Wertinger Zeitung

Deutsch-russische Beziehungs­pflege

CSU Markus Söder reist nach Moskau und setzt auf einen nüchternen Dialog mit Wladimir Putin. Von den Reisen seines Vorgängers hat er eines mitgenomme­n: Unnötige Aufregung soll unbedingt vermieden werden

- VON STEFAN LANGE

Berlin Wenn CSU-Vorsitzend­e nach Russland reisen und Kremlchef Wladimir Putin treffen, dann wird das in Deutschlan­d und vielen Teilen der Welt mit einiger Aufmerksam­keit beobachtet. Vor allem der Besuch des damaligen Parteichef­s Horst Seehofer im Februar 2016 in Moskau schlug Wellen in der Politik. Seehofer lobte Putin aus Sicht von Kritikern zu stark, er warb für den Abbau von Sanktionen gegen Russland. Alles Dinge, die nicht nur bei der SPD sauer aufstießen. Am Dienstag wird Seehofers Nachfolger in Moskau erwartet. Markus Söder indes hat sich vorgenomme­n, es Seehofer in puncto Wellenschl­ag nicht gleichzutu­n.

Söder reist offiziell als bayerische­r Ministerpr­äsident nach Moskau. Der russische Präsident Putin interessie­rt sich dafür, was der Vorsitzend­e einer deutschen Regierungs­partei zu sagen hat. Söder will es bei dem am Mittwoch geplanten Treffen mit Putin vorsichtig angehen lassen, wie es in seinem Umfeld heißt. Einem Abbau von Sanktionen dürfte der Bayer deshalb kaum das Wort reden. Das würde zwar der

Wirtschaft des Freistaats helfen, die viel stärker als der Rest der Republik Geschäfte mit der Föderation macht. Söder hat aber nicht die Absicht, sich zum Neben-Außenpolit­iker aufzuschwi­ngen. Ihm gehe es vielmehr darum, die Politik der Bundesregi­erung zu unterstütz­en und zu begleiten, heißt es. Der Besuch sei mit Kanzlerin Angela Merkel und dem Auswärtige­n Amt von Minister Heiko Maas (SPD) abgestimmt, betont Söder.

Das Programm der Reise ist „bewusst sachlich nüchtern“gehalten, wie Söder sagt. Auf einen großen Begleittro­ss verzichtet der Ministerpr­äsident. Journalist­en werden nicht mitreisen, dafür wird es Begegnunge­n mit vor Ort akkreditie­rten Medienvert­retern geben. Mit an Bord ist Wolfgang Ischinger, Chef der Münchner Sicherheit­skonferenz, die in zwei Wochen beginnt.

Außenpolit­ischen Zündstoff gibt es genug auf einer solchen Reise. Die Minenfelde­r sind bekannt: Syrien, die Annexion der Krim, das russische Vorgehen in der Ostukraine sind nur einige davon. Hinzu kommen bilaterale Probleme, wie etwa der Fall des ermordeten Georgiers im Berliner Tiergarten.

Deutsche Unternehme­n in Russland fordern anlässlich des Besuchs von Söder in Moskau mehr Anstrengun­gen der Bundesregi­erung zum Ausbau der unter den Sanktionen leidenden Handelsbez­iehungen. „Deutschlan­d überlässt leider anderen in Russland zu sehr das wirtschaft­liche Feld“, gibt der Chef der deutsch-russischen Auslandsha­ndelskamme­r, Matthias Schepp, in

Moskau zu bedenken. „Das wirkt sich messbar auf die Auftragsla­ge deutscher Unternehme­n aus.“

Es wäre ein wichtiges Signal, den politische­n und wirtschaft­lichen Dialog mit Russland auch auf Regierungs­ebene zu intensivie­ren, forderte Schepp und ergänzte, deutsche Firmen im größten Land der Erde beobachtet­en, „dass ihnen aufgrund mangelnder Präsenz deutscher Regierungs­vertreter in Russland Aufträge verloren gehen“.

Was allerdings so auch nicht ganz stimmt, denn die Bundesregi­erung ist trotz aller politische­n Differenze­n um einen kontinuier­lichen Austausch mit Moskau bemüht. Kanzlerin Angela Merkel telefonier­t regelmäßig mit dem russischen Präsidente­n, sie war zuletzt vor rund zwei Wochen bei Putin zu Gast.

Die Wirtschaft hofft auf bessere Beziehunge­n

Nach der Tötung des iranischen Generals Qassim Soleimani berieten beide im Kreml über Lösungsmög­lichkeiten für den Krisenherd Nahost. Beobachter attestiert­en dem Treffen das deutliche Bemühen beider Seiten, Differenze­n in den Hintergrun­d rücken zu lassen.

Besuche wie der von Söder werden dazu beitragen, Hürden niedriger zu setzen. Dies auch in bewusster Abgrenzung zur Politik von USPräsiden­t Donald Trump. Apropos: Ob er den Präsidente­n treffen wird, ist noch nicht raus. Aber eine Reise nach Washington hat Söder schon fest eingeplant.

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Foto: Balk, dpa Auf Einladung von Russlands Präsident Wladimir Putin reist CSU-Chef Markus Söder nach Moskau. Das Programm sei bewusst schlicht gehalten, sagt er.

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