Eine moralische Grenze
Für Schüler, Eltern und Lehrer am Albertus-Gymnasium in Lauingen waren die vergangenen Tage wohl alles andere als einfach. Seitdem die Belästigungsvorwürfe gegen manche Pädagogen öffentlich wurden, ist die Stimmung an der Schule angespannt. Das Albertus gilt als sehr gute Einrichtung, in die Kinder und Jugendliche gern gehen. Jetzt allerdings müssen sich alle fragen, was an den Beschuldigungen dran ist – und wie man mit ihnen umgehen sollte. Lehrer sollen sich mit ihren Schülern „rotzevoll“gesoffen, mindestens in einem Fall einen engen körperlichen Kontakt gesucht haben. Als sich der Schüler daraufhin an eine Lehrerin wandte, entgegnete diese seiner Aussage nach nur, er solle das „freundschaftlich“sehen. Über soziale Netzwerke sollen manche Lehrer zudem Bilder von ihren weiblichen Schutzbefohlenen kommentiert haben. Und das wäre grundsätzlich unangebracht.
Nun steht die Frage im Raum, ob die Vorwürfe der Wahrheit entsprechen oder nicht. Kultusministerium und Staatsanwaltschaft haben sich eingeschaltet. Bisher sind dazu keine neuen Erkenntnisse bekannt.
Eine Lehre gibt es aber schon jetzt: Was soziale Medien wie Facebook, Snapchat und Co. angeht, braucht es ein gesundes Mittelmaß beim Kontakt zwischen Schülern und Lehrern. Sicher ist es zuträglich, wenn Lehrer wissen, was Jugendliche im Internet treiben. Den direkten Kontakt über Kommentare unter privaten Bildern zu suchen, sprengt aber den nötigen professionellen Rahmen.
Eine weitere Anschuldigung betrifft vor allem den angeblich exzessiven Alkoholkonsum mancher Lehrer – gemeinsam mit ihren Schülern. Dass dieses Verhalten moralische Grenzen überschreitet, steht außer Frage. Denn Lehrkräfte haben nicht zuletzt eine Vorbildfunktion. Und sie riskieren, von Schülern nicht mehr ernst genommen zu werden, wenn sie sich mit ihnen betrinken.
Eine besonders schwierige Rolle hat in dieser Diskussion die neue Schulleiterin Iris Eberl. Ihrer eigenen Aussage nach hat sie von den Grenzüberschreitungen mancher Lehrer nichts gewusst. Eberl ist erst fünf Monate im Amt. Die Schulleitung wäre jetzt gut darin beraten, sich mit den Betroffenen zusammenzusetzen und die bedingungslose Aufklärung aktiv voranzutreiben. Dem Vernehmen nach ist das auch ihr Ziel. Abzuwarten bleibt, welche Konsequenzen die Anschuldigungen an der Schule tatsächlich haben.