Da schaut er, der Zeitgeist
Nur mal angenommen, der Zeitgeist klimawandelt uns den letzten Krümel Schnee weg. Whatsappt die Briefmarke in die Bedeutungslosigkeit. Und die Münze hat er auch bald erledigt, Stichwort bargeldloses Bezahlen. Wo sind sie, die letzten Nostalgiker, die sich ihm tapfer in den Weg stellen? Pssst! Es gibt sie.
Samuel Ferstl aus Burglengenfeld in der Oberpfalz ist drei Jahre alt, als er auf einer Wiese eine 1000 Jahre alte byzantinische Münze findet. Könnte sie mit seinem Smartphone teilen und häppchenweise instagrammen. Trägt sie stattdessen, als wäre sie ein leibhaftiger Bitcoin, stolz wie Oskar nach Hause. Nun ist er vier, der Fund wissenschaftlich untersucht und Samuel der rechtmäßige Besitzer. Er will die Münze erst mal seinen Kindkollegen präsentieren und sie dann generös an ein Museum verleihen. Das ist groß, kleiner Samuel.
Feiern wir auch Navi, die monotone und so orts(un)kundige Stimme aus dem Kraftfahrzeug. Lotst am vergangenen Samstag, als wisse sie von der winterlichen Sehnsucht ihrer Gefolgschaft auf den Vordersitzen, eben jene aus Sachsen-Anhalt auf eine gesperrte Straße nahe Reit im Winkl in den oberbayerischen Bergen. Kilometer um Kilometer, bis auch wirklich der tiefste Tiefschnee weit und breit erreicht ist, mitten auf einer Langlaufloipe. Dann schweigt Navi. Das Kraftfahrzeug wird eins mit dem Schnee, und da ist nichts außer Stille und Winter, gefühlt wie zuletzt im Rekordjahr 1963.
Da schaut er, der Zeitgeist.