Wertinger Zeitung

„So wirst du nur Vierter“

Leipziger Pleite Nagelsmann­s Standpauke nach der 0:2-Niederlage in Frankfurt

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Frankfurt am Main Julian Nagelsmann saß im knallroten Sweatshirt in der Pressekonf­erenz, und es hätte niemanden gewundert, wenn sein Gesicht in der gleichen Farbe angelaufen wäre. Der Trainer von RB Leipzig hielt seiner Mannschaft nach der 0:2 (0:0)-Pleite bei Eintracht Frankfurt eine deftige Standpauke. Tabellenfü­hrer ist der Brause-Klub noch, Meister wird er in der Form nicht. „So wirst du am Ende halt nur Vierter – wenn es gut läuft“, wetterte Nagelsmann. Er warf seinen Profis mangelnde Gier auf den Titel vor und fehlende Einstellun­g im Training. „Es ist die Frage: Wollen wir das Gipfelkreu­z erreichen oder bleiben wir kurz darunter stehen und genießen die schöne Aussicht“, philosophi­erte der 32-Jährige, der seinen Urlaub am liebsten in den Bergen verbringt.

Den Meisterkam­pf in der Fußball-Bundesliga machten die Leipziger mit dem Rückschlag vor den Augen von Bundestrai­ner Joachim Löw und 50 300 Zuschauern noch spannender. Ihre eigene Titelreife müssen sie nun gegen Borussia Mönchengla­dbach und beim Gipfel in zwei Wochen beim FC Bayern München beweisen. Von dem auf mittlerwei­le einen Punkt geschrumpf­ten Vorsprung auf den FC Bayern wollte Nagelsmann schon vor dessen Sieg gegen Schalke 04 am Abend nichts hören. „Wir stehen immer noch oben, aber wenn wir 100 Prozent des Gipfels erreichen wollen, müssen wir noch viel arbeiten“, mahnte er und redete sich in Rage: „Ich weiß nicht, ob jeder Spieler das verstanden hat. Die Entscheidu­ng trifft jeder für sich, ob er ein Gewinner sein will und etwas reißen will.“Und diese Entscheidu­ng beginne „schon zwischen den

Ohren: Nicht der, der am meisten darüber spricht, sondern der am meisten Punkte holt, gewinnt am Ende.“Sein Team hatte nach neun ungeschlag­enen Partien erstmals wieder verloren, es war die dritte Saisonnied­erlage für den Herbstmeis­ter. Nachdem RB bei seiner Serie zuletzt immer mindestens drei Tore erzielt hatte, gingen die Gäste und damit auch Torjäger Timo

Werner (20 Treffer) diesmal leer aus. Das war RB in der gesamten Saison noch nicht passiert. Eine Halbzeit lang spielte Leipzig die Eintracht her, dann fiel das überrasche­nde 0:1 durch einen Direktschu­ss von Almamy Touré (48. Minute). Filip Kostic machte den Coup der Frankfurte­r mit dem 2:0 (90.+4) perfekt. So untermauer­te die Eintracht ihren Ruf als Favoritens­chreck. Das wiedererst­arkte Team von Adi Hütter feierte nach dem 5:1 gegen den FC Bayern und dem 3:0 gegen Bayer Leverkusen einen weiteren Erfolg gegen ein Spitzentea­m. „Vielleicht sollten wir in einer eigenen Liga spielen und sagen: Wir spielen nur noch gegen diese Mannschaft­en. So eine Art Super League in der Bundesliga“, scherzte Sportvorst­and Fredi Bobic.

Tore 1:0 Touré (48.), 2:0 Kostic (90.+4) Zuschauer 50 300

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Foto: dpa Nicht gut auf seine Mannschaft zu sprechen: Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann.

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