Der FCA prallt an den Eisernen ab
Bundesliga Union Berlin wächst regelmäßig in seinem Stadion vor allem kämpferisch über sich hinaus. Das mussten auch die Augsburger bei der 0:2-Niederlage feststellen
Berlin Eigentlich war bis zur Halbzeit für den FC Augsburg im Stadion an der Alten Försterei alles nach Plan gelaufen. Es stand 0:0 zwischen dem FCA und Gastgeber Union Berlin. Der heimstarke Aufsteiger, der bis dato 15 seiner 20 Punkte zu Hause geholt hatte, versuchte seinen Größenvorteil (allein fünf Spieler der Startelf waren um die 1,90 Meter groß) wie erwartet mit vielen hohen, weiten Bällen zu nutzen, der FCA hielt dagegen, konnte sein Umschaltspiel aber auch nicht umsetzen. Dennoch waren die 2500 Augsburger Fans, die den Gästeblock restlos gefüllt hatten, nicht unzufrieden. Sie hatten in dem mit über 22 000 Zuschauern ausverkauften Kultstadion der Liga viel Kampf und Leidenschaft gesehen, ehrliche Arbeit beider Teams eben. Es deutete nichts darauf hin, dass sie 45 Minuten später nach der 0:2-Niederlage enttäuscht die Heimreise antreten mussten.
„Wir hatten uns für die zweite Halbzeit so viel vorgenommen, wir wollten Läufe in die Tiefe machen, hinter die Abwehrkette kommen. Wir wussten, dass wir im Laufe des Spieles unsere Momente bekommen würden“, beschrieb FCA-Trainer Martin Schmidt seine Vorgaben in der Kabine. Doch die hatten sich nach zwei Minuten in der kalten Köpenicker Luft aufgelöst.
Nach einer Ecke verlängerte André Hahn unfreiwillig den Ball mit dem Kopf auf den zweiten Pfosten, dort hatte sich Neven Subotic davongeschlichen und drückte den Ball zum 1:0 (47.) über die Linie. Es war genau das eingetreten, vor dem Schmidt die ganze Woche über gewarnt hatte. „Wir hatten es angesprochen, dass von Anfang weg ein weiter Ball gespielt wird. Daraus entsteht ein Eckball und das Tor. Wir konnten es einfach nicht verhindern“, bilanzierte ein gefrusteter Kapitän Daniel Baier und fügte an: „Es war kein Fußballspiel, in dem du glänzen konntest. Wir haben uns in jeden Zweikampf geworfen und bekommen dann ein Tor aus einer Standardsituation.“
Das erste Bundesliga-Tor von Subotic nach 1722 Tagen wirkte bei den Unionern wie ein Dosenöffner, beim FCA wie ein schmerzhafter
Tiefschlag. Und als dann in der 62. Minute die FCA-Abwehr eine Flanke nur stümperhaft klärte, der Ball zu Marcus Ingvartsen kam und der unhaltbar zum 2:0 einschoss, war klar: Das wird an diesem kalten
Nachmittag nichts mehr. Zwar baten die FCA-Spieler die gut leitende Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus dazu, das Tor doch auf eine Abseitsstellung zu überprüfen, doch der Union-Spieler, der sich in der Nähe von Torhüter Koubek aufgehalten hatte, hatte sich passiv verhalten und auch nicht die Sicht versperrt.
Plötzlich war diese elektrisierende Kulisse da, die die Unioner Spieler trotz ihrer beschränkten fußballerischen Mittel wieder einmal zu einer kämpferischen Leistung trug, an der auch schon Dortmund und Gladbach verzweifelt waren. Klubs mit anderen Ambitionen wie der FCA. „Eisern Union“hallte es durchs Stadion. Es dauerte bis in die Schlussphase, ehe sich der FCA erholt hatte. Angetrieben von den eingewechselten Eduard Löwen und Alfred Finnbogason zeigten die Gäste nun, warum sie gegen Borussia Dortmund nach einer Stunde mit 3:1 geführt hatten, ehe sie noch 3:5 verloren. Das war aber auch Stefan Reuter zu spät: „Wir haben erst hinten heraus in den letzten 20 Minuten angefangen, Fußball zu spielen.“
Trotzdem, hätten der sonst so treffsichere Florian Niederlechner und der von seiner Schulterverletzung wieder genesene Finnbogason in der 89. und 90. Minute ihren Job konzentrierter erledigt, das Spiel hätte in der Schlussphase kippen können. Doch das wäre selbst FCATrainer Schmidt zu viel gewesen: „Heute hat die letzte Überzeugung, die Gier in der Box, der Wille, das Spiel mit aller Gewalt gewinnen zu wollen, gefehlt. Deshalb hatten wir den Ausgleich auch nicht verdient.“
Nach einer soliden Vorrunde mit 23 Punkten steht der FCA vor dem Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr) gegen Bremen wieder unter Druck. Die punktgleichen Berliner sind vorbeigezogen. Nicht überraschend für Kapitän Baier. „Für uns ist es keine Selbstverständlichkeit, jedes Wochenende ein Bundesligaspiel zu gewinnen. Wir müssen gegen jede Mannschaft an das Limit gehen. Kämpferisch ist das heute gelungen, spielerisch nach vorne nicht.“Union Gikiewicz – M. Friedrich, K. Schlotterbeck, Subotic – Trimmel, Gentner, Andrich (79. Kroos), C. Lenz – Ingvartsen (86. Ryerson) – Ujah (72. Bülter), Andersson FC Augsburg Koubek – Jedvaj, Gouweleeuw, Uduokhai, Max – R. Khedira (70. Löwen), Baier – M. Richter, Niederlechner, Vargas (77. Finnbogason) – Hahn Schiedsrichterin Steinhaus (Hannover) Zuschauer 22 012 (ausverkauft) Tore 1:0 Subotic (47.), 2:0 Ingvartsen (61.)
„Für uns ist es keine Selbstverständlichkeit, jedes Wochenende ein Bundesligaspiel zu gewinnen.“
FCA-Kapitän Daniel Baier über die Erwartungshaltung an ihn und seine Kollegen