Wenn der Vater mit dem Sohn…
Unternehmen aus der Region Die Firma DTB Donau-Trocken-Bau startete 1985 als Ein-Mann-Betrieb in Rennertshofen. Jetzt hat das Unternehmen 95 Mitarbeiter. Großkunden kommen von weit her – und wissen warum
Rennertshofen Der Curser ist der Hingucker auf der Homepage von DTB Donau-Trocken-Bau. In Form eines roten Handschuhs führt er durch den Internetauftritt des Unternehmens in Rennertshofen (Landkreis Neuburg-Schrobenhausen). Der Handschuh steht für Schutz, fürs Zupacken, aber auch für gegenseitige Unterstützung. Und er soll Innovation symbolisieren, denn damit will DTB hervorstechen. Juniorchef David Bircks will, dass das Unternehmen zu den innovativsten im gesamten Landkreis gehört. „Ich setzte mich zwar in ein gemachtes Nest“, gibt der 36-Jährige zu. „Aber es stellen sich immer neue Herausforderungen.“
Das Nest hat sein Vater Alfred Bircks für ihn gebaut. Er gründete die Firma DTB vor fast genau 35 Jahren als Ein-MannBetrieb. Der gelernte Textilindustrie-Kaufmann hatte zunächst überlegt, das elterliche Geschäft weiterzuführen. „Aber ich habe schnell erkannt, dass die Textilbranche keine große Zukunft hat“, erzählt der 65-Jährige. Deshalb stieg er in die Baubranche ein. Über die Firma Rockwool in Neuburg/Donau landete er beim Trockenbauunternehmen Rigips und betreute dort als Technischer Verkaufsberater Nordbayern. Die Betriebe, die er dabei kennenlernte, inspirierten ihn, selbst eine Trockenbaufirma zu gründen – der Anfang einer Erfolgsgeschichte.
Konkurrenz im Landkreis gab es nicht, als Alfred Bircks 1985 im stillgelegten Geschäft seines Onkels in Rennertshofen loslegte. Auf rund 500 000 D-Mark Jahresumsatz kam er damals. Anfang der 90er Jahre erwirtschafteten bereits 20 Mitarbeiter drei Millionen D-Mark und es entstand das erste Verwaltungsgebäude am jetzigen Standort am Rande der Marktgemeinde. Ab Mitte der 90er Jahre bis zur vorerst letzten Erweiterung 2015 entstanden ein Büroanbau, drei Lagerhallen und ein neuer Verwaltungstrakt. Aktuell arbeiten 95 Mitarbeiter, davon vier Azubis (drei kaufmännische, ein gewerblicher) bei Donau-TrockenBau. Zu den eigenen kommen 120 Handwerker als Nachunternehmen, die auf den Baustellen Montagearbeiten erledigen. Der Absatz beläuft sich aktuell auf 22 Millionen Euro.
Alfred Bircks kennt aber auch andere Zeiten. Nach dem Mauerfall 1989 gründete er Anfang der 90er Jahre drei Niederlassungen in Ostdeutschland – kurz vor der Jahrtausendwende schloss er sie wieder. „Ich war davon ausgegangen, dass die Mitarbeiter dort die gleiche Motivation zeigen würden wie bei uns – da täuschte ich mich aber gewaltig“, erzählt er von seinen Erfahrungen. Der Goldgräberstimmung folgte ein böses Erwachen mit „schwierigen Jahren“, gibt der Unternehmer zu. Zwei Großaufträge retteten ihn: einer für Legoland Günzburg, der andere für den Space Park in Bremen. „Das hat mich wieder in die Spur gebracht“, sagt Bircks.
DTB ist mittlerweile in einem Radius von gut 200 Kilometern um Rennertshofen aktiv. Das Hauptgeschäft läuft auf einer Südwest-Schiene von Schwaben übers Allgäu zum Bodensee. Zu den Großkunden zählen neben einigen mittelständischen Generalunternehmen das Klinikum Augsburg, für das DTB seit zehn Jahren ganzjährig arbeitet, und der Küchenfachhändler Liebherr aus Augsburg. 85 Prozent sind gewerbliche, der Rest öffentliche Bauten wie Kitas, Schulen oder Krankenhäuser. Die guten Geschäfte im Raum Augsburg hat Alfred Bircks auch den guten Verbindungen seines Bruders Peter zu verdanken.
Der ehemalige Präsident und Aufsichtsratvorsitzende des FC Augsburg verlor nach einem tragischen Unfall Ende 2018 sein Leben. „Zu ihm bestand eine sehr enge Beziehung, sein plötzlicher Tod hat mich schwer getroffen“, sagt der 65-Jährige. Als „sehr angenehm“empfindet der dreifache Familienvater (ein Bub und zwei Mädchen) den fließenden Übergang der Firma auf seinen Sohn David. Der machte nach seinem Abitur zwar eine Lehre als Trockenbauer im Betrieb. Dann aber folgte eine Findungsphase.
In Berlin brach er das Studium von griechischer Philologie, Geschichte und Englisch ab und in Augsburg kapitulierte er im fünften Semester Bauingenieurwesen an der Fachhochschule vor Mathematik. Nach einer Ausbildung zum staatlich geprüften Bautechniker arbeitete David Bircks drei Jahre lang als Hochbauleiter bei einem Augsburger Unternehmen. Diese Zeit habe er benötigt, um sich selbst erst einmal zu beweisen, ob er eine Führungskraft sein könne, räumt der zweifache Vater ein. Als 30-Jähriger ging er vor sechs Jahren zurück nach Rennertshofen, bereit, Verantwortung zu übernehmen. Intensiv habe man sich dann mit dem Thema Nachfolgeregelung befasst. „Anfangs denkt man, dass die Übergabe viel schneller erfolgen soll“, erinnert sich der 36-Jährige. „Wir haben für uns erkannt, dass es nicht schadet, sich Zeit zu nehmen“, sagt er heute.
Mittlerweile ist das Unternehmen breiter aufgestellt. Der Trockenbau bleibt die Kernkompetenz von DTB und ist mit 50 Prozent nach wie vor Hauptumsatzträger. Den Rest steuern vier weitere Abteilungen bei: Elemente (Türen, Tore, Trennwände), Innenausbau (etwa Estrich, Böden), Oberflächen (Anstriche, Putzarbeiten) und als jüngstes Kind die Schreinerei WML in Burgau (Landkreis Günzburg). Die wurde vergangenes Jahr gekauft. David Bircks leitet sie jetzt „in Teilzeit“als Geschäftsführer, um weitere Erfahrungen als Führungskraft zu sammeln. Dazu kommt die Firma P & S Montagebau als Stahlbauspezialist, die seit 2015 zur Firmengruppe gehört.
David Bircks treibt der Transformationsprozess bereits heute an. „Wir sind auf dem Weg zu einem papierlosen Büro“, sagt der 36-Jährige. Mit digitalen Workflows sollen einmal alle Prozesse am Bildschirm gesteuert werden. Aufgrund seiner jungen Geschichte gebe es im Trockenbau noch große Entwicklungsmöglichkeiten. „Die Schnittmengen zur Technik werden immer größer“, erklärt David Bircks. Innovativ zu sein gelte es auch gegenüber den Mitarbeitern. Neben der Anerkennung für die Leistung trägt in Rennertshofen auch ein wöchentlicher Personaltrainer zur Abwechslung und zu einem guten Betriebsklima bei. Auch DTB ist ständig auf der Suche nach Fachkräften. Mehr junge Menschen zu einer Ausbildung im Trockenbau zu motivieren, sei mit die größte Herausforderung. Auch deshalb müsse der Familienbetrieb auch in den sozialen Medien, als Marke aufgebaut werden und nach dem Motto „Nice Place to work“sein Image als Arbeitgeber positiv besetzt werden.
Für Vater Alfred Bircks läuft es „so, wie es läuft, ideal“. Er ist froh, dass mit seinem Sohn in der Firma „eine neue Zeit“beginnt. Aus dem Tagesgeschäft hat er sich zurückgezogen und kümmert sich nur noch um Buchhaltung und Akquisition. Irgendwann werde er nur noch beratend tätig sein – „wenn das dann überhaupt noch gewünscht wird“.