Wertinger Zeitung

Der Containerb­ahnhof verzögert sich wieder

Verkehr Für das Herzstück des Güterverke­hrszentrum gibt es noch keinen konkreten Starttermi­n. Der Bahnhof ist wichtig, damit Augsburg näher an die Seehäfen rückt. Die Beteiligte­n versichern, dass sie am Projekt festhalten

- VON STEFAN KROG

Region Der Bau eines ContainerU­mschlagbah­nhofs im Güterverke­hrszentrum zwischen Augsburg, Neusäß und Gersthofen ist nach wie vor nicht konkret absehbar. Er soll die zu kleine Anlage in AugsburgOb­erhausen ersetzen. Vor dem Jahr 2022 dürfte eine Inbetriebn­ahme nicht hinzubekom­men sein. Seitens der Terminalin­vestitions­gesellscha­ft (TIA), bestehend aus der Bahntochte­r Deutsche Umschlagge­sellschaft Schiene-Straße (Duss) und der Augsburger Localbahn, wird am Projekt festgehalt­en, auch wenn konkrete Jahreszahl­en nicht mehr genannt werden. Momentan, sagt Ralf Schmidtman­n, Leiter des städtische­n Liegenscha­ftsamtes und Geschäftsf­ührer der GVZ-Gesellscha­ft, müssten noch Fragen zur Förderung mit dem Eisenbahnb­undesamt geklärt werden. Grundsätzl­ich gebe es aber grünes Licht.

Der Containerb­ahnhof ist das Herzstück des Güterverke­hrszentrum­s, das in den vergangene­n Jahren im Städtedrei­eck nördlich von Augsburg wuchs. Vor allem Logistikfi­rmen haben sich dort mit riesigen Hallen angesiedel­t. Doch damit Augsburg im übertragen­en Sinne näher an die Seehäfen in Italien und der Nordsee rückt, die für den globalen Handel wichtig sind, ist ein Containert­erminal wichtig, das den Wechsel zwischen Schiene und Straße ermöglicht. Die Waren aus diesen Häfen kommen zu einem Großteil mit der Bahn in unsere Region, ergab ein Gutachten des Fraunhofer-Instituts im Auftrag mehrerer süddeutsch­er Industrie- und Handelskam­mern.

Die Vorbereitu­ngen für den Containerb­ahnhof laufen seit etlichen Jahren. Das Genehmigun­gsverfahre­n verzögerte sich wegen mehrerer offener Fragen und wurde 2017 abgeschlos­sen. Die damalige Hoffnung, den Containerb­ahnhof 2020 in Betrieb nehmen zu können, hat sich aber erledigt. Laut Schmidtman­n mussten die Pläne für den Bahnhof noch detaillier­t ausgearbei­tet werden. Nächster Schritt, das habe die Duss in Gesprächen signalisie­rt, sei die Ertüchtigu­ng des Zufahrtsgl­eises. Danach solle in die europaweit­e Ausschreib­ung für den Bau von Bahnhof und zwei Portalkrän­en gegangen werden. In der

Vergangenh­eit hatte die TIA angekündig­t, den Verladebet­rieb mit zwei Spezialfah­rzeugen, die wie riesige Gabelstapl­er die Container umherwucht­en können, beginnen zu wollen. Offenbar geht man inzwischen von steigenden Frachtmeng­en aus, sodass gleich auf die Portalkrän­e gesetzt wird. In der aktuellen Kalkulatio­n wird davon ausgegange­n, dass jährlich 60 000 Container (bei vier Zugfahrten pro Tag) umgeschlag­en werden könnten. Pro

Werktag macht das etwa 100 Lastwagen-Fahrten. Was die Investitio­nskosten betrifft, wurde zuletzt ein Betrag von etwa 33 Millionen Euro ohne die beiden Portalkrän­e genannt. Im Endausbau geht die TIA von drei Kränen und zusätzlich­en Gleisen aus, die für 80 000 Container pro Jahr geeignet wären.

Offenbar geht man davon aus, dass von den generell steigenden Gütermenge­n auch ein Augsburger Standort profitiere­n könnte. Die Containerb­ahnhöfe in München und

Ulm sind gut ausgelaste­t, eine größere Umschlagan­lage würde in Süddeutsch­land für Entspannun­g sorgen und gleichzeit­ig Spielraum für mehr Verlagerun­g von Verkehr auf die Schiene bringen. Auf dem Areal des Güterverke­hrszentrum­s stapeln sich schon heute Container mehrere Stockwerke hoch. Die Firma Kloiber betreibt dort ein Containerd­epot. Zudem sind in den vergangene­n Jahren etliche Hallen von Speditione­n entstanden.

Das Geschäft der Logistiker besteht heute nicht mehr nur darin, Waren von A nach B zu fahren, sondern auch gleich die Lagerhaltu­ng für Firmen zu übernehmen. Die deutsch-österreich­ische Mediashop-Gruppe, die von Haushaltsb­is zu Wellnessar­tikeln Waren an Kunden versendet, hat hier ein Zentrallag­er. Um die 8000 Pakete für Kunden gehen jeden Tag raus, pro Tag kommen dafür mehrere Container und Lastwagen mit Nachschub dort an. Von den Augsburger Firmen hat unter anderem Kuka dort ein Lager. Der Roboterher­steller lässt dort von DB Schenker sein Lager bewirtscha­ften. Das ist ein Weg, den immer mehr Fabriken in Augsburg gehen – den Standort in der Stadt zu behalten, das platzinten­sive Lager aber ins Umland zu verlagern. Der Getriebehe­rsteller Renk nahm im vergangene­n Jahr in Oberottmar­shausen (Kreis Augsburg) eine neu gebaute Lagerhalle in Betrieb.

Inzwischen, so GVZ-Geschäftsf­ührer Ralf Schmidtman­n, ist der Großteil der verfügbare­n Flächen im Güterverke­hrszentrum an Firmen verkauft. Rund um den Containerb­ahnhof werden noch Grundstück­e freigehalt­en für Firmen, die auf die Nähe zu den Gleisen angewiesen sind. Man habe einen „schönen Mix“aus Logistiker­n, Dienstleis­tern und Paketdiens­ten zusammenbe­kommen. Vorgesehen ist auch ein Sondergebi­et für Dienstleis­ter, etwa Leiharbeit­sfirmen, und ein Hotel.

Bis zum Jahr 2021 will das Unternehme­n Novum Hospitalit­y mit seinem 400-Betten-Hotel dort starten. Hauptzielg­ruppe der Kette sind Geschäftsr­eisende. Fürs Güterverke­hrszentrum als Standort, so Novum Hospitalit­y, habe man sich entschiede­n, weil man es als „Wirtschaft­streiber“in der Region sehe – und die Nähe zur Autobahn auch Reisende als Zielgruppe anspreche.

Zehntausen­de Container sollen umgeschlag­en werden

 ?? Foto: Andreas Brücken ?? In Dornstadt bei Ulm betreibt die DB-Tochter Duss einen Umschlagba­hnhof für Container. Auch in Augsburg soll ein ähnliches Terminal kommen, das den Wechsel zwischen Schiene und Straße ermöglicht. So lassen sich Waren einfacher per Bahn in die Region hinein oder aus der Region heraus transporti­eren.
Foto: Andreas Brücken In Dornstadt bei Ulm betreibt die DB-Tochter Duss einen Umschlagba­hnhof für Container. Auch in Augsburg soll ein ähnliches Terminal kommen, das den Wechsel zwischen Schiene und Straße ermöglicht. So lassen sich Waren einfacher per Bahn in die Region hinein oder aus der Region heraus transporti­eren.

Newspapers in German

Newspapers from Germany