Sie setzen auf Handwerk statt Massenproduktion
Mode Zwei Augsburger bauen ein eigenes Modelabel auf und verfolgen damit ein ganz bestimmtes Ziel. Sie wollen gerade jungen Menschen mehr Gespür für die Arbeit vermitteln, die in einem hochwertigen Kleidungsstück steckt
Mit diesem Beruf können viele Menschen gar nichts mehr anfangen. Die Augsburgerin Lena Donner macht gerade eine Ausbildung zur Kürschnerin. Die 22-Jährige ist eine von gerade einmal sechs Auszubildenden bundesweit in ihrem Jahrgang. Es geht bei dem Handwerk darum, Tierfelle zu Bekleidung und anderen Produkten zu verarbeiten. Heute wird die Reparatur und Pflege von Pelzen immer wichtiger, zu den Aufgaben zählt auch die Kundenberatung, Modellentwurf und Materialauswahl.
„Wenn ich sage, dass ich mich zur Kürschnerin ausbilden lasse, fragen viele, was sich dahinter verbirgt“, sagt Lena Donner. „Viele junge Menschen haben keinen oder nur noch wenig Bezug zum Handwerk.“Das sei schade, denn so ginge in vielen Bereichen das Gespür für Handgemachtes sowie die Arbeit und Qualität, die dahinter steckt, verloren. Das Ergebnis dieser Entwicklung sehe man besonders gut in der Modebranche: T-Shirts, Hosen und Blusen werden von vielen Modeketten zu „Dumpingpreisen“angeboten. Das gehe aber nur, weil in Billiglohnländern unter fragwürdigen Bedingungen produziert werde. „Selbst designte und selbst genähte Einzelstücke, produziert von Fachkräften aus Deutschland, findet man dagegen nur in wenig Kleiderschränken. Vor allem nicht bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen“, bedauert Donner. Das möchte sie ändern. Zusammen mit Korbinian Ruf hat sie daher das Modelabel Donnerruf gegründet. Angeboten werden „Streetware“und „Oversized“– also extrem locker sitzende Kleidung wie mit eigenen Designs bedruckte
T-Shirts oder Sweatshirts. Dazu gibt es Bodys und Bauchtaschen. Vor allem in der Raverszene, also bei Anhängern elektronischer Musik, kämen die Stücke an, erzählen die beiden. Zu kaufen gibt es die Kleidung aus Augsburg im Internet beim Online-Händler Asos Marketplace.
Während andere erfolgreiche Augsburger Modelabels wie Degree oder Lifetree den ökologischen Faktor ihrer Mode in den Vordergrund stellen, geht es bei Donnerruf um etwas anderes. Die beiden jungen Gründer wollen zeigen, dass auch handgefertigte Kleidung „Made in Germany“zu erschwinglichen Preisen gekauft werden kann. Ein Top oder auch eine Bauchtasche werden für 28 Euro angeboten, ein Body kostet 35 Euro. „Natürlich sind das jetzt noch Preise, mit denen wir den Kunden einen ersten Einkauf ermöglichen wollen“, sagt Korbinian
Ruf. Aber auch wenn die Startphase erst einmal vorbei ist, sollen die Preise nicht durch die Decke gehen, sagen die beiden. Dass ihr Ansatz durchaus Gehör findet, zeigen die
Bestellungen im Netz. Sie gehen aus der ganzen Welt ein, zuletzt wurde aus New York etwa bei ihnen bestellt. Zwar sei bei den Absatzzahlen noch deutlich Luft nach oben, doch Lena Donner und Korbinian Ruf sind sicher, dass ihr Konzept am Ende Erfolg haben wird. „Wir wollen den Menschen wieder ein Gefühl für Qualität geben und sie dafür sensibilisieren, dass ein T-Shirt seriös nicht für fünf Euro angeboten werden kann“, sagen sie. Das Handwerk müsse gestärkt und wieder eine größere Bedeutung in den Köpfen der Menschen bekommen. Beim Verkauf setzen die Augsburger zwar im Moment voll und ganz auf das Internet. Wer die Produkte von Donnerruf vor einem Kauf besser kennenlernen will, der kann sie in Augsburg aber vorher auch anprobieren – im Plattenladen „Tonträger“in der Wintergasse.