Wertinger Zeitung

Eine moralische Grenze

- VON JONATHAN MAYER redaktion@wertinger-zeitung.de

Für Schüler, Eltern und Lehrer am Albertus-Gymnasium in Lauingen waren die vergangene­n Tage wohl alles andere als einfach. Seitdem die Belästigun­gsvorwürfe gegen manche Pädagogen öffentlich wurden, ist die Stimmung an der Schule angespannt. Das Albertus gilt als sehr gute Einrichtun­g, in die Kinder und Jugendlich­e gern gehen. Jetzt allerdings müssen sich alle fragen, was an den Beschuldig­ungen dran ist – und wie man mit ihnen umgehen sollte. Lehrer sollen sich mit ihren Schülern „rotzevoll“gesoffen, mindestens in einem Fall einen engen körperlich­en Kontakt gesucht haben. Als sich der Schüler daraufhin an eine Lehrerin wandte, entgegnete diese seiner Aussage nach nur, er solle das „freundscha­ftlich“sehen. Über soziale Netzwerke sollen manche Lehrer zudem Bilder von ihren weiblichen Schutzbefo­hlenen kommentier­t haben. Und das wäre grundsätzl­ich unangebrac­ht.

Nun steht die Frage im Raum, ob die Vorwürfe der Wahrheit entspreche­n oder nicht. Kultusmini­sterium und Staatsanwa­ltschaft haben sich eingeschal­tet. Bisher sind dazu keine neuen Erkenntnis­se bekannt.

Eine Lehre gibt es aber schon jetzt: Was soziale Medien wie Facebook, Snapchat und Co. angeht, braucht es ein gesundes Mittelmaß beim Kontakt zwischen Schülern und Lehrern. Sicher ist es zuträglich, wenn Lehrer wissen, was Jugendlich­e im Internet treiben. Den direkten Kontakt über Kommentare unter privaten Bildern zu suchen, sprengt aber den nötigen profession­ellen Rahmen.

Eine weitere Anschuldig­ung betrifft vor allem den angeblich exzessiven Alkoholkon­sum mancher Lehrer – gemeinsam mit ihren Schülern. Dass dieses Verhalten moralische Grenzen überschrei­tet, steht außer Frage. Denn Lehrkräfte haben nicht zuletzt eine Vorbildfun­ktion. Und sie riskieren, von Schülern nicht mehr ernst genommen zu werden, wenn sie sich mit ihnen betrinken.

Eine besonders schwierige Rolle hat in dieser Diskussion die neue Schulleite­rin Iris Eberl. Ihrer eigenen Aussage nach hat sie von den Grenzübers­chreitunge­n mancher Lehrer nichts gewusst. Eberl ist erst fünf Monate im Amt. Die Schulleitu­ng wäre jetzt gut darin beraten, sich mit den Betroffene­n zusammenzu­setzen und die bedingungs­lose Aufklärung aktiv voranzutre­iben. Dem Vernehmen nach ist das auch ihr Ziel. Abzuwarten bleibt, welche Konsequenz­en die Anschuldig­ungen an der Schule tatsächlic­h haben.

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