „Einen Scheißdrec­k“sei er da gerade zusammenge­fahren, schimpfte er los. Platz 17 im Super-G zum Auftakt des Hahnenkamm-Wochenende­s war nicht das, was sich Dreßen vorgestell­t hatte. „Ich bin in der Weltgeschi­chte umeinander­gefahren und nicht auf der Linie, die wir besichtigt haben.“Gleich nach dem Start beim Seidlalmsp­rung kam Dreßen zu weit nach rechts, was eine Kettenreak­tion an kleinen Fehlern auslöste. Die summierten sich im Ziel auf einen Rückstand von eineinhalb Sekunden auf den Sieger Kjetil Jansrud aus Norwegen. Der wiederum hatte 16 Hundertste­l Vorsprung auf seinen Landsmann Aleksander Aamodt Kilde und den zeitgleich­en Österreich­er Matthias Mayer.

Diesem Trio noch am nächsten kam aus dem deutschen Lager Andreas Sander als Achter. „Die Platzierun­g ist natürlich sehr, sehr gut, mein bestes Saisonerge­bnis. Von dem her muss ich eigentlich sehr, sehr happy sein“, sagte Sander. War er aber nicht, denn: „Es wäre heute mehr drin gewesen.“

So blieb der Eindruck eines eher enttäusche­nden Auftakts des wichtigste­n Weltcup-Wochenende­s in einem Winter ohne Weltmeiste­rschaft oder Olympische Winterspie­le. Das lag auch daran, dass der Super-G-Sieger des vergangene­n Jahres diesmal ohne Chance war. Nach einem kapitalen Fehler in der Traverse hatte Josef Ferstl nichts mehr mit dem Ausgang des Rennens zu tun. Man musste weit unten in der Ergebnisli­ste suchen, um ihn auf Platz 36 zu finden. Dort stand auch ein Rückstand von über zwei Sekunden auf Jansrud. „Ich habe ziemlich viel riskiert“, sagte Ferstl im Zielbereic­h und wirkte deutlich gelassener als sein Kollege Dreßen. „Da, wo ich letztes Jahr so genial gefahren bin, hat es mich diesmal zu sehr nach unten gedrückt. Da verliere ich den ganzen Speed, dann war es vorbei.“So einfach kann Skifahren sein. „Man muss Risiko eingehen. Letztes Jahr ist es aufgegange­n, dieses Jahr hab ich’s versaut.“

Die Blicke richteten sich angesichts der Patzer des Freitags schnell auf den Samstag. Dann steht ab 11.30 Uhr mit der Abfahrt das

Herzstück des Wochenende­s an. „Ich habe ja gesehen, dass ich oben mithalten kann“, sagte Ferstl. Sein Problem sei aber, dass er momentan immer einen Patzer in seine Fahrten einbaue. „Das ist halt so, wenn das Selbstvert­rauen nicht ganz da ist.“

An Selbstvert­rauen mangelt es Dreßen dagegen nicht. Dass ihm die Streif liegt, hat er vor zwei Jahren bewiesen, als er völlig überrasche­nd die Abfahrt gewann. Die vergangene Saison verpasste er großteils wegen eines Kreuzbandr­isses, knüpft seit seinem Comeback in diesem Winter aber nahtlos an die alten Erfolge an. Den miserablen Super-G wollte er dann auch nicht als Fingerzeig für den Samstag verstanden wissen. „Ich weiß auf alle Fälle, dass ich in der Abfahrt schnell bin. In der Abfahrt hatte ich zwei Trainings und weiß, wo die Richtung ist. Das passt.“Sprachs und zog im Schlepptau von DSV-Pressespre­cher Ralph Eder von dannen.

Trotz des demonstrat­iven Optimismus von Dreßen gehen aber andere als Favoriten in die Abfahrt. Die beiden Norweger Jansrud und Kilde sind, wie am Freitag zu sehen, schnell unterwegs. Der Schweizer Beat Feuz ist immer ein heißer Kandidat auf den Sieg. Und schließlic­h drückt ganz Österreich den ÖSVStarter­n die Daumen. Es ist schwer, einen klaren Favoriten auszumache­n. Diese Rolle hatte eigentlich Dominik Paris inne, ehe ihm am Dienstag das Kreuzband riss. Das Hahnenkamm­rennen ist offen wie selten, was auch daran liegt, dass die Streif in diesem Jahr nicht ganz so eisig und brutal präpariert ist wie in den vergangene­n Jahren.

 ?? Foto: Hans Punz, dpa ?? Enttäuscht blickt Thomas Dreßen nach oben. Auf der Piste sei er „in der Weltgeschi­chte“rumgefahre­n. Die gehört nur leider nicht zur Ideallinie. In der Abfahrt hat er aber noch eine Chance, sie zu finden.
Foto: Hans Punz, dpa Enttäuscht blickt Thomas Dreßen nach oben. Auf der Piste sei er „in der Weltgeschi­chte“rumgefahre­n. Die gehört nur leider nicht zur Ideallinie. In der Abfahrt hat er aber noch eine Chance, sie zu finden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany