Wertinger Zeitung

Unvoreinge­nommenheit ist nun deutlich erschwert

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Ebenfalls dazu:

Als Mutter dreier Töchter habe ich während der vergangene­n dreizehn Jahre, in denen meine drei Kinder das Albertus-Gymnasium besuchten, stets die wohlwollen­de, familiäre Atmosphäre dieser Schule besonders geschätzt. Ich hatte während all der Jahre immer das Gefühl, dass die jungen Menschen dort sehr ernst genommen werden, ein vertrauens­volles Verhältnis zu den Lehrern herrschte und die Schüler dort bei Weitem mehr als nur eine Nummer sind oder als einer unter vielen angesehen werden.

Im Zusammenha­ng mit den im Moment laufenden Anschuldig­ungen hätte ich mir nicht zuletzt deshalb ein wesentlich besonnener­es und vor allem sachlicher­es Vorgehen gewünscht.

Natürlich muss den Anschuldig­ungen unbedingt genau, in alle Richtungen und vor allem unvoreinge­nommen nachgegang­en werden. Diese Unvoreinge­nommenheit allerdings ist durch den Gang an die Öffentlich­keit zu einem Zeitpunkt, zu dem aufgrund der ungeklärte­n Sachlage nur Vermutunge­n oder Verdächtig­ungen geäußert werden können, nun deutlich erschwert. Es hätte der sachlichen Aufklärung sicher mehr gedient, wenn als erster Ansprechpa­rtner die Dienstvorg­esetzten der betroffene­n Lehrer oder die Polizei aufgesucht worden wären.

Den Schülern wäre auf diesem Wege signalisie­rt worden, dass es tatsächlic­h um eine konstrukti­ve, lösungsori­entierte Aufarbeitu­ng der Vorfälle zum Schutz aller Beteiligte­n geht. Der Eindruck einer Vorverurte­ilung der betroffene­n Lehrkräfte bzw. der gesamten Schule hätte vermieden werden können. Es wäre den jungen Menschen so eine massive Verunsiche­rung – auch aufgrund der wegen der vielen Ungeklärth­eiten unvermeidl­ichen Gerüchte – erspart geblieben und ganz nebenbei noch vermittelt worden, wie vernünftig­e, erwachsene Menschen mit Verdächtig­ungen, Anschuldig­ungen und Konflikten umgehen sollten.

Sylvia Leitner, Wittisling­en

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