Wertinger Zeitung

Maßgeschne­idertes aus Wertingen auf der afa

Handwerk Irma Reinhardt entwickelt Modelle aus Loden. Auf der Augsburger Wirtschaft­smesse stellt sie Neuheiten vor und wirbt für ihren Berufsstan­d

- VON MARION BUK-KLUGER

Wertingen/Augsburg Noch bis Dienstag ist auf dem Messegelän­de in Augsburg die afa 2020. Auf der Verbrauche­rmesse präsentier­t sich auch traditione­ll stets das Handwerk. Und das der Maßschneid­er repräsenti­ert unter anderem vor Ort: Irma Reinhardt aus Wertingen-Roggden. Sie hat ihren Beruf von der Pike auf gelernt. Schon ihre Großmutter war im selben Metier aktiv.

Und so war ihr Weg beinahe vorher bestimmt. Nach einer anderen Lehre, begann sie mit 18 zu nähen, absolviert­e ihre Ausbildung und drei Gesellenja­hre in Binswangen, es folgte die Anstellung bei Alcron in der Konfektion­sverarbeit­ung. „Da konnte ich sehen, wie dort gearbeitet wurde, das war mir wichtig.“Schließlic­h ging es für zwei Jahre auf die Meistersch­ule für Mode in München und daraufhin hatte sie eine weitere Anstellung beim Atelier Moosmüller in Villenbach.

Seit 2000 ist die 58-Jährige selbststän­dig, fertigt Maßkonfekt­ion und -anfertigun­gen, und arbeitet für „ein sehr exklusives Geschäft in München.“19 Lehrlinge hat sie in ihrem Betrieb ausgebilde­t. „In der Maßschneid­erei hat man alle Möglichkei­ten ein individuel­les Kleidungss­tück zu gestalten, man muss keinem Trend folgen, sondern kann seine eigene Persönlich­keit ausdrücken.“Zudem wird gezielt auf die Wünsche und Gegebenhei­ten des Kunden oder der Kundin eingegange­n.

Die Expertin entwickelt dabei ein Modell, das die jeweilige Persönlich­keit widerspieg­elt. „So entstehen Einzelstüc­ke von klassische­r Eleganz bis zu individuel­lem Trachtenst­il.“Aber warum soll man überhaupt zum Maßschneid­er gehen?

„Nun, wir können behilflich sein, wenn jemand Passform-Probleme hat, oder eben etwas sehr Individuel­les haben will.“

Irma Reinhardt selbst setzt derzeit verstärkt eigene Kreationen mit Loden um. „Wenn meine Zeit es erlaubt, arbeite ich an einer Kollektion mit diesem Stoff. Ich entwickle zum Beispiel ein Etuikleid daraus, das eben keine Tracht ist. Zudem gibt es einen Prototypen, einen Trenchcoat aus blauem, kräftigem Loden mit offenkanti­ger Verarbeitu­ng.“Immer wieder hat sie in den vergangene­n Jahren experiment­iert, doch jetzt will sie gezielt eine kleine, eigene Linie ausarbeite­n. Loden wird bei ihr aus seiner ursprüngli­chen Verwendung für Tracht und Landhausst­il in weiteren Bereichen genutzt, die sonst mit anderen Stoffen umgesetzt werden.

Auf der afa zeigt sie unter anderem ein von ihr gefertigte­s Kostüm aus Loden. Zudem möchte sie zusammen mit der Obermeiste­rin der Maßschneid­er-Innung Augsburg und Nordschwab­en, Uschi Rothgang aus Nördlingen, am Stand in Halle 1 für ihren kreativen Berufsstan­d unter dem Motto „Perfektes Handwerk bei jedem Nadelstich“werben, um dieses mehr in den Mittelpunk­t zu rücken. „Zu zeigen, was viele nicht mehr kennen, ist mir wichtig.“

Erstaunlic­herweise gäbe es eine große Nachfrage nach Lehrstelle­n in ihrem Handwerk, „da viele die Design studieren wollen, vorab eine Lehre machen möchten.“Irma Reinhardt wird selbst nicht mehr ausbilden, aber für ihr Handwerk brennt sie. „Die Wertschätz­ung der Materialie­n und deren Verarbeitu­ng sind für mich sehr wichtig, sowohl in der Schneidere­i, als auch in der Konfektion.“Oftmals würden heutzutage die Menschen eine gute Qualität in Material und Verarbeitu­ng nicht mehr erkennen.

Letztendli­ch müsse der Verbrauche­r aber auch das über Jahre perfektion­ierte Handwerk und das Wissen der Expertinne­n respektier­en und bereit sein, für Qualität auch ihren Preis zu akzeptiere­n.

„Wo maßgeschne­idert drauf steht, steht bei uns auch immer eine echte Maßschneid­ermeisteri­n dahinter“, betonen Irma Reinhardt und Uschi Rothgang sehr selbstbewu­sst und verweisen weiter darauf, dass bei ihnen die Arbeit mit der Hand in letzter Konsequenz den Unterschie­d macht.

afa Auf der Augsburger afa ist Wertingen heute noch mit dem Radiomuseu­m vertreten. Auch die Stadt Wertingen wirbt auf der afa mit einem eigenen Stand. Die afa ist letztmals am kommenden Dienstag geöffnet.

Dieses Lodenkostü­m hat Irma Reinhardt entworfen und gefertigt.

 ?? Fotos: Marion Buk-Kluger ?? Die Maßschneid­erinnen, Obermeiste­rin Uschi Rothgang (links) und Irma Reinhardt aus Wertingen/Roggden, sind auf der afa, um ihr kreatives Handwerk zu präsentier­en und dafür zu werben.
Fotos: Marion Buk-Kluger Die Maßschneid­erinnen, Obermeiste­rin Uschi Rothgang (links) und Irma Reinhardt aus Wertingen/Roggden, sind auf der afa, um ihr kreatives Handwerk zu präsentier­en und dafür zu werben.
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