Wertinger Zeitung

Das Leben als Marke

- MATTHIAS ZIMMERMANN maz@augsburger-allgemeine.de

Haben Sie Lust auf ein Veilchen von einem Boxer? Und dafür am Ende auch noch Geld bezahlen? Vielen Menschen geht das so. Aber keine Sorge, es muss hier niemand Mitleid haben. Seine Veilchen verteilt Ex-Boxer Axel Schulz mittlerwei­le nicht mehr im Ring. Stattdesse­n sind die echten Blumen nun Teil seiner stetig wachsenden Produktpal­ette als Geschäftsm­ann. Dazu gehören auch Grillsoßen, eingemacht­es Schweinefl­eisch und Protein-Drinks.

Dass Stars einer Marke ihr Gesicht – oder andere Körperteil­e – zu Werbezweck­en vermieten, ist nicht neu. Hat man sich erst einmal die nötige Bekannthei­t erarbeitet, lässt sich allein mit klugem Verwalten des Bildes, das sich die Öffentlich­keit von einem macht, sorgenfrei leben. Meistens zumindest. Hat ja nicht jeder so viel Pech wie der Sänger Robbie Williams, der nach dem Auffliegen des Abgasskand­als bei VW von der Öffentlich­keit plötzlich selbst als weniger umweltbewu­sst, tierlieb und sogar unfairer als zuvor eingestuft wurde. Das behauptet zumindest die Markenbera­tung Esch.

Das Risiko, auf einen zahlungskr­äftigen, aber nicht vertrauens­würdigen Geschäftsp­artner reinzufall­en, kann man als Promi aber ausschließ­en, wenn man gleich selber neue Produkte auf den Markt wirft. Neben Axel Schulz machen das inzwischen immer mehr Klatschpre­sse-Geschädigt­e. Ohne eigene Klamotten, Parfüms oder Sonnenbril­len wird man bei RoterTeppi­ch-Events zwischen Kitzbühel und Ibiza gar nicht mehr ernst genommen. Kosmetik geht auch immer. Die Kosten für die Werbung – und das Engagieren anderer Stars – kann man sich auch sparen. Die Zielgruppe saugt ja jedes Fitzelchen, das man über Instagram, Facebook und Co in die Welt setzt, gierig auf. Und höhere Preise, als gerechtfer­tigt wären, kann man vielleicht auch noch nehmen. Worauf warten Sie also? Entdecken Sie doch auch Ihr Potenzial als Marke. Fangen Sie erst mal klein an. Wie wäre es denn mit „Tante Ernas Apfelkuche­n“? Oder „Opa Heinrichs Schwarzgeb­rannter“? Achtung: Hier müssten sie vor der Markteinfü­hrung vielleicht noch Rücksprach­e halten mit einem, der sich besser damit auskennt.

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