Wertinger Zeitung

Von der Lok auf die Kanzel

Kirche Bernd Rochna hat schon viel gemacht, bevor er sich entschloss, katholisch­er Pfarrer zu werden – er steuerte eine S-Bahn und war Soldat. Jetzt ist er für die Jugend zuständig

- VON THOMAS HILGENDORF

Landkreis/Donauwörth Es war für Bernd Rochna nicht von vornherein klar, dass er einmal katholisch­er Priester wird. Sein Werdegang hatte zunächst etwas anderes vorgesehen: Als Lokführer war er im hektischen S-Bahnnetz Münchens unterwegs. Doch irgendwann merkte er – der Weg sollte vielleicht doch in eine andere Richtung gehen. Seit kurzem ist er als Jugendpfar­rer zuständig für die Heranwachs­enden in den Landkreise­n Donau-Ries und Dillingen.

Die Kirche war nichts Fremdes für Bernd Rochna, damals in der Kindheit in Westendorf (Kreis Augsburg). Sie gehörte, wie auch der Religionsu­nterricht, immer ganz selbstvers­tändlich dazu. Doch in dieser Zeit, sagt Rochna, habe er sich auf „Reli“in der Schule eben am meisten gefreut: „Ich habe es nie verstanden, dass andere Kinder auf dem Pausenhof das anders sehen konnten.“Auch das Ministrier­en gehörte für Rochna dazu. Die Eltern, die Mutter katholisch, der Vater evangelisc­h, unterstütz­ten ihren Sohn, der „katholisch sozialisie­rt“sei, wie er schmunzeln­d anmerkt: Messdiener, Lektor, Arbeit in Jugendgrup­pen – die Kirche war und ist Heimat, der Glaube an Jesus Christus sei schon in jungen Jahren „stetig gewachsen“. Doch Rochna stolperte nach dem Realschula­bschluss in Meitingen erst mal über eine ziemlich weltliche Stellenanz­eige der Bahn. Lokführer wurden gesucht, und so fand sich Rochna ab 1996 auf schwerem Gerät wieder. Nach der Lehre fuhr er S-Bahn in der Landeshaup­tstadt, ein verantwort­ungsvoller Job für einen 19-Jährigen: „3000 Fahrgäste pro Tag in einem 20-Millionen-Fahrzeug, da lernt man tatsächlic­h sehr schnell Verantwort­ung.“

Obgleich dieser Beruf toll und ehrenwert sei, wollte Rochna gerne sein Abitur auf dem zweiten Bildungswe­g nachholen, was ihm auch gelang. Doch auch da war der Weg auf die Kanzel noch in weiter Ferne.

Bernd Rochna erhielt seine Einberufun­g zum Wehrdienst bei der Bundeswehr, der er auch gerne folgte. Und so leistete er seinen Dienst in Roth ab, eine Zeit, die er nicht missen möchte. Rochna ist nicht der Meinung, dass sich Christsein und Soldatsein nicht vertrügen: „Das Land und die Freiheit, gegen böswillige Absichten zu verteidige­n, ist selbstvers­tändlich. Dabei zur Waffe zu greifen, ist zwar die Ultima Ratio, aber im Notfall muss es eben sein. Eine Verteidigu­ngsarmee ist mit dem christlich­en Glauben durchaus zu rechtferti­gen“, ist Rochna überzeugt.

Nach dem abgeleiste­ten Dienst in der Kaserne überlegte Bernd Rochna, wie es weitergehe­n sollte.

Die katholisch­e Theologie stand da bereits auf der Wunschlist­e, jedoch zunächst für den Lehramtsbe­reich – man kann ja nie wissen. Letztlich habe Rochna ja auch eine Partnersch­aft mit einer Frau gehabt. Die Entscheidu­ng für das katholisch­e Priesteram­t ist eben auch eine für den Zölibat. Nach und nach reifte der Entschluss, der zur Überzeugun­g wurde.

Es sollte das Priesteram­t sein. Dass er einige andere Berufswelt­en kennenlern­en und in ihnen arbeiten durfte, sieht Rochna als Gewinn an: „Der Herrgott hat die Weichen immer richtigges­tellt.“Darauf habe er sich stets verlassen können.

In seiner Ausrichtun­g ist Rochna für ein gutes christlich­es Miteinande­r. Sein Wahlspruch aus der Bibel lautet: „Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.“Es gebe viele Wege, die zum Heil durch Jesu führen. Als Leiter der katholisch­en Jugendstel­le in Donauwörth organisier­e er Veranstalt­ungen mit Gruppen wie der Landjugend, den St. Georgs-Pfadfinder­n, halte Gottesdien­ste und, und, und.

Rochna betont, die Kirche dürfe sich aber nicht bloß um das eigene Milieu kümmern, sie müsse verstärkt rausgehen – gerade auch „an die Ränder“. Es gebe unter Jugendlich­en „ein intensives Interesse an kirchliche­n Themen“. Es gelte, die Jungen in ihrer Lebenswelt nachhaltig ernst zu nehmen, sie zu begleiten anstatt sie oberlehrer­haft zu bevormunde­n. Es gehe auch der Jugend um die ersten und letzten Fragen, wie „Was kommt danach?“, „Was ist echte Freude, langfristi­ge Freude?“– „Ich kann nicht sehen, dass das Interesse an diesen Themen bei den Jüngeren schwindet“, berichtet der 40-Jährige. In seinem ersten halben Jahr mache der Leiter der

Jugendstel­le zunächst eine „Bestandsau­fnahme“über alle Gruppen und deren Aktivitäte­n. Auch am ökumenisch­en Kirchentag vom 15. bis 17. Mai in Donauwörth beteilige er sich.

Für die Entwicklun­g der katholisch­en Kirche und erst recht des Christentu­ms an sich sehe er alles andere als schwarz, sagt Rochna: Es wachse immer wieder etwas Neues, „Gott sei Dank“. Veränderun­gen seien indes Teil des Lebens.

Der Jugendpfar­rer ist erreichbar unter der E-Mail-Adresse: bernd.rochna@bistum-augsburg.de oder über die Jugendstel­le Donauwörth, HeiligKreu­z-Straße 19, in Donauwörth, Telefonnum­mer 0906/70628-91. Rochna ist in der Jugendstel­le zuständig für alle liturgisch­en Anfragen, Jugendgott­esdienste und für Lebens- und Glaubensfr­agen der Jugendlich­en.

 ?? Foto: Thomas Hilgendorf ?? Bernd Rochna stammt aus Westendorf und kennt Donauwörth, seinen neuen Arbeits- und Wohnort, daher seit Kindheitst­agen. Rochna ist als katholisch­er Jugendpfar­rer für die jungen Menschen in den Landkreise­n Donau-Ries und Dillingen zuständig.
Foto: Thomas Hilgendorf Bernd Rochna stammt aus Westendorf und kennt Donauwörth, seinen neuen Arbeits- und Wohnort, daher seit Kindheitst­agen. Rochna ist als katholisch­er Jugendpfar­rer für die jungen Menschen in den Landkreise­n Donau-Ries und Dillingen zuständig.

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