Die Krux mit dem Sprung
Nordische Kombination Die deutschen Athleten hadern beim Heimweltcup in Oberstdorf mit der Schanze. Norwegen dominiert
Oberstdorf Es war die Szene, beispielhaft für das gesamte Wochenende. Bildhaft für die Sprung-Misere der deutschen Nordischen Kombinierer. Johannes Rydzek donnerte seine Skier auf das Absperrgitter, feuerte Handschuhe hinterher und ließ Helm folgen. Soeben war der 28-jährige Oberstdorfer beim Heimweltcup mit dem Sprung auf 112,5 Meter hinter seinen Erwartungen zurückgeblieben, hatte sich satte 3:26 Minuten Rückstand auf die Weltspitze eingehandelt – und ließ dem Frust freien Lauf. „Ich hätte gerne mehr gezeigt. Ich habe leider nicht hingekriegt, was ich mir vorgenommen habe“, sagte Rydzek. Dass sich der sechsfache Weltmeister zum Ende des Weltcups nach gewohnt starker Leistung in der Loipe beim Sieg des norwegischen Ausnahme-Athleten Jarl Magnus Riiber noch vom 35. noch auf den 27. Rang vorarbeitete, verbesserte die Laune aber merklich.
Denn die Krux mit dem Sprung hat der Doppel-Olympiasieger von Pyeongchang nicht exklusiv. Das Sprungproblem im DSV-Team, das sich durch die gesamte Saison zieht und bereits beim Teamwettkampf am Samstag fortgesetzt hatte, fand im Springen zum Einzelwettkampf am Sonntag den Tiefpunkt. Auch der in diesem Winter stabilste Deutsche, Vinzenz Geiger, musste schon mit 2:46 Minuten auf die Spitze ins
Rennen. „Es ist frustrierend, dass irgendwie der Knick drin ist“, sagte der 22-jährige Oberstdorfer, der sich auf den 17. Rang vorarbeitete. „Ich habe mich über die Tage schwergetan auf der Schanze. Es war nicht das, wo ich hinwollte.“Allein die auf der Schanze formstarken Manuel Faißt (132 Meter) und Fabian Rießle (126) sprangen solide, landeten letztlich auf den Rängen neun und fünf.
Es scheint beinahe, als unterlägen gerade die Lokalmatadore einem Heimfluch auf ihrer Schattenbergschanze. Denn bereits am Vortag waren die deutschen Adler nicht nur den Branchenführern aus Norwegen nur hinterhergesprungen. Mit 1:46 Minute Rückstand auf die Skandinavier war die deutsche Auswahl um Geiger, Rydzek, Rießle und Faißt als Vierte in die Loipe gegangen – und arbeitete sich zumindest auf Rang zwei vor.
Und so sank sie auch etwas, die Frust-Grenze. Denn in der Rückschau überwog das Positive am Nordic Weekend, das Athleten wie Organisatoren zu Testwettkämpfen für die Nordische Ski-WM 2021 diente. „Es war eine tolle Stimmung hier in Oberstdorf“, sagte Vinzenz Geiger. Und sein Trainingskollege Johannes Rydzek ergänzte: „Ich nehme viel Positives mit. Wir haben eine unglaubliche Stimmung, coole Strecken und wenn ich nächstes Jahr dabei bin, weiß ich, dass es eine geniale WM wird.“