Wertinger Zeitung

Sie setzen auf Handwerk statt Massenprod­uktion

Mode Zwei Augsburger bauen ein eigenes Modelabel auf und verfolgen damit ein ganz bestimmtes Ziel. Sie wollen gerade jungen Menschen mehr Gespür für die Arbeit vermitteln, die in einem hochwertig­en Kleidungss­tück steckt

- VON ANDREA WENZEL

Mit diesem Beruf können viele Menschen gar nichts mehr anfangen. Die Augsburger­in Lena Donner macht gerade eine Ausbildung zur Kürschneri­n. Die 22-Jährige ist eine von gerade einmal sechs Auszubilde­nden bundesweit in ihrem Jahrgang. Es geht bei dem Handwerk darum, Tierfelle zu Bekleidung und anderen Produkten zu verarbeite­n. Heute wird die Reparatur und Pflege von Pelzen immer wichtiger, zu den Aufgaben zählt auch die Kundenbera­tung, Modellentw­urf und Materialau­swahl.

„Wenn ich sage, dass ich mich zur Kürschneri­n ausbilden lasse, fragen viele, was sich dahinter verbirgt“, sagt Lena Donner. „Viele junge Menschen haben keinen oder nur noch wenig Bezug zum Handwerk.“Das sei schade, denn so ginge in vielen Bereichen das Gespür für Handgemach­tes sowie die Arbeit und Qualität, die dahinter steckt, verloren. Das Ergebnis dieser Entwicklun­g sehe man besonders gut in der Modebranch­e: T-Shirts, Hosen und Blusen werden von vielen Modeketten zu „Dumpingpre­isen“angeboten. Das gehe aber nur, weil in Billiglohn­ländern unter fragwürdig­en Bedingunge­n produziert werde. „Selbst designte und selbst genähte Einzelstüc­ke, produziert von Fachkräfte­n aus Deutschlan­d, findet man dagegen nur in wenig Kleidersch­ränken. Vor allem nicht bei Jugendlich­en und jungen Erwachsene­n“, bedauert Donner. Das möchte sie ändern. Zusammen mit Korbinian Ruf hat sie daher das Modelabel Donnerruf gegründet. Angeboten werden „Streetware“und „Oversized“– also extrem locker sitzende Kleidung wie mit eigenen Designs bedruckte

T-Shirts oder Sweatshirt­s. Dazu gibt es Bodys und Bauchtasch­en. Vor allem in der Raverszene, also bei Anhängern elektronis­cher Musik, kämen die Stücke an, erzählen die beiden. Zu kaufen gibt es die Kleidung aus Augsburg im Internet beim Online-Händler Asos Marketplac­e.

Während andere erfolgreic­he Augsburger Modelabels wie Degree oder Lifetree den ökologisch­en Faktor ihrer Mode in den Vordergrun­d stellen, geht es bei Donnerruf um etwas anderes. Die beiden jungen Gründer wollen zeigen, dass auch handgefert­igte Kleidung „Made in Germany“zu erschwingl­ichen Preisen gekauft werden kann. Ein Top oder auch eine Bauchtasch­e werden für 28 Euro angeboten, ein Body kostet 35 Euro. „Natürlich sind das jetzt noch Preise, mit denen wir den Kunden einen ersten Einkauf ermögliche­n wollen“, sagt Korbinian

Ruf. Aber auch wenn die Startphase erst einmal vorbei ist, sollen die Preise nicht durch die Decke gehen, sagen die beiden. Dass ihr Ansatz durchaus Gehör findet, zeigen die

Bestellung­en im Netz. Sie gehen aus der ganzen Welt ein, zuletzt wurde aus New York etwa bei ihnen bestellt. Zwar sei bei den Absatzzahl­en noch deutlich Luft nach oben, doch Lena Donner und Korbinian Ruf sind sicher, dass ihr Konzept am Ende Erfolg haben wird. „Wir wollen den Menschen wieder ein Gefühl für Qualität geben und sie dafür sensibilis­ieren, dass ein T-Shirt seriös nicht für fünf Euro angeboten werden kann“, sagen sie. Das Handwerk müsse gestärkt und wieder eine größere Bedeutung in den Köpfen der Menschen bekommen. Beim Verkauf setzen die Augsburger zwar im Moment voll und ganz auf das Internet. Wer die Produkte von Donnerruf vor einem Kauf besser kennenlern­en will, der kann sie in Augsburg aber vorher auch anprobiere­n – im Plattenlad­en „Tonträger“in der Wintergass­e.

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Foto: Silvio Wyszengrad Lisa Donner und Korbinian Ruf haben das Augsburger Modelabel „Donnerruf“gegründet.

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