Angst vor dem Virus nimmt zu
China ergreift immer härtere Maßnahmen
Peking Noch vor einer Woche spielten Chinas höchste Gesundheitswächter die Gefahr herunter. Die neue Lungenkrankheit sei „vermeidbar und kontrollierbar“, wurde beschwichtigt. Heute herrscht praktisch Notstand, hat das neue Coronavirus fast jede Ecke des Riesenreichs erreicht. Rund 45 Millionen Menschen – mehr als die Hälfte der Bevölkerung der Bundesrepublik – sind in 14 Metropolen der Provinz Hubei weitgehend von der Außenwelt isoliert. Der Nah- und Fernverkehr, Züge und Flüge – alles eingestellt. Die Polizei stoppt Autos an Straßensperren. Maßnahmen, die an Hollywood-Streifen über katastrophale Epidemien erinnern.
Bis Sonntag waren in China rund 2000 Infektionen bestätigt, die Zahl der Todesopfer stieg auf 56. Selbst in Peking, Shanghai und großen Provinzen wie Shandong, Shanxi und Hebei wurde der Überlandverkehr mit Bussen ausgesetzt, um zumindest teilweise ein Einschleppen des Virus zu verhindern. Wer kürzlich in Wuhan war, muss 14 Tage zur medizinischen Beobachtung daheim bleiben. Die Provinz Guangdong erließ für seine 113 Millionen Einwohner sogar die generelle Pflicht, in Einkaufszentren, Hotels, Parks und an anderen öffentlichen Orten einen Mundschutz zu tragen.
Die Angst ist schneller als das Virus. Zwar ist während des chinesischen Neujahrsfestes in Peking immer wenig los, aber diesmal sind die Straßen wie ausgestorben. „Ich traue mich nicht vor die Tür“, sagt
Verdacht in Deutschland bestätigt sich nicht
die Angestellte Zhang Li. „Aber wer rausgeht, sollte zumindest eine Atemmaske tragen.“Vorsichtshalber verschiebt die Hauptstadt auch den Mitte Februar geplanten Beginn der Schulen, Universitäten und Kindergärten nach den Neujahrsferien. Auf unbestimmte Zeit.
Wie groß die Gefahr eingeschätzt wird, demonstriert auch die Verschiebung der nationalen Winterspiele, die eine wichtige Vorbereitung auf die Olympischen Winterspiele 2022 in Peking werden sollten. Die radikalen Maßnahmen erinnern an die Sars-Pandemie 2003. Damals war der Ausbruch monatelang vertuscht worden, aber am Ende wurde das ganze Land quasi stillgelegt. 800 Menschen starben.
Nachdem das Virus bis nach Frankreich vorgedrungen ist und drei Coronavirus-Fälle nachgewiesen worden sind, gibt es auch in Deutschland die ersten Verdachtsfälle. Sie bestätigen sich am Sonntag allerdings nicht. Sowohl in Berlin, wo eine Frau nach einer Chinareise mit verdächtigen Symptomen in ein Krankenhaus gekommen ist, als auch im Fall eines Mannes aus Peine in Niedersachsen gibt es Entwarnung. Andreas Landwehr, dpa