Wertinger Zeitung

Der FCA prallt an den Eisernen ab

Bundesliga Union Berlin wächst regelmäßig in seinem Stadion vor allem kämpferisc­h über sich hinaus. Das mussten auch die Augsburger bei der 0:2-Niederlage feststelle­n

- VON ROBERT GÖTZ

Berlin Eigentlich war bis zur Halbzeit für den FC Augsburg im Stadion an der Alten Försterei alles nach Plan gelaufen. Es stand 0:0 zwischen dem FCA und Gastgeber Union Berlin. Der heimstarke Aufsteiger, der bis dato 15 seiner 20 Punkte zu Hause geholt hatte, versuchte seinen Größenvort­eil (allein fünf Spieler der Startelf waren um die 1,90 Meter groß) wie erwartet mit vielen hohen, weiten Bällen zu nutzen, der FCA hielt dagegen, konnte sein Umschaltsp­iel aber auch nicht umsetzen. Dennoch waren die 2500 Augsburger Fans, die den Gästeblock restlos gefüllt hatten, nicht unzufriede­n. Sie hatten in dem mit über 22 000 Zuschauern ausverkauf­ten Kultstadio­n der Liga viel Kampf und Leidenscha­ft gesehen, ehrliche Arbeit beider Teams eben. Es deutete nichts darauf hin, dass sie 45 Minuten später nach der 0:2-Niederlage enttäuscht die Heimreise antreten mussten.

„Wir hatten uns für die zweite Halbzeit so viel vorgenomme­n, wir wollten Läufe in die Tiefe machen, hinter die Abwehrkett­e kommen. Wir wussten, dass wir im Laufe des Spieles unsere Momente bekommen würden“, beschrieb FCA-Trainer Martin Schmidt seine Vorgaben in der Kabine. Doch die hatten sich nach zwei Minuten in der kalten Köpenicker Luft aufgelöst.

Nach einer Ecke verlängert­e André Hahn unfreiwill­ig den Ball mit dem Kopf auf den zweiten Pfosten, dort hatte sich Neven Subotic davongesch­lichen und drückte den Ball zum 1:0 (47.) über die Linie. Es war genau das eingetrete­n, vor dem Schmidt die ganze Woche über gewarnt hatte. „Wir hatten es angesproch­en, dass von Anfang weg ein weiter Ball gespielt wird. Daraus entsteht ein Eckball und das Tor. Wir konnten es einfach nicht verhindern“, bilanziert­e ein gefrustete­r Kapitän Daniel Baier und fügte an: „Es war kein Fußballspi­el, in dem du glänzen konntest. Wir haben uns in jeden Zweikampf geworfen und bekommen dann ein Tor aus einer Standardsi­tuation.“

Das erste Bundesliga-Tor von Subotic nach 1722 Tagen wirkte bei den Unionern wie ein Dosenöffne­r, beim FCA wie ein schmerzhaf­ter

Tiefschlag. Und als dann in der 62. Minute die FCA-Abwehr eine Flanke nur stümperhaf­t klärte, der Ball zu Marcus Ingvartsen kam und der unhaltbar zum 2:0 einschoss, war klar: Das wird an diesem kalten

Nachmittag nichts mehr. Zwar baten die FCA-Spieler die gut leitende Schiedsric­hterin Bibiana Steinhaus dazu, das Tor doch auf eine Abseitsste­llung zu überprüfen, doch der Union-Spieler, der sich in der Nähe von Torhüter Koubek aufgehalte­n hatte, hatte sich passiv verhalten und auch nicht die Sicht versperrt.

Plötzlich war diese elektrisie­rende Kulisse da, die die Unioner Spieler trotz ihrer beschränkt­en fußballeri­schen Mittel wieder einmal zu einer kämpferisc­hen Leistung trug, an der auch schon Dortmund und Gladbach verzweifel­t waren. Klubs mit anderen Ambitionen wie der FCA. „Eisern Union“hallte es durchs Stadion. Es dauerte bis in die Schlusspha­se, ehe sich der FCA erholt hatte. Angetriebe­n von den eingewechs­elten Eduard Löwen und Alfred Finnbogaso­n zeigten die Gäste nun, warum sie gegen Borussia Dortmund nach einer Stunde mit 3:1 geführt hatten, ehe sie noch 3:5 verloren. Das war aber auch Stefan Reuter zu spät: „Wir haben erst hinten heraus in den letzten 20 Minuten angefangen, Fußball zu spielen.“

Trotzdem, hätten der sonst so treffsiche­re Florian Niederlech­ner und der von seiner Schulterve­rletzung wieder genesene Finnbogaso­n in der 89. und 90. Minute ihren Job konzentrie­rter erledigt, das Spiel hätte in der Schlusspha­se kippen können. Doch das wäre selbst FCATrainer Schmidt zu viel gewesen: „Heute hat die letzte Überzeugun­g, die Gier in der Box, der Wille, das Spiel mit aller Gewalt gewinnen zu wollen, gefehlt. Deshalb hatten wir den Ausgleich auch nicht verdient.“

Nach einer soliden Vorrunde mit 23 Punkten steht der FCA vor dem Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr) gegen Bremen wieder unter Druck. Die punktgleic­hen Berliner sind vorbeigezo­gen. Nicht überrasche­nd für Kapitän Baier. „Für uns ist es keine Selbstvers­tändlichke­it, jedes Wochenende ein Bundesliga­spiel zu gewinnen. Wir müssen gegen jede Mannschaft an das Limit gehen. Kämpferisc­h ist das heute gelungen, spielerisc­h nach vorne nicht.“Union Gikiewicz – M. Friedrich, K. Schlotterb­eck, Subotic – Trimmel, Gentner, Andrich (79. Kroos), C. Lenz – Ingvartsen (86. Ryerson) – Ujah (72. Bülter), Andersson FC Augsburg Koubek – Jedvaj, Gouweleeuw, Uduokhai, Max – R. Khedira (70. Löwen), Baier – M. Richter, Niederlech­ner, Vargas (77. Finnbogaso­n) – Hahn Schiedsric­hterin Steinhaus (Hannover) Zuschauer 22 012 (ausverkauf­t) Tore 1:0 Subotic (47.), 2:0 Ingvartsen (61.)

„Für uns ist es keine Selbstvers­tändlichke­it, jedes Wochenende ein Bundesliga­spiel zu gewinnen.“

FCA-Kapitän Daniel Baier über die Erwartungs­haltung an ihn und seine Kollegen

 ?? Foto: dpa ?? Mit Köpfchen überholt: Florian Niederlech­ner beendet das Duell mit Berlins Marcus Ingvartsen als zweiter Sieger.
Foto: dpa Mit Köpfchen überholt: Florian Niederlech­ner beendet das Duell mit Berlins Marcus Ingvartsen als zweiter Sieger.

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