Von der Lok auf die Kanzel
Kirche Bernd Rochna hat schon viel gemacht, bevor er sich entschloss, katholischer Pfarrer zu werden – er steuerte eine S-Bahn und war Soldat. Jetzt ist er für die Jugend zuständig
Landkreis/Donauwörth Es war für Bernd Rochna nicht von vornherein klar, dass er einmal katholischer Priester wird. Sein Werdegang hatte zunächst etwas anderes vorgesehen: Als Lokführer war er im hektischen S-Bahnnetz Münchens unterwegs. Doch irgendwann merkte er – der Weg sollte vielleicht doch in eine andere Richtung gehen. Seit kurzem ist er als Jugendpfarrer zuständig für die Heranwachsenden in den Landkreisen Donau-Ries und Dillingen.
Die Kirche war nichts Fremdes für Bernd Rochna, damals in der Kindheit in Westendorf (Kreis Augsburg). Sie gehörte, wie auch der Religionsunterricht, immer ganz selbstverständlich dazu. Doch in dieser Zeit, sagt Rochna, habe er sich auf „Reli“in der Schule eben am meisten gefreut: „Ich habe es nie verstanden, dass andere Kinder auf dem Pausenhof das anders sehen konnten.“Auch das Ministrieren gehörte für Rochna dazu. Die Eltern, die Mutter katholisch, der Vater evangelisch, unterstützten ihren Sohn, der „katholisch sozialisiert“sei, wie er schmunzelnd anmerkt: Messdiener, Lektor, Arbeit in Jugendgruppen – die Kirche war und ist Heimat, der Glaube an Jesus Christus sei schon in jungen Jahren „stetig gewachsen“. Doch Rochna stolperte nach dem Realschulabschluss in Meitingen erst mal über eine ziemlich weltliche Stellenanzeige der Bahn. Lokführer wurden gesucht, und so fand sich Rochna ab 1996 auf schwerem Gerät wieder. Nach der Lehre fuhr er S-Bahn in der Landeshauptstadt, ein verantwortungsvoller Job für einen 19-Jährigen: „3000 Fahrgäste pro Tag in einem 20-Millionen-Fahrzeug, da lernt man tatsächlich sehr schnell Verantwortung.“
Obgleich dieser Beruf toll und ehrenwert sei, wollte Rochna gerne sein Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nachholen, was ihm auch gelang. Doch auch da war der Weg auf die Kanzel noch in weiter Ferne.
Bernd Rochna erhielt seine Einberufung zum Wehrdienst bei der Bundeswehr, der er auch gerne folgte. Und so leistete er seinen Dienst in Roth ab, eine Zeit, die er nicht missen möchte. Rochna ist nicht der Meinung, dass sich Christsein und Soldatsein nicht vertrügen: „Das Land und die Freiheit, gegen böswillige Absichten zu verteidigen, ist selbstverständlich. Dabei zur Waffe zu greifen, ist zwar die Ultima Ratio, aber im Notfall muss es eben sein. Eine Verteidigungsarmee ist mit dem christlichen Glauben durchaus zu rechtfertigen“, ist Rochna überzeugt.
Nach dem abgeleisteten Dienst in der Kaserne überlegte Bernd Rochna, wie es weitergehen sollte.
Die katholische Theologie stand da bereits auf der Wunschliste, jedoch zunächst für den Lehramtsbereich – man kann ja nie wissen. Letztlich habe Rochna ja auch eine Partnerschaft mit einer Frau gehabt. Die Entscheidung für das katholische Priesteramt ist eben auch eine für den Zölibat. Nach und nach reifte der Entschluss, der zur Überzeugung wurde.
Es sollte das Priesteramt sein. Dass er einige andere Berufswelten kennenlernen und in ihnen arbeiten durfte, sieht Rochna als Gewinn an: „Der Herrgott hat die Weichen immer richtiggestellt.“Darauf habe er sich stets verlassen können.
In seiner Ausrichtung ist Rochna für ein gutes christliches Miteinander. Sein Wahlspruch aus der Bibel lautet: „Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.“Es gebe viele Wege, die zum Heil durch Jesu führen. Als Leiter der katholischen Jugendstelle in Donauwörth organisiere er Veranstaltungen mit Gruppen wie der Landjugend, den St. Georgs-Pfadfindern, halte Gottesdienste und, und, und.
Rochna betont, die Kirche dürfe sich aber nicht bloß um das eigene Milieu kümmern, sie müsse verstärkt rausgehen – gerade auch „an die Ränder“. Es gebe unter Jugendlichen „ein intensives Interesse an kirchlichen Themen“. Es gelte, die Jungen in ihrer Lebenswelt nachhaltig ernst zu nehmen, sie zu begleiten anstatt sie oberlehrerhaft zu bevormunden. Es gehe auch der Jugend um die ersten und letzten Fragen, wie „Was kommt danach?“, „Was ist echte Freude, langfristige Freude?“– „Ich kann nicht sehen, dass das Interesse an diesen Themen bei den Jüngeren schwindet“, berichtet der 40-Jährige. In seinem ersten halben Jahr mache der Leiter der
Jugendstelle zunächst eine „Bestandsaufnahme“über alle Gruppen und deren Aktivitäten. Auch am ökumenischen Kirchentag vom 15. bis 17. Mai in Donauwörth beteilige er sich.
Für die Entwicklung der katholischen Kirche und erst recht des Christentums an sich sehe er alles andere als schwarz, sagt Rochna: Es wachse immer wieder etwas Neues, „Gott sei Dank“. Veränderungen seien indes Teil des Lebens.
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Der Jugendpfarrer ist erreichbar unter der E-Mail-Adresse: bernd.rochna@bistum-augsburg.de oder über die Jugendstelle Donauwörth, HeiligKreuz-Straße 19, in Donauwörth, Telefonnummer 0906/70628-91. Rochna ist in der Jugendstelle zuständig für alle liturgischen Anfragen, Jugendgottesdienste und für Lebens- und Glaubensfragen der Jugendlichen.