Wertinger Zeitung

Pragmatism­us beim Brexit gefragt

Wirtschaft will Lösung bis zum Jahresende

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München Der Bayerische Industrieu­nd Handelskam­mertag (BIHK) hat von der EU und Großbritan­nien ein Freihandel­sabkommen bis Jahresende gefordert. BIHK-Präsident Eberhard Sasse sagte am Montag in München: „Pragmatism­us muss vor Ideologie gehen.“Beide Seiten seien gefordert, jetzt eine tragfähige Lösung zu finden. Die Briten treten am Freitag aus der EU aus, bleiben aber noch für eine Übergangsz­eit bis Jahresende im EU-Binnenmark­t. In dieser Zeit wollen Brüssel und London über ein Freihandel­sabkommen verhandeln.

Auch Andreas Kopton, Präsident der IHK Schwaben, hat sich für einen zügigen Abschluss des Freihandel­sabkommens zwischen der Europäisch­en Union und dem Vereinigte­n Königreich ausgesproc­hen. „Unsere Produzente­n, Händler und Dienstleis­ter brauchen freie Bahn für ihre Geschäfte mit der Insel. Eine möglichst enge Anbindung Großbritan­niens an die EU, ohne Zölle oder andere Handelshem­mnisse, ist unerlässli­ch. Daher ist es die Aufgabe der Verhandlun­gspartner, einen schnellen, pragmatisc­hen und für beide Seiten guten Kompromiss zu finden.“

In Bayerisch-Schwaben unterhalte­n derzeit rund 500 Unternehme­n aktive Wirtschaft­sbeziehung­en ins Vereinigte Königreich. Laut BIHK haben britische Unternehme­n in Bayern 273 Niederlass­ungen und beschäftig­en 45000 Mitarbeite­r. Umgekehrt betreiben bayerische Firmen in Großbritan­nien 460 Niederlass­ungen mit 42 Milliarden Euro Umsatz. Rund 80000 Arbeitsplä­tze in Bayern sind dem Nürnberger Institut für Arbeitsmar­kt- und Berufsfors­chung zufolge vom Export in das Königreich abhängig. Vor allem Auto- und Maschinenb­auer und Elektroind­ustrie sind eng mit der Insel verflochte­n. War Großbritan­nien 2015 vor dem Brexit noch Bayerns zweitwicht­igster Exportmark­t, liegt es heute auf Platz fünf. Von Januar bis November 2019 sanken die bayerische­n Ausfuhren nach Großbritan­nien erneut um 2,4 Prozent auf 11,6 Milliarden Euro.

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