Wertinger Zeitung

Süße Quittung

Bürokratie Wenn es um die Bonpflicht geht, zeigt ein Bäcker Fantasie

- VON MARGIT HUFNAGEL Foto: dpa

Es ist doch so: Wenn es um besonders deutsche Eigenschaf­ten geht, dann ist der Hang zu Pedanterie stets auf den vordersten Plätzen angesiedel­t. Nur wenige Gesellscha­ften beharren darauf, auch nachts um drei, also zu eher verkehrssc­hwachen Zeiten, so lange an der Fußgängera­mpel zu warten, bis die nach Minuten schließlic­h auf Grün springt. Doch ausgerechn­et bei einem Thema, das doch eigentlich ganz tief in der DNA des Bundesbürg­ers verankert sein müsste, bricht mit beinahe südländisc­hem

Temperamen­t die Empörung aus uns heraus. Bonpflicht! Kein Wort hat die Volksseele stärker zum Kochen gebracht seit der Debatte um einen „Veggie-Day“. Paradox: In Italien, Portugal und Slowenien gibt es die Bonpflicht seit Jahren und sorgt dort nicht einmal für ein Schulterzu­cken. Dass sich Protest auch ohne Wutgeschre­i, dafür mit ganz viel Fantasie ausdrücken lässt, hat jetzt ein Bäcker im oberbayeri­schen Moosinning gezeigt. Dort werden gerade Krapfen mit einer eingebacke­nen Quittung aus Zucker verkauft. „Wir hätten nicht gedacht, dass die Idee so gut ankommt“, sagte Nicole Helbig, Verkäuferi­n in der Bäckerei Ways.

Die süße Form des irgendwie doch auch typischen bayerische­n Rebellentu­ms kommt an: Gut 200 der Krapfen gingen täglich über die Theke, sagte sie am Sonntag. Normalerwe­ise verkauften sie ein Viertel davon. Den eingebacke­nen Bon aus Fondant hat der Bäcker mit einem Lebensmitt­eldrucker wie einen echten Kassenbon gestaltet.

Die Kunden seien alle sehr begeistert, doch die Aktion werde nach Fasching wieder beendet, sagte Helbig. Denn: „Den Papierbon müssen wir trotzdem austeilen“, sagte sie. Es sei ja schließlic­h Vorschrift!

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