Mit freundlichen Grüßen an die Konkurrenz
Bundesliga Die Münchner zeigen beim 5:0 gegen Schalke, dass sie sich in bestechender Form befinden. An dem Mittelfeld um den überragenden Thiago dürften auch noch andere Mannschaften zerbrechen
München David Wagner haderte nicht, kritisierte nicht, beschwerte sich nicht. Der Trainer des FC Schalke 04 akzeptierte einfach. Akzeptierte, dass seine Mannschaft an einem FC Bayern zerbrach, der „bockstark“gespielt habe. Eine Stunde nachdem sein Team mit 0:5 verloren hatte, analysierte Wagner sachlich, wie es zu dieser Niederlage kam, deren einziger glücklicher Umstand war, dass sie nicht noch höher ausfiel. „Wir hatten uns zwei Optionen parat gelegt. Vorne Anlaufen wie gegen Gladbach, das hat in den ersten zehn Minuten nicht funktioniert. Aus dem tiefen Pressing und mit Kontern hat es danach auch nicht funktioniert. Bayern war einfach klar besser“, fasste Wagner das Gesehene zusammen.
Es war vor allem das Münchner Mittelfeld-Trio, das die Schalker immer und überall ins Leere laufen ließ. Sie spielten Haase und Igel mit ihrem Gegner. Niemand im Kader der Münchner versteht sich darauf so gut wie Thiago. Zusammen mit Joshua Kimmich spielte er die Schalker Offensive aus, als diese anfangs weit in der Münchner Hälfte angriff. Später waren es auch Thiagos Pässe, denen die Schalker Defensive nur verblüfft hinterherschauen konnten. Zusammen mit dem immer wieder energisch in die Spitze vorstoßenden Leon Goretzka war das Bayern-Mittelfeld für sämtliche Aufgaben gewappnet, die ein Bundesligaspiel so mit sich bringt.
Weil zudem auch noch Robert Lewandowski weiterhin in jedem Spiel trifft und sich Thomas Müller gewinnbringend in Szene setzt, wirken die Münchner Kampfansagen in Richtung Leipzig nicht als aufgeplustertes Gegockele in der Ehre verletzter Gewohnheitsmeister – sondern als realistisches Szenario. „Wir wollen auf jeden Fall an die Tabellenspitze. Da sieht sich der FC Bayern, da sehen wir Spieler uns.
Darauf arbeiten wir hin“, sagte Müller. In zwei Wochen treffen die Münchner zu Hause auf die Leipziger. Spätestens dann soll der Tabellenführer wieder FC Bayern heißen.
Mit Thiago, Goretzka und Kimmich scheint Trainer Hansi Flick eine Mittelfeld-Kombination gefunden zu haben, die auch den flinken Leipzigern das Spiel entreißen kann. Zudem bewies Thiago mit seinem zweiten Treffer im zweiten Rückrundenspiel (in der Vorrunde traf er überhaupt nicht), dass er nicht nur für das Gleichgewicht im Spiel der Bayern wichtig ist, sondern auch bedeutsam für die Anzeigetafel sein kann. Dass Goretzka wiederum gegen seinen Ex-Verein traf, überraschte weniger – eher schon, dass er seinen Treffer vor der Schalker Kurve feierte. „Ich bin kein Fan davon, wenn man seinen Jubel unterdrückt. Ich empfinde das immer ein bisschen scheinheilig. Wenn man ein Tor schießt, sollte man sich auch darüber freuen dürfen“, so der 24-Jährige.
Nach dem fulminanten Start ins neue Jahr stehen die Münchner früher, als sie es selbst erwartet haben, vor Luxusproblemen. Wohin mit Coutinho? Und Gnabry? Was ist mit Kingsley Coman, wenn er wieder fit ist? Steht die Abwehr nicht auch ohne den bald wieder einsatzbereiten Lucas Hernández ganz ausgezeichnet. Und: Warum noch mal hat man gerade Rechtsverteidiger Álvaro Odriozola ausgeliehen? Luxusprobleme sind der Münchner Lieblingsprobleme.
FC Bayern München Neuer – Pavard, Boateng, Alaba, Davies – Kimmich, Thiago (61. Philippe Coutinho) – Müller, Goretzka (78. Tolisso), Lewandowski – Perisic (68. Gnabry)
FC Schalke 04 M. Schubert – Kenny (80. McKennie), Kabak, Nastasic, Oczipka – Mascarell – D. Caligiuri, Serdar – Harit – Gregoritsch (57. Kutucu), Matondo (57. Boujellab) Schiedsrichter Manuel Gräfe (Berlin) Zuschauer 75 000 (ausverkauft) Tore 1:0 Lewandowski (6.), 2:0 Müller (45.+2), 3:0 Goretzka (50.), 4:0 Thiago (58.), 5:0 Gnabry (89.)