Ärger wegen Airbnb
Urlaub Millionen Menschen buchen über das Onlineportal Ferien-Appartements – etwa in Augsburg oder München. Warum es daran Kritik gibt und wie teuer die Angebote eigentlich sind
Augsburg Kleine Kanäle, die sich durch ein Labyrinth aus Jahrhunderte alten Häusern schlängeln, Kopfsteinpflastergässchen und schnuckelige Cafés – die Augsburger Altstadt ist einer jener Orte, an denen man es lange aushalten kann. Und wo man sich an einem lauen Sommerabend schon mal wie in Italien fühlt. Hier zu übernachten – das ist für viele Touristen reizvoll. Aber genau das kann auch zu mächtig Ärger führen.
Yvonne Sellke und Eva Jafri, zwei Bewohnerinnen der Schwibbogengasse in Augsburg, beobachten mit wachsender Sorge, dass viele fremde Menschen in ihrem Haus ein und aus gehen. Der Grund dafür: Eines der Appartements wird über die OnlinePlattform Airbnb und auch andere Portale als Ferienwohnung angeboten. Und so recht, klagen die Frauen, wisse niemand, wer denn da in die Wohnung komme. Jafri sagt, sie habe „ein absolut unsicheres Gefühl“. Der Besitzer der Wohnung habe das Appartement an einen Mann vermietet, der es nun seinerseits im Internet als Ferienwohnung anbiete, erzählen die Frauen. Das sei ein Trick, um eine Klausel in der
Teilungserklärung zu umgehen – denn eigentlich sei eine gewerbliche Vermietung ohne Zustimmung der Eigentümergemeinschaft nicht zulässig. Das Konzept scheint sich finanziell zu lohnen: Mehr als 570 Euro pro Woche werde für die 35 Quadratmeter große Wohnung verlangt – bei einer normalen Vermietung würde sie monatlich nur etwa 350 Euro kalt kosten, erzählen die beiden Bewohnerinnen.
Der Mann, der das Appartement weitervermietet, sagt, dass alles offiziell angemeldet sei und die Hausverwaltung Bescheid wisse. Die Sorgen der beiden Bewohnerinnen könne er nicht nachvollziehen.
Pro Jahr werden nach Angaben von Regio Tourismus Augsburg etwa 40 000 Übernachtungen in der Stadt über Airbnb gebucht – und die Preisspanne ist groß. Ein Beispiel: Wer in den kommenden Osterferien in der Fuggerstadt Urlaub machen möchte, der bekommt ein schlichtes Zimmer in einer Wohnung für etwa 17 Euro pro Nacht, eine Suite im Hotelturm für rund 130 Euro oder ein schickes Altbau-Appartement in der Innenstadt für etwa 160 Euro.
Nun ist Augsburg natürlich längst nicht die einzige Stadt, in der über den Ferienwohnungsanbieter diskutiert wird. In München ist das Problem noch deutlich gravierender. Die bayerische Landeshauptstadt kämpft seit Jahren mit einer immer schlimmer werdenden Wohnungsnot. Und dass dann Appartements zu horrenden Preisen als Ferienunterkünfte angeboten werden und so auf dem Wohnungsmarkt fehlen, das ist vielen Menschen ein Dorn im Auge. Beatrix Zurek, die Vorsitzende des Mietervereins München, macht deutlich: „Wir lehnen das strikt ab.“Sie könne nachvollziehen, dass man Touristen vorübergehend in seine Wohnung lasse, während man selbst gerade im Urlaub ist. Alles andere, also eine Ferienvermietung als Geschäftsmodell – findet sie aber absolut falsch. „Dafür gibt es Hotels“, sagt Zurek. „Der Wohnungsmarkt ist sehr angespannt. Deswegen sind wir dagegen, dass Wohnungen zur Fremdenbeherbergung zweckentfremdet werden.“
Die Stadt München hat bereits Maßnahmen ergriffen, um das Ausmaß einzudämmen. Länger als acht Wochen im Jahr darf eine private
Wohnung nicht vermietet werden. Nachbarn, denen etwas merkwürdig vorkommt, können auf einer Online-Plattform der Stadt auch etwaige Zweckentfremdungen melden. Früher funktionierte das per Telefon oder E-Mail. Seit es die neue Plattform gibt, sei die Zahl der Meldungen nach oben gegangen, berichtet Hedwig Thomalla, Sprecherin des Sozialreferats. Zwischen Januar 2018 und Juni 2019 seien es 1769 Meldungen gewesen. 69 Prozent davon seien anonym eingegangen. Beim Thema Zweckentfremdung gehe es aber natürlich nicht nur um Vermietungen über Airbnb, sondern etwa auch darum, dass in einer Wohnung plötzlich eine Arztpraxis untergebracht ist.
Die Preise für eine Airbnb-Unterkunft in München variieren immens. Auch hier gibt es einfache Zimmer mit gemeinschaftlich genutztem Badezimmer für 25 Euro pro Nacht – aber eben auch Luxuswohnungen, für die man gut und gerne mehrere hundert Euro für eine Nacht hinblättern muss.
Auch im Ausland ist Airbnb umstritten. Salzburg hat im vergangenen Jahr einem Mieter den Mietvertrag gekündigt, weil er ein Zimmer einer städtischen Sozialwohnung über die Plattform angeboten hatte. Und erst vor wenigen Tagen hat Tirol angekündigt, die Regeln für Airbnb und ähnliche Anbieter zu verschärfen: Vermieter, die Wohnungen anbieten wollen, müssen sich ab März eine Bewilligung der Baubehörde einholen.