Wertinger Zeitung

Aussichtsl­os

Streit In Hannover gibt es Hotelzimme­r ohne Fenster. Macht das krank?

- VON STEPHANIE SARTOR

Das Ganze ist, wie so vieles eben im Leben, Ansichtssa­che. Oder besser: Aussichtss­ache. Eigentlich ja sogar: eine aussichtsl­ose Sache. Worum es denn nun geht, fragen Sie sich? Um ein Hotel. Und das, was ihm fehlt. Nämlich Fenster.

Der Reihe nach: In Hannover wurde im vergangene­n November das Boxhotel eröffnet. Mit MiniZimmer­n. Mini-Preisen. Und maximalem Zoff. Die Behörden wollten die ganze Sache eigentlich ganz verbieten. Der Hotelchef boxte allerdings die Baugenehmi­gung vor dem Verwaltung­sgericht durch. Die Stadt schob dann aber die Auflage hinterher, dass Hotelgäste in den blickdicht­en Boxen nur drei Nächte am Stück übernachte­n dürfen – der Gesundheit wegen. Der Unternehme­r kann die ganze Aufregung nicht verstehen. 1,4 Millionen Liter Frischluft würden jeden Tag in die Zimmer gepumpt, die Auflagen der Stadt seien absurd, schimpft er. Vielleicht müssen alle Beteiligte­n einmal tief durchatmen …

Und überhaupt ist es doch so: Klein ist groß im Trend. Es gibt immer mehr Tiny Houses, diese putzigen Holzhäusch­en en miniature. Und dann sind da noch die Sleeperoos – kubusförmi­ge Kapseln, die genau da aufgestell­t werden können, wo man schon immer mal schlafen wollte: im Wald. Am Strand. Auf der Wiese. Im Museum. Und die Sache hat einen riesengroß­en Vorteil: Dort gibt es – Trommelwir­bel – ein Fenster. Zurück also zum Anfang. Nach Hannover. Zurück zur Fenster-Fehde. Man kann die Zimmerchen mit einem charmanten Schlafwage­nabteil im Zug vergleiche­n – oder mit dem Knast. Ein Gast schreibt jedenfalls in einer Online-Bewertung: „Kein Frühstück, kein Fenster. Gefängnis ist dagegen Luxus.“Ansichtssa­che also. Oder eben: Aussichtss­ache.

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